Die lymphozytäre Kolitis ist eine Sonderform einer Dickdarmentzündung (Kolitis), die nicht durch eine akute bakterielle oder virale Infektion zu erklären ist. Sie wurde erst 1980 durch Read zum ersten Mal beschrieben. [1] Typisch ist eine Infiltration der Schleimhaut (Mukosa inklusive des Epithels) des Dickdarms mit Lymphozyten. (1)Gastroenterol Hepatol (N Y). 2017 Nov;13(11):671-677.
Inhaltsverzeichnis
Häufigkeit
Die lymphozytäre Kolitis galt bisher als deutlich seltener als die Kollagenkolitis: bis 1995 waren nur 60 Fälle veröffentlicht worden. Inzwischen wurde festgestellt, daß sie etwa 3x häufiger vorkommt. Frauen sind fast 3x häufiger betroffen als Männer. Die mittlere jährliche Inzidenzrate soll 1,2 auf 100.000 Einwohner betragen. [2]
In einer Zusammenstellung (2)Gut. 2004 Apr;53(4):536-41. betrug das
- Verhältnis von Frauen zu Männern 2,4: 1; das
- Erkrankungsalter lag bei 59 (48-70) Jahren.
Entstehung
Ursache und Entstehung sind weitgehend unbekannt. Durch einen Auslöser kommt es in der Dickdarmschleimhaut zu einer Ansammlung von Lymphozyten (über 10%), die sich als überwiegend CD8-Suppressorzellen erweisen. Autoimmune Mechanismen werden vermutet.
Ausgelöst wird die Erkrankung möglicherweise durch einen gastrointestinalen Infekt.
Die wässrige Diarrhö kommt wahrscheinlich durch eine mangelhafte NaCl- und Wasserresorption im Kolon zustande.
Klinik
Laut einer Zusammenstellung fanden sich folgende Charakteristika:
- Durchfall trat in 96%,
- Bauchschmerzen in 47% und
- Gewichtsverlust in 41% auf.
Der Verlauf war
Zwischen einer lymphozytären und einer kollagenen Kolitis gibt es Überschneidungen. Die lymphozytären Kolitis kann aus einer Kollagenkolitis entstehen und umgekehrt. Häufig sind Autoimmunkrankheiten assoziiert (chronische Polyarthritis, Schilddrüsenerkrankung, Sprue); in 25% sind ANA-Titer positiv.
Diagnostik
Auslöser für eine genauere Untersuchung ist i.d.R. die Angabe von chronischen Durchfällen über 3-4 Wochen hinaus. Insbesondere das nächtliche Aufwachen durch Drang zum Stuhlgang ist alarmierend; denn dann ist die Ursache nicht psychogen oder funktionell zu vermuten sondern organisch. Die Diagnose wird durch eine Koloskopie mit Stufenbiopsien gestellt. Ist der Sichtbefund bei der Darmspiegelung unauffällig, wird eine mikroskopische Kolitis wahrscheinlich, und es sollten dann unbedingt Stufenbiopsien entnommen werden. In der mikroskopischen Untersuchung findet man bei einer lymphozytären Kolitis über 10% Lymphozyten in der Schleimhaut. (4)Gastroenterol Hepatol (N Y). 2017 Nov; 13(11): 671–677.
Verlauf
Der Spontanverlauf ist gut. Es kommt innerhalb von 1-3 Jahren eist zur einer Normalisierung.
Therapie
Die Behandlung besteht in erster Linie im Absetzen von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Heilungsfördernd wirken Mesalazin, Prednisolon und Budesonid, manchmal auch Metronidazol oder Anti-TNF-alpha-Medikamente. (5)Gastroenterol Hepatol (N Y). 2017 Nov; 13(11): 671–677.
Verweise
Literatur
- Zins BJ et al. Amer J Gastroenterol 1995; 90: 1394-1400;
- Schwab d et al. Dtsch med Wschr 1998; 123: 1285-1291;
- Mühlhöfer A et al. Dtsch med Wschr 1999; 124: 435-440
- ? Read NW et al. Gastroenterology 1980; 78: 264-271
- ? Fernandez-Banares F. et al. Am. J. Gastroenterol. 1999; 94: 418-423
Literatur