Gallenblasenkarzinom

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Gallenblasenkarzinom bedeutet bösartige Geschwulst der Gallenblase. In der westlichen Welt ist dieser Krebs selten. Gallensteine, eine chronische Cholezystitis, Gallenblasenpolypen und eine genetische Prädisposition fördern die Entstehung. Bei früher Erkennung kann eine Operation zur Heilung führen. Meist ist dies jedoch nicht mehr möglich; dann kommen eine Chemo- und Radiotherapie als Optionen in Betracht.

Entstehung

Die Ursachen eines Gallenblasenkarzinoms sind komplex:

  • Gallensteine: Es besteht eine Assoziation mit großen und multiplen Gallenblasensteinen (Cholecystolithiasis) und einer chronischen Cholezystitis. 1
  • Schwelende Infektion: Gallensteine fördern eine mikrobielle chronische Entzündung. Auch ohne Gallensteine können Bakterien zu eine chronischen Cholezystitis führen, so insbesondere Helicobacter pylori und Salmonellen. 2
  • Reflux von Pankreassaft: Neuere Befunde sprechen für die Beteiligung eines okkulten pankreatobiliären Refluxes (OPBR); in Gallenblasen, die wegen eines Karzinoms operiert wurden, fanden sich besonders häufig hohe Konzentrationen an Pankreasenzymen. 3 4 Sie sollen präkanzeröse Schleimhautveränderungen bewirken.
  • Genetische Prädisposition: Da Gallenblasenkarzinome weltweit sehr unterschiedlich häufig vorkommen, wobei die Häufigkeit in Indien und Chile höher als in anderen Ländern der Welt ist, wird von einer genetischen Prädisposition ausgegangen. Die Fehlregulation genetischer Aktivitäten durch microRNA steht im Vordergrund der Überlegungen. 5 Sie bestimmen die Prognose mit. 6

Symptomatik

Das Gallenblasenkarzinom ist lange Zeit klinisch unauffällig; symptomatisch wird es meist erst durch Wachstum in die Leberpforte hinein mit Einengung der Gallenwege, Gallestau (Cholestase) und Gelbsucht (Ikterus). In späteren Stadien kommen Allgemeinsymptome wie Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme hinzu.

Diagnostik

Anlass für eine Diagnostik sind häufig unspezifische Oberbauchbeschwerden, Appetitlosigkeit oder eine Gelbsucht (Ikterus).

Gelbsucht: Wenn eine Gelbsucht auftritt, kann in den meisten Fällen bereits eine Ultraschalluntersuchung von Leber und Gallenwegen die Ursache einengen oder klären. Differenzialdiagnostisch ist bei einer Raumforderung im Bereich der Gallenblase und des Leberhilus an ein in die Leberpforte einwachsendes Gallenblasenkarzinom, alternativ an einen Klatskin-Tumor zu denken. Der Befund wird durch andere bildgebende Verfahren (CT, MRT) gesichert, wobei gleichzeitig nach Lymphknotenbefall und Lebermetastasen gesucht wird.

Gallenblasenpolypen unter 1 cm Größe, die meistens zufällig bei einer Untersuchung aus anderem Anlass gefunden werden, werden beobachtet und bei Wachstum operativ entfernt. 7

Diagnostische microRNA: Eine Frühdiagnose von Krebs des Gallengangssystems inklusive der Gallenblase ermöglicht wahrscheinlich der Nachweis von microRNA: als assoziiert wurden gefunden miR-221, miR-135-b und miR-214; insbesondere miR-221 scheint ein brauchbarer Marker für die Frühdiagnose zu sein. 8

Therapie

Bei Früherkennung kann eine Operation zur Heilung führen. Allerdings kommen nur 10 % der Patienten für eine kurative Behandlung infrage.

Ansonsten kommt u. U. eine Chemotherapie in Betracht. Als Chemotherapeutika werden, analog zu anderen Karzinomen des Gallengangssystems, in verschiedenen Kombinationen Platinverbindungen (Oxaliplatin, Cisplatin), Gemcitabin, 5-Fluorouracil (5-FU) mit Leucovorin, Irinotecan und Capecitabine verwendet. 9 Ein Behandlungsstandard ist die palliative Chemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin. Bei Versagen kommt die Kombination FOLFOX (5-FU/Folinsäure und Oxaliplatin) infrage. 10

Die Kombination FOLFIRINOX führte bei Karzinomen des Gallenwegesystems zu einer Überlebensrate ohne Krankheitsfortschritt (progressionsfreies Überleben) von 73 % innerhalb der ersten 6 Monate, die von CisGem von 59 %. 11

Fortschritte sind mit dem Immun-Checkpoint-Hemmer (PD-L1-Inhibitor) Durvalumab möglich. Sein Zusatz zur Chemotherapie (Durvalumab, Gemcitabin und Cisplatin) erbrachte eine mittlere Zeit bis zur Verschlechterung von 7,4 vs. 6,7 Monate (23 % besser als ohne Durvalumab) 12.

Bei Einengung der ableitenden Gallenwege lässt sich der Gallestau (obstruktive Cholestase) und der durch ihn usgelöste Juckreiz durch die endoskopische oder radiologisch geführte Einlage eines Stents (Röhrchen) beheben.

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Verweise

Referenzen

  1. Ann Med Surg (Lond). 2020 Dec 28;61:93-96. DOI: 10.1016/j.amsu.2020.12.023. PMID: 33425346; PMCID: PMC7777178.[]
  2. Mutat Res. 2019 Nov;816-818:111674. DOI: 10.1016/j.mrfmmm.2019.111674 . Epub 2019 Jul 6. PMID: 31330366.[]
  3. Gastrointest Endosc. 2005 Feb;61(2):264-8[]
  4. J Gastroenterol. 2005 Jul;40(7):756-60[]
  5. Semin Oncol. 2020 Dec;47(6):398-408. doi: 10.1053/j.seminoncol.2020.02.012. Epub 2020 Oct 24. PMID: 33162112.[]
  6. J Int Med Res. 2020 May;48(5):300060520918061. DOI: 10.1177/0300060520918061. PMID: 32406793; PMCID: PMC7238852.[]
  7. World J Gastroenterol. 2018 Jul 14;24(26):2844-2852. DOI: 10.3748/wjg.v24.i26.2844. PMID: 30018479; PMCID: PMC6048427.[]
  8. Int J Gen Med. 2021 Apr 1;14:1185-1195. DOI: 10.2147/IJGM.S297371. PMID: 33833559; PMCID: PMC8021261.[]
  9. Signal Transduct Target Ther. 2020 Oct 7;5(1):230. DOI: 10.1038/s41392-020-00324-2. PMID: 33028805; PMCID: PMC7542154.[]
  10. Cancers (Basel). 2022 Nov 14;14(22):5580. doi: 10.3390/cancers14225580[]
  11. Dig Liver Dis. 2019 Feb;51(2):318-320. doi: 10.1016/j.dld.2018.11.018. Epub 2018 Nov 28. PMID: 30581069.[]
  12. Lancet Oncol. 2024 May;25(5):626-635. doi: 10.1016/S1470-2045(24)00082-2[]