Petechiale Blutungen

Das Wichtigste verständlich

Petechiale Blutungen kurzgefasst
Petechiale Blutungen (engl.: petechial rush, petechial hemorrhage) sind punktförmige oder stecknadelkopfgroße Einblutungen in Gewebe und Organe des Körpers. Besonders auffällig sind sie an der Haut. Sie können jedoch auch Schleimhäute, beispielsweise des Magens (hämorrhagische Gastritis), und innere Organe, so auch das Gehirn betreffen. 1 2

Zwei Hauptursachen sind zu unterscheiden: ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) und eine Entzündung der kleinsten Blutgefäße (Vaskulitis).

  • Erniedrigte Thrombozytenzahl (Thrombozytopenie): Sie kann bedingt sein durch
    • eine Knochenmarkskrankheit (z. B. eine Leukämie),
    • einen Selbstangriff des Immunsystems auf die Thrombozyten (Immunthrombozytopenie, Beispiel Morbus Werlhof) oder durch
    • eine Blutvergiftung mit Bakterien (Sepsis).
  • Vaskulitis: Dies ist eine Entzündung kleinster Blutgefäße. Sie kommt in verschiedenen Zusammenhängen vor:
    • als Nebenwirkung von Medikamenten dar oder
    • durch eine Autoimmunreaktion (Selbstangriff des Immunsystems auf die Blutgefäße), wie sie bei einer Autoimmunkrankheit und nach einer Virusinfektion auftreten kann.
Hämorrhagische Gastritis: Petechiale Blutungen in der Magenschleimhaut, bedingt durch Medikamente (ASS und Clopidogrel).

Die Diagnostik stützt sich im Wesentlichen auf Laborwerte. Zu klären wäre zuerst, ob ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) besteht. Folgeuntersuchungen beinhalten weitere Laborparameter, z. B. zu Viruskrankheiten, in deren Rahmen es zu Petechien kommen kann, und zu Blutzerfall (Hämolyse). Ggf. kann eine Knochenmarkuntersuchung (Ursache eines Mangels an Blutplättchen?) und eine Hautbiopsie (z. B. leukozytoklastische Vaskulitis?) erforderlich werden.

Die Therapie richtet sich nach der Ursache (siehe jeweils dort).

Ursachen

Zwei große Gruppen petechialer Blutungen sind zu unterscheiden:

  • Mangelhafte Zahl bzw. Funktion der Blutplättchen
  • Vaskulitis: Bei einer Entzündung der kleinen Blutgefäße (Vaskulitis) kommt es zu Undichtigkeiten mit punktförmigen Blutaustritten (Petechien) ins Gewebe. Häufig entstehen Entzündungen von Blutgefäßen immunologisch vermittelt. Beispiele sind folgende:

Diagnostik

Kleine punktförmige und flächige Blutaustritte (Petechien und Sugillationen) bei einer Thrombozytopenie.

Die Diagnostik petechialer Blutungen beruht auf dem klinischen Bild (im Bild: Petechien und Ekchymosen bei Thrombozytopenie im Rahmen einer akuten myeloischen Leukämie).

  • Klinischer Aspekt: Oft fallen als erstes kleinste Blutpünktchen an den Knöcheln und Unterschenkeln auf; sie sollten bereits eine Untersuchung des Blutbilds und Gerinnungssystems veranlassen. Die Anamnese sollte Fragen nach der genauen Medikamenteneinnahme beinhalten, da petechiale Blutungen auf Nebenwirkungen zurückführbar sein können. Bei gleichzeitiger Somnolenz (ungewöhnlicher Schläfrigkeit) muss an eine Gehirnbeteiligung, z. B. eine Enzephalitis mit Petechien im Hirngewebe gedacht werden (z. B. bei einer Meningokokkensepsis).
  • Laborwerte: Es wird nach einem Mangel an Blutplättchen im Blut (Thrombopenie) gesucht. Sind die Thrombozytenwerte normal, so tritt eine Vaskulitis (Entzündung kleiner Blutgefäße) differenzialdiagnostisch in den Vordergrund; Ursache sind oft Medikamente, eine Autoimmunkrankheit oder eine Erkrankung des Knochenmarks (z. B. eine Leukämie).
    • Weiterführende Laboruntersuchungen: Laborchemisch helfen oft Antinukleäre Antikörper (ANA) weiter. Wegen gelegentlicher Assoziation mit einer Hepatitis C  ist die Bestimmung von Anti-HCV und von Kälteagglutininen erforderlich.  Bei Thrombopenie ist immer auch an eine Verbrauchskoagulopathie im Rahmen einer bakteriellen Infektion (Sepsis) zu denken, besonders, wenn Fieber vorliegt; in diesem Fall sind Fibrinspaltprodukte (D-Dimere, Splits) nachweisbar; Blutkulturen sind zur Identifizierung der auslösenden Keime und für ein Antibiogramm erforderlich.
  • Hautbiopsie: Wenn eine Thrombozytopenie nicht als Ursache petechialer Blutungen infrage kommt, so steht der Verdacht auf eine Vaskulitis im Vordergrund. Eine Hautbiopsie kann in diesem Fall diagnoseführend sein.
  • Untersuchung der Magenschleimhaut: Petechiale Blutungen in der Magenschleimhaut werden relativ häufig als Zufallsbefund diagnostiziert. Sie sind meistens nicht durch eine Vaskulitis, sondern durch Medikamente bedingt. Häufig findet sich ASS oder Clopidogrel in der Medikation. Die zugrundeliegende medikamententoxische Gastritis (Typ-C-Gastritis) und die lokale Wirkung als Thrombozytenaggregationshemmer machen die Magenschleimhaut besonders anfällig für solche, überwiegend harmlose Nebenwirkungen. Die Zugabe von Magenschutzmitteln (PPI) führt in der Regel zur raschen Abheilung. Aus den punktförmigen kleinen Schleimhautdefekten entstehen i. d. R. keine Geschwüre. Eine PPI-Anwendung kann bei Neigung zu einer Blutungsanämie geboten sein.

Therapie

Die Behandlung petechialer Blutungen richtet sich nach der Ursache:

  • Bei einer Thrombopenie (Mangel an Blutplättchen) muss deren Ursache herausgefunden und behandelt werden: Tumor? Morbus Werlhof? Sepsis mit Verbrauchskoagulopathie? Medikamentenwirkung?
  • Bei einer Vaskulitis (Entzündung von kleinen Blutgefäßen) kommen je nach Ursache z. B. eine Immunsuppression bzw. eine Kortison-Therapie oder allein das Absetzen eines anzuschuldigenden Medikaments in Betracht.
  • Bei Verdacht auf die Komplikation eines Medikaments ist ein Auslassversuch bzw. eine alternative Medikation angezeigt.

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Verweise

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Referenzen

  1. Clin Dermatol. 2020 Jan-Feb;38(1):3-18. doi: 10.1016/j.clindermatol.2019.07.036. Epub 2019 Aug 1. PMID: 32197746.[]
  2. Emerg Nurse. 2016 May;24(2):27-35; quiz 37. doi: 10.7748/en.24.2.27.s25. PMID: 27165395.[]