Prädiabetes bedeutet Vorstufe einer Zuckerkrankheit. Sie ist gekennzeichnet durch
- eine eingeschränkte Glukosetoleranz (2-Stundenwert nach oralem Glukosetoleranztest zwischen 140 mg/dl (7,8 mmol/l) und 200 mg/dl (11,1 mmol/l)) und/oder
- einen Nüchternblutzucker, der zwischen 100 mg/dl (5,6 mmol/l) und 126 mg/dl (7,0 mmol/l) (gemessen im venösen Vollblut) bzw. zwischen 90 mg/dl (5,0 mmol/l) bis 110 mg/dl (6,1 mmol/l) (gemessen im kapillären Vollblut) liegt.
Prädiabetes bedeutet ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2). 1
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Bedeutung des Prädiabetes
Prädiabetes kann dem manifesten Diabetes über 15 Jahre vorausgehen. Er ist assoziiert mit dem gleichzeitigen Vorliegen einer Insulinresistenz und einer Fehlfunktion der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Bereits in diesem frühen Stadium finden sich erste Zeichen von sich entwickelnden Organschäden, wie einer Nephropathie, Neuropathie und Retinopathie. 2 Der Prädiabetes ist mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislaufkrankheiten und einer erhöhten Sterblichkeit (Mortalität) assoziiert. 3 Es findet sich gehäuft eine verkalkende Koronarsklerose 4 sowie eine Gefäßsklerose an den Halsschlagadern (A. carotis). 5
Diagnostik
Blutzuckerbelastungstest: Eine diabetische Prädisposition bzw. eine beginnende Insulinresistenz lässt sich durch den Blutzuckerbelastungstest erkennen. Der Nüchternblutzucker liegt noch im Normbereich, im Blutzuckerbelastungstest (nach Probetrunk von 75 g Glukose) ist der 2-Stundenwert jedoch erhöht und liegt zwischen 140 mg/dl (7,8 mmol/l) und 200 mg/dl (11,1 mmol/l).
C-Peptid: Das C-Peptid zeigt die Insulinproduktion an. Sie ist in der Phase eines Prädiabetes schon erhöht, während die Blutzuckerwerte noch im Normbereich liegen.
Adiponectin: Adiponectin ist ein Fettgewebshormon, dessen Blutspiegel beim Diabetes und auch schon beim Prädiabetes erniedrigt ist. Da sein Spiegel sogar noch vor dem Erreichen der Prädiabetes-Kriterien erniedrigt sein kann, vermag es als Risikomarker selbst für den Prädiabetes dienen. Eine Tendenz zur Entwicklung eines Prädiabetes kann daher bereits in einem Stadium erkannt werden, in dem die weitere Entwicklung zum Prädiabetes und Diabetes mit seinen Komplikationen noch vermeidbar ist 6.
Prognose des Prädiabetes
Etwa 5 – 10% der Menschen mit Prädiabetes pro Jahr entwickeln einen manifesten Diabetes mellitus, etwa gleich viel erreichen wieder einen normalen Zuckerstoffwechsel. Ziel einer frühzeitigen Behandlung ist die möglichst frühzeitige Normalisierung des Glukosestoffwechsels. Sie ist die beste Vorbeugung kardiovaskulärer Spätfolgen und Komplikationen. 7
Therapie
Die Behandlung des Prädiabetes hat zum Ziel, eine Progredienz zum manifesten Diabetes und die schon früh sich entwickelnden Folgeschäden zu vermeiden und den Glukosestoffwechsel langfristig zu normalisieren.
Grundlage der Behandlung ist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten:
- mehr körperliche Bewegung,
- gesunde Ernährung, insbesondere strikte Vermeidung von allem, was freien Zucker enthält (z. B. Kuchen, Gebäck, Süßigkeiten),
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht und Adipositas,
- ggf. eine gewichtsreduzierende bariatrische Operation bei starker Adipositas.
- Pioglitazon: Es kann die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen und die Gesundheit der Leber (Steatosegrad, Entzündungsgrad) deutlich verbessern. 8 Eine Langzeitbehandlung mit Pioglitazon wird laut einer Studie bei Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes und nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) als sicher und wirksam angesehen. 9
Verweise
Referenzen
- Lancet. 2012 Jun 16;379(9833):2279-90. DOI: 10.1016/S0140-6736(12)60283-9[↩]
- Lancet. 2012 Jun 16;379(9833):2279-90[↩]
- Circulation. 2007 Jul 10;116(2):151-7[↩]
- Diabetes Care. 2002 Aug; 25(8):1313-9[↩]
- Int Angiol. 2006 Jun; 25(2):179-83[↩]
- BMJ Open Diabetes Res Care. 2016 Mar 17;4(1):e000194. doi: 10.1136/bmjdrc-2016-000194[↩]
- Med Arch. 2023 Apr;77(2):97-104. DOI: 10.5455/medarh.2023.77.97-104[↩]
- Front Endocrinol (Lausanne). 2021 Apr 28;12:615409. DOI: 10.3389/fendo.2021.615409[↩]
- Ann Intern Med. 2016 Sep 6;165(5):305-15. doi: 10.7326/M15-1774[↩]