Akute Diarrhö

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Die akute Diarrhö ist eine plötzlich eintretende und meist nur kurz bis wenige Tage währende Durchfallkrankheit. Sie ist meistens durch einen akuten Infekt des Darms (akute Enteritis, bei Beteiligung des Dickdarms auch Enterokolitis) bedingt und verläuft häufig selbstlimitierend. Auch toxische Substanzen können eine akute Diarrhö auslösen. Da heftige Durchfälle zu großem Flüssigkeitsverlust und Exsikkose mit Verlust von Elektrolyten (insbesondere von Kochsalz und Kalium) führen können, können Infusionen von Elektrolytlösungen indiziert sein. Im Rahmen einer Mitbeteiligung des Magens, also bei akuten Gastroenteritis, kommt es zudem zu Übelkeit und Brechreiz.


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Häufigkeit

30 % der Bevölkerung leidet mindestens einmal pro Jahr an einer akuten Diarrhö; 1992 erfolgten deshalb 130000 Krankenhauseinweisungen.

Einteilung

Die Einteilung der akuten Diarrhö erleichtert differenzialdiagnostische Überlegungen.

  • Osmotische Diarrhö; sie sistiert bei Nahrungskarenz. Ursachen können sein osmotisch wirkende Laxantien (wie Polyethylenglykol, Magnesiumsulfat, magnesiumhaltige Antazida, Sorbit, Mannit, Xylit), Colchicin, Acarbose, Laktulose.
  • Sekretorische Diarrhö; sie kommt durch verminderte Absorption von Ionen zustande und persistiert unter Nahrungskarenz. Ursachen können sein bakterielle Toxine (von Staphylococcus aureus, Clostridium perfringens und botulinum), Medikamente (wie Diuretika, Theophyllin, Koffein), Laxantien (wie Anthranoide, Senna, Bisacodyl), Nahrungsmittelallergene.
  • Übermäßige Schleimproduktion bei Reizung der Schleimhaut; dabei findet sich – verursacht durch Mediatorstoffe – eine gestörte intestinale Motilität (propulsive Komponente der Diarrhö).

Ursachen

Das physiologische Zusammenspiel von Darmmotilität, Sekretion und Resorption ist bei einer Durchfallerkrankung gestört. Zudem lässt sich eine Undichtigkeit der epithelialen Auskleidung des Magendarmkanals bei Darmentzündungen durch Infektionserreger nachweisen.

Ursachen einer akuten Diarrhö können sein:

  • Bakterien: enteropathogene Escherichia coli (enterohämorrhagische E. coli, EHEC), Salmonellen, Staphylococcus aureus, Yersinien, Campylobacter, Shigellen, Vibrio cholerae, Clostridium difficile (Antibiotika-assoziierte Diarrhö, pseudomembranöse Kolitis)
  • Medikamente (beispielsweise Acarbose, Antibiotika, Chinidin, Colchicin, Chenodesoxycholsäure, Methyldopa, Misoprostol oder Zytostatika)
  • Parasiten (bei verzögerter Diagnostik chronisch imponierend)
  • Strahlentherapie: Strahlenenteritis mit meist chronischem Verlauf
  • Nahrungsmittelallergene (oft auch chronisch oder intermittierend auftretend)
  • psychovegetative Fehlregulation (oft intermittierend auftretend),
  • Reizdarmsyndrom

Spezielle Formen der Diarrhö

Verlauf

Eine akute Diarrhö ist meist nach 1 – 3 Tagen selbstlimitiert. In schweren Fällen entwickeln sich eine Dehydratation (Exsikkose) und ein Elektrolytverlust mit kritischen Folgen bezüglich des Kreislaufs (Hypotonie bis zum Kollaps), der Herzaktion (Herzrhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern), der Nieren (prärenales Nierenversagen), der Muskulatur (Adynamie) und des Gehirns (Enzephalopathie bis zum Koma).

Die akute Diarrhö kann in einigen Fällen länger als 3 Wochen andauern und in eine chronische Diarrhö übergehen. In einigen Fällen beginnen chronisch entzündliche Darmerkrankungen als akute Diarrhö.

Therapie

  • Rehydratationsmittel (Auffüllen des Kreislaufs durch z. B. oral Apfelsaft, Orangensaft, Cola; in schweren Fällen sollten diese Getränke mit Kochsalz angereichert werden. Oder Verwendung der “WHO-Lösung” o. ä. oder intravenöse Infusion einer Elektrolytlösung). Die von der WHO vorgeschlagene oral rehydration solution soll in Notsituationen, in denen keine intravenöse Flüssigkeitssubstitution möglich ist (z. B. in Ländern der dritten Welt), eine Exsikkose und einen Elektrolytverlust verhindern. Sie hat folgende Zusammensetzung:
     3,5 g NaCl, 2,5 g NaHCO3, 1,5 g KCl, 
     20 g Glukose ad 1.000 ml Wasser.
  • Inokulation von Saccharomyces boulardii (Perenterol)

Therapeutisches Vorgehen

  • Zunächst symptomatische Therapie.
  • Verdacht auf Salmonellose: sofort Stuhlkultur, Laktulose,
  • Fieber über 39 Grad: Blutkultur, Antipyretika,
  • Dauer über 3 – 7 Tage Stuhlprobe und weitere Diagnostik,
  • Dauer über 14 Tage und negativen Stuhlproben: Rektosigmoideoskopie,
  • Abwehrgeschwächte Patienten: sofortige Diagnostik und ex juvantibus Antibiotika (z. B. Rifaximin),
  • Reisediarrhö: bei mittelschwerem und schwerem Verlauf (speziell mit Fieber) frühzeitig Antibiotika.

Reisediarrhö

Dazu siehe hier.

Verweise