Trommelschlegelfinger

Allgemeines

Trommelschlegelfinger (andere Schreibweise: Trommelschlägelfinger) sind kolbenförmige aufgetriebene Fingerendglieder, mit rundlichen Fingernägeln (Uhrglasnägel, watch-glass nails) auf dem Boden eines vermehrten periostalen Knochenanbaus (hypertrophe Osteoarthropathie, HOA). Sie werden im Englischen als drumstick fingers, finger clubbing, clubbed fingers oder digital clubbing bezeichnet.

In etwa der Hälfte der Fälle sind Trommelschlegelfinger assoziiert mit

  • einer Lungenkrankheit,
  • einer Herzkrankheit,
  • einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit oder
  • einer anderen Autoimmunkrankheit (s. u.).
  • einer Tumorkrankheit (Paraneoplasie).

In der anderen Hälfte kann eine Ursache nicht gefunden werden.

Die Erstbeschreibung der aufgetriebenen Fingerendglieder erfolgte durch Hippokrates vor 2500 Jahren. Die Anomalie wird daher gelegentlich als „Hippokratische Finger“ (Digiti hippocratici) bezeichnet. 1

Entstehung

Die Entstehungsmechanismen sind nicht völlig geklärt. Es werden jedoch der Thrombozyten-Wachstumsfaktor (PDGF) und der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) mitverantwortlich gemacht. 2 Verklumpungen von Megakaryozyten und Thrombozyten, die sich in den kleinsten Gefäßen der Finger und Zehen festsetzen, entlassen lokal diese Mediatorstoffe. Normalerweise werden sie in den kleinsten Lungengefäßen zurückgehalten. Wenn jedoch ein Rechts-Links-Shunt im Herzen oder pulmonale arteriovenöse Anastomosen existiert, durch den venöses Blut direkt auf die arterielle Seite des großen Kreislaufs gelangt, werden sie zu einem pathogenetischen Faktor. Kongenitale zyanotische Herzkrankheiten gehen daher relativ häufig mit Trommelschlegelfingern und Uhrglasnägeln einher. Auch Entzündungen an Klappen des linken Herzens (Aortenklappenendokarditis, Mitralklappenendokarditis) können Ursprung von kleinsten Thrombozytenagglomeraten sein und damit ein „Clubbing“ auslösen. 3

Differenzialdiagnosen

Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel. Die Ursache war nicht eruierbar.

Trommelschlegelfinger können als Einzelbefund auftreten, oder sie gehören zu einer hypertrophen Osteoarthropathie (HOA). Eine HOA ist durch eine Periostose der Röhrenknochen und gelegentlich schmerzhafte Gelenkvergrößerungen gekennzeichnet. Sie wurde ursprünglich als hypertrophe pulmonale Osteoarthropathie (HPOA) bezeichnet, da die meisten HOA-Fälle auf Lungenerkrankungen, insbesondere auf ein hochgradiges Lungenemphysem und auf bösartige Lungentumoren zurückzuführen sind. Da das Phänomen auch ohne Lungenkrankheit auftritt, wurde es später als „primäre hypertrophe Osteoarthropathie“ (PHO) oder Pachydermoperiostotis bezeichnet. 4 5

Trommelschlegelfinger werden bei einer Reihe von Krankheiten beobachtet. Zu ihnen gehören vor allem folgende:
  • Herzkrankheiten: z. B. zyanotische Herzfehler (angeborene Herzvitien mit Rechts-links-Shunt, Eisenmenger Syndrom), pulmonale Hypertonie. 7
  • Leberkrankheiten: Alkohol wurde in Indien bei Männern als häufigste Ursache festgestellt. 8
    • Paraneoplasie: Trommelschlegelfinger sind einigen Fällen Zeichen einer Paraneoplasie (Begleitsymptomatik von Tumoren, z. B. eines Bronchialkarzinoms 9 ) auftritt. Die Fingerendglieder können schmerzhaft sein. Therapeutische Erfolge werden mit Bisphosphonaten, z. B. Pamidronat oder Zolendronsäure erzielt. 10
  • Unilaterale Fingerauftreibungen bei Halbseitenlähmung, z. B. infolge zerebraler Blutung. 11

Diagnostik

Die Diagnostik sollte eine Untersuchung der Lungen und eine in erster Linie nicht invasive Untersuchung des Herzens bezüglich einer Lungenkrankheit (z. B. Lungenemphysem), einer pulmonalen Hypertonie, eines Lungentumors oder eines zyanotischen Herzfehlers beinhalten.

Wenn Trommelschlegelfinger ohne erkennbare Ursache (ohne Atemnot, körperliche Leistungseinschränkung oder chronisch entzündliche Darmerkrankung) auftreten, werden sie als idiopathisch bezeichnet. 12 13

Therapie

Das eigentliche Ziel einer Therapie ist die zugrunde liegende Erkrankung. Wenn „Digital Clubbing“ im Rahmen eines Tumors auftritt, kann eine Rückbildung durch eine Chemotherapie erreicht werden, wie dies für Lymphomkrankheiten beschrieben wurde. 6 In einer Literaturrecherche wurde festgestellt, dass Bisphosphonate in einem Teil der Fälle einer primären oder sekundären hypertrophen Osteoarthropathie wirksam waren. 14


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Verweise

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Referenzen

  1. Arthritis Rheum. 2007;36:380–5[]
  2. Lancet. 1991 Aug 3;338(8762):313-4. doi: 10.1016/0140-6736(91)90452-u.[]
  3. Eur J Clin Invest. 1993 Jun;23(6):330-8. doi: 10.1111/j.1365-2362.1993.tb02032.x.[]
  4. Presse Med. 1935;43:1820. 1935.[]
  5. Lung India. 2012 Oct;29(4):354-62[]
  6. Medicine (Baltimore). 2019 Dec;98(51):e18388. doi: 10.1097/MD.0000000000018388[][]
  7. CMAJ. 2010 Jun 15;182(9):E380. DOI: 10.1503/cmaj.091003[]
  8. J Assoc Physicians India. 1996 Mar;44(3):175-7. Erratum in: J Assoc Physicians India 1996 Aug;44(8):586[]
  9. Rom J Intern Med. 1992 Oct-Dec;30(4):281-4. PMID: 1299419.[]
  10. Semin Arthritis Rheum. 2011 Oct;41(2):291-6[]
  11. Clin Case Rep. 2022 Mar 1;10(3):e05519. doi: 10.1002/ccr3.5519[]
  12. Hautarzt. 1994 Dec;45(12):866-70[]
  13. N Engl J Med. 2000 Oct 26;343(17):1235. DOI: 10.1056/NEJM200010263431706[]
  14. Endocrine. 2024 Apr 2. doi: 10.1007/s12020-024-03804-5[]