Chronische Diarrhö ist definiert als eine Durchfallerkrankung von mehr als 3 Wochen Dauer. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von einer chronischen Infektion des Darms über Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und der Leber bis hin zu genetischen Ursachen. Die Behandlung hat die Ursachen zu berücksichtigen.
Inhaltsverzeichnis
Einteilung
Osmotische Diarrhö
Sie ist bedingt durch osmotisch wirksame Substanzen (niedermolekulare Nahrungsbestandteile), die bei
- Maldigestion (unzureichende Verdauung),
- Malabsorption (unzureichende Resorption),
- Kurzdarm oder
- zu schneller Dünndarmpassage
nicht genügend resorbiert werden können.
Sekretorische Diarrhö
Sie ist bedingt durch sekretorisch wirkende Mediatorstoffe, beispielsweise bei
Ursachen, Differenzialdiagnosen
- Kolonerkrankung: Colitis ulcerosa, Crohn-Colitis, chologene Diarrhö, mikroskopische Kolitis
- Dünndarmerkrankung: Morbus Crohn, Coeliakie (Sprue), Morbus Whipple, Kurzdarmsyndrom, Syndrom der blinden Schlinge (Blind-Loop-Syndrom)
- Pankreaserkrankung: Exokrine Pankreasinsuffizienz (z. B. bei chronischer Pankreatitis)
- Endokrine Erkrankungen mit beschleunigter Passagezeit: Hyperthyreose, Karzinoid, Gastrinom, VIPom, medulläres Schilddrüsenkarzinom.
- Ileopathie (Krankheiten des Ileums) mit chologener Diarrhö durch Gallensäure-spill-over in das Kolon: Ileitis terminalis, Resektion des terminalen Ileums (siehe: Der Dünndarm)
- Chronische Infektionen: parasitäre Erkrankungen (Parasiten, Lamblien)
- Neuronale Störungen: Diabetes mellitus (diabetische Enteropathie, alpha-adrenerge Störung mit Überwiegen der Sekretion; Therapie durch alpha-Adrenergika wie Clonidin erfolgversprechend)
Diagnostik
Auch bei der chronischen Diarrhö sollte eine bakteriologische Stuhluntersuchung durchgeführt werden. Infektionen mit beispielsweise Yersinien und Campylobacter jejuni/coli können zu relativ langen Durchfallsphasen führen.
Hinweise durch die Stuhlbeschaffenheit
- Großvolumige Stühle: Ursache meist in weiter proximalen Darmanteilen
- Kleinvolumige Stühle, oft mit Tenesmen (Darmkrämpfe): Ursache oft im distalen Kolon oder Rektum
- Wässrige oder dünnflüssige, helle, nicht blutige Stühle: Ursache meist im Dünndarm
- Blutige Stühle: Ursache oft im Dickdarm (Kolon)
- Dünne und feste Stühle im Wechsel: Hinweis auf ein Reizdarmsyndrom oder einen distalen stenosierenden Tumor (paradoxe Diarrhö)
- Eitrige, schleimige, wässrige Stühle und vorherige Antibiotika-Therapie: Hinweis auf Kolitis durch Clostridium difficile
- Wechselnde Stulbeschaffenheit: oft beim Reizdarmsyndrom
Zur Bedeutung von Stuhlgang und Stuhlbeschaffenheit siehe hier.
Hinweise durch Begleitsymptome
- Leberwerterhöhung: chronisch entzündliche Darmerkrankung, Kolonkarzinom mit Lebermetastasen
- Gewichtsverlust: Malabsorption (Dünndarmerkrankung, Pankreaserkrankung, Tumor), Hyperthyreose
- Periphere Neuropathie: diabetische Enteropathie, Amyloidose
- Große Proteinurie: Amyloidose der Niere und des Darms, Glomerulonephritis
- Multiple oder sehr große Ulzera ventriculi: Gastrinom
- Infektanfälligkeit: AIDS-assoziierte Darmerkrankung, Darmerkrankung bei Immunglobulinmangel
- Eosinophilie: Wurmerkrankung, eosinophile Gastroenteritis
- Lymphknotenvergrößerungen: Morbus Whipple, AIDS-assoziierte Diarrhö, Lymphom-assoziierte Diarrhö
Hinweise durch eine ex-juvantibus-Therapie
- Therapie durch Weglassen unnötiger Medikamente und Laxantien: Wirksamkeit spricht für therapiebedingte Diarrhö
- Therapie mit hoch dosierten Pankreasenzymen: Wirksamkeit spricht für ungenügenden Aufschluss oder ungenügende Resorption der Nahrung
- Therapie mit Cholestyramin: Wirksamkeit spricht für Gallensäure-spill-over in das Kolon
- Therapie mit Metronidazol: Wirksamkeit spricht für bakterielle Überwucherung des Dünndarms oder eine Besiedlung einer blinden Schlinge (Syndrom der blinden Schlinge)
- Therapie mit allergenfreier Kost: Wirksamkeit spricht für Nahrungsmittelallergie
Besonderheiten bei HIV-Infektionen
Bei Abnahme der Immunkompetenz des Körpers steigt das Risiko für eine chronische Durchfallkrankheit. Folgende Keime können dabei vor allem eine Rolle spielen:
- Cytomegalie-Virus (CMV),
- Cryptosporidien,
- Clostridium difficile,
- Giardia lamblia,
- atypische Mykobakterien (MAC)
- und andere
Die Behandlung gestaltet sich schwierig und sollte in Absprache mit einem Infektiologen erfolgen.
Verweise
Patienteninfos