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Definition
Bronchiektasen sind krankhafte lokal begrenzte, sackartige Erweiterungen der Bronchien, in denen sich schleimiges Sekret ansammelt und zu eitrigen Entzündungen führt. Von ihnen gehen rezidivierende Lungenentzündungen aus. Am häufigsten sind Frauen betroffen. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter. Typisch ist eitriger Auswurf, der insbesondere morgens auftritt. Eine morgendliche Bronchialtoilette zu Entfernung nächtlich angesammelten Schleims ist Basis einer effektiven Therapie und Vorbeugung einer Bronchopneumonie. Unterschieden werden eine idiopathische und eine postinfektiöse Bronchiektasie. Zudem gibt es bei der zystischen Fibrose ein hohes Risiko der Bronchiektasenbildung. (1)CMAJ. 2017 Jun 19;189(24):E828-E835. doi: 10.1503/cmaj.160830.
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Entstehung
Die Entstehung von Bronchiektasen wird durch mehrere Mechanismen gefördert:
- Angeborene Komponenten sind
- Entwicklungsstörungen des Bronchialsystems und der Lunge
- Störung der mukoziliären Clearance (Abtransport des durch die Bronchialschleimhaut gebildeten Schleims durch das Flimmerepithel der Schleimhaut, Beispiel Kartagener Syndrom)
- Bildung zu zähen Schleims (Beispiel Mukoviszidose)
- Alpha1-Antitrypsinmangel
- Erworbene Komponente: chronische Bronchitis mit gestörter Zilienfunktion des Bronchialepithels und lokalem Schleimverhalt. Rauchen und inhalative Stäube (inkl. Feinstaub) fördern eine Störung der mukoziliären Clearance und damit die Bildung einer chronischen Bronchitis und schließlich der Ausbildung von Bronchiektasen.
Bronchiektasen sind Ausgangspunkt für chronische eitrige Infekte der unteren Atemwege (chronische Bronchitis) und Bronchopneumonien. Damit ist die Entstehung von Bronchiektasen in der Folge einer chronischen Bronchitis selbst wieder ein verstärkender Faktor im Sinne eines Circulus vitiosus.
Symptomatik
Die Symptome einer chronischen Bronchitis mit produktivem Husten sind verstärkt vorhanden. Wenn der Schleim ständig eitrig (putride) aussieht und wenn besonders morgens besonders viel eitriger Schleim ausgehustet wird, so liegt der Verdacht auf Bronchiektasen nahe. Eine Anamnese mit rezidivierenden Bronchopneumonien ergänzt das Bild.
Diagnostik
Das Röntgenbild des Thorax und insbesondere die Computertomographie-Untersuchung lassen lokale Bronchiektasen und eine entzündliche Verdickung der Bronchialwände erkennen. Die Bronchoskopie erreicht die Bronchiektasen in der Regel nicht, kann aber zu Lavage und Absaugung eingesetzt werden. Eine Bronchographie lässt die Aussackungen sicher erkennen, ist aber meist zur Diagnosestellung nicht erforderlich.
Therapie
Bronchiektasen bilden sich nicht zurück und sind selbst daher nicht einer Behandlung zugänglich. Daher richten sich die Maßnahmen auf die Vorbeugung von Komplikationen wie rezidivierender Bronchopneumonien oder der Bildung eines Lungenabszesses. Folgende Empfehlungen sollten unbedingt eingehalten bzw. befolgt werden:
- Rauchen aufgeben! Den Reiz inhalativer Stäube reduzieren!
- Antibiotika, wenn erforderlich,
- inhalierbare Antibiotika können eine chronische bakterielle Infektion bekämpfen und Exacerbationen vorbeugen,
- Bronchialtoilette
Zu Antibiotika: Antibiotika sollten gezielt und nach Antibiogramm eingesetzt werden. Das Problem bei der Behandlung liegt darin, dass sich im Laufe der Zeit Resistenzen der bakteriellen Flora entwickeln, so dass eitriges Sputum ohne Entzündungsreaktion des Körpers nicht unbedingt antibiotisch behandelt werden sollte. Wenn jedoch pathogene Keime zu rezidivierenden Bronchopneumonien veranlassen, kann individuell eine Dauerbehandlung diskutiert werden, auch mit inhalativen Antibiotika. (2)Curr Opin Pulm Med. 2017 May;23(3):218-224. doi: 10.1097/MCP.0000000000000368. (3)Cochrane Database Syst Rev. 2015 Aug 13;(8):CD001392. doi: 10.1002/14651858.CD001392.pub3. Ein meist multiresistenten Keim, der sich in Bronchiektasen leicht einnistet und schwer eliminieren lässt, ist Pseudomonas aeroginosa (siehe hier).
Zur Bronchialtoitette: Insbesondere nachts sammelt sich durch Unterdrückung des Hustenreizes viel Sekret in den Bronchiektasen, das morgens expektoriert werden muss. Dazu ist es besonders hilfreich, wenn sich der Betroffene auf eine Seite legt und durch Hüsteln und gleichzeitiges Beklopfen der oben liegenden Lunge den Inhalt der Bronchiektasen löst und so in die Bronchien befördert, dass er abgehustet werden kann – am besten in leicht abschüssiger Lage (Kopftieflage) zu Erleichterung der Expektoration. Danach legt er sich auf die andere Körperseite und wiederholt den Vorgang. So kann er die Retentionen deutlich besser loswerden als durch Husten in aufrechter Körperlage. Eine Hilfsperson für die Vibrationsmassage der oben gelegenen Lunge ist nicht unbedingt erforderlich, aber nützlich.
Medikamentöse Schleimlöser sind in aller Regel nutzlos.
Zur Vorbeugung von bronchopulmonalen Infektionen gehört eine Vorsorge vor grippalen Ansteckungen und Grippeimpfungen.
Operative Therapie
Angeborene bzw. idiopathische Bronchiektasen können im Einzelfall eine Indikation zu einer Lungentransplantation darstellen.
Sind Bronchiektasen auf einen Lungenlappen beschränkt, kann eine Lappenresektion indiziert sein.
Verweise
- Chronische Bronchitis
- Die Lunge
- Husten
- Pseudomonas aeroginosa – Problemkeim bei chronischen Lungenkrankheiten
Literatur
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie zu Bronchiektasen
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zu akutem und chronischem Husten
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur