Der Begriff Gallensteinleiden wird auf Gallensteinen in der Gallenblase und/oder in den Gallenwegen angewendet, wenn sie Symptome und Komplikationen, also ein Leiden auslösen.
Einige grundlegende Fakten:
- Gallensteine sind feste Produkte, die sich in den Gallenwegen bilden, wenn die Bedingungen für ihre Entstehung vorliegen, wie Übersättigung und genügende Zeit zur Bildung (Nukleationszeit).
- Zwei Haupttypen von Gallensteinen werden unterschieden, helle Cholesterinsteine und dunkle Bilirubinatsteine.
- Bilirubinatsteine sind die Folge einer schleichend verlaufenden Blutzersetzung (Hämolyse).
- Cholesterinsteine dagegen sind Folge einer abnormen Gallebildung. Sie sind die häufigste Ursache eines Gallensteinleidens.
- Etwa 20 % der Erwachsenen entwickeln in ihrem Leben Gallensteine; etwa 20 % von ihnen werden symptomatisch.
- Die meisten Gallensteine bleiben während der Lebenszeit ihres Trägers symptomlos, tragen aber dennoch zu einem erhöhten Risiko für Gallenblasenkrebs bei.
- In ~85 % der Patienten mit Gallenblasenkarzinom finden sich Gallensteine in der Gallenblase. Die Inzidenz von Gallenblasenkrebs bei Patienten mit Gallensteinen liegt zwischen 0,3 % und 3 %.
- Eine mit Cholesterin übersättigte Galle und ebenso ein Mangel an Phospholipiden fördert die Entstehung von Gallensteinen. Beide Voraussetzungen können genetisch verankert sein und familiär gehäuft auftreten.
- Zusätzliche Faktoren können das Gallensteinrisiko erhöhen, so beispielsweise eine Trägheit der Entleerung der Gallenblase (Dyskinesie der Gallenblase: Verlängerung der Nukleationszeit), eine Veränderung des Darmmikrobioms, chronisch entzündliche Vorgänge in Gallenblase (Cholezystitis) und Gallenwegen (Cholangitis) oder eine fettreiche Ernährung.
- Darmbakterien verändern die Zusammensetzung des Gallensäuregemischs im Darm in der Weise, dass sie die Darmschleimhaut veranlassen, der Leber Signale senden, die den Stoffwechsel des Cholesterins und der Gallensäuren verändern. Der Stamm Desulfovibrionales beispielsweise verändert die primären Gallensäuren, die von der Leber in den Darm ausgeschieden werden, so, dass mehr „sekundäre Gallensäuren“ entstehen, die in den Cholesterinstoffwechsel der Leber eingreifen. (Dazu siehe hier.)
- Eine Mikrolithiasis (Bildung sehr kleiner, schwer nachweisbarer Gallekonkremente) ist häufige Ursache sonst unerklärter wiederkehrender, kolikartiger Bauchschmerzen im rechten und mittleren Oberbauch und von wiederkehrenden Gallenwegs– und Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Die Behandlungsoptionen beinhalten eine Erweiterung des Verschlussmechanismus des Hauptausführgangs zum Zwölffingerdarm hin (durch ERCP und Papillotomie) und eine Umstimmung der Galle mit der Gallensäure „Urso“.
- Symptome des Gallensteinleidens sind vorwiegend gelegentliche Übelkeit (vieldeutig), krampfartige Bauchschmerzen bis Koliken und bei Steinverschluss der Gallenwege eine Gelbsucht. Wenn Gallensteine auf diese Weise symptomatisch werden, so besteht in der Regel die Indikation zu einer Gallenblasenentfernung (Cholecystektomie). (Dazu siehe hier.)
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