Allgemeines
Bauchwassersucht bedeutet Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum. Der medizinische Begriff ist Aszites. Geringe Flüssigkeitsmengen sind ohne technische Untersuchungen nicht feststellbar. Größere Mengen lassen sich durch eine klinische Untersuchung erkennen. Besonders große Mengen wölben den Leib vor und bewirken einen „aufrechten Gang“ (wie bei einer Schwangeren). In jedem Fall deutet eine erkennbare Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum auf eine krankhafte Bedingung hin, die einer Abklärung bedarf. In vielen Fällen liegt der Bauchwassersucht eine Narbenleber (Leberzirrhose) zugrunde. Eine weitere wichtige Ursache ist Krebs der Leibeshöhle (Peritonealkarzinose).
→ Aszites
→ Peritonealkarzinose
→ Leberzirrhose
Wodurch Aszites entsteht
Es gibt eine Reihe von Ursachen, die zu Aszites führen können.
Die häufigste Ursache ist eine Narbenleber, die medizinisch als Leberzirrhose bezeichnet wird. Sie verschiedene Ursachen haben. Zu ihnen gehören
- ein übermäßiger Alkoholkonsum,
- eine chronische Leberentzündung (z. B. eine chronische Hepatitis B, chronische Hepatitis C oder Autoimmunhepatitis),
- eine chronische Gallenwegentzündung (PBC oder PSC),
- eine durch einen abnormen Fettstoffwechsel bedingte Leberentzündung (metabolische Steatohepatitis, MASH).
Seltenere Ursachen sind Stoffwechselkrankheiten, wie die Eisenspeicherkrankheit „Hämochromatose“, die Kupferspeicherkrankheit „Morbus Wilson“ oder die Mukoviszidose.
Weniger häufige Ursachen einer Bauchwassersucht sind folgende:
- eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis), z. B. im Rahmen einer Infektion mit Bakterien,
- ein Krebs, der sich in der Bauchhöhle ausbreitet (maligner Aszites bei karzinomatöser Peritonitis),
- eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis),
- eine Verletzung. Sie kann zu einer Blutung in die Bauchhöhle führen (rein blutiger Aszites) oder zu einer Verletzung der Lymphgefäße, sodass sich milchig-trüber Aszites bildet.
Wie sich Aszites bei einer Leberzirrhose bildet
Zwei Hauptmechanismen sind zu unterscheiden:
- Die Narbenstränge in der zirrhotischen Leber stellen für das Blut ein Hindernis dar. Es staut sich in der Pfortader und den Blutgefäßen des Gekröses und des Darms. Dies bewirkt, dass Flüssigkeit aus der Blutbahn abgepresst wird, das sich im Bauchraum sammelt: der Aszites. Wenn es gelingt, den Pfortaderdruck zu senken (z. B. durch Medikamente oder die Anlage eines TIPSS), dann sinkt auch die Aszitesbildung.
- Eine vernarbte Leber bildet zu wenig Bluteiweiße, speziell viel zu wenig Albumin. Da aber Albumin Wasser bindet und in der Blutbahn hält, bewirkt ein Albuminmangel, dass Flüssigkeit des Bluts leichter abgepresst werden kann. Damit hat die Behandlung zum Ziel, den Albuminspiegel im Bluts zu erhöhen.
Wie der Arzt Aszites feststellt

Ein dicker Bauch kann viele Ursachen haben, zu viel Fett, zu viel Luft in den Gedärmen, ein ausgedehnter Tumor (z. B. Krebs), und eben auch Bauchwasser. Der Arzt befühlt (palpiert) den Bauch und er beklopft (perkutiert) ihn: Er findet im typischen Falle eine Wellenausbreitung beim Beklopfen und eine Veränderung des „Pegelstandes“, wenn er den Patienten umlagert.
Was technische Untersuchungen zur Klärung beitragen

Entscheidend sind bei geringem Aszites die technischen Untersuchungen. Die erste Untersuchung ist meist die Ultraschalluntersuchung, die auch zu den empfindlichsten Methoden gehört. Ähnlich empfindlich ist die Computertomographie, die aber aufwändiger und mit einer Strahlenbelastung verbunden ist. Sie ergänzt jedoch die Ultraschalluntersuchung hinsichtlich der möglichen Ursachen. Mit beiden Methoden wird gleich nach einer Leberzirrhose, nach Blutgefäßveränderungen (z. B. Blutstau, Pfortaderthrombose etc.) und nach einem Tumor (Krebs) gesucht. (Siehe Sonographie der Leber)
In seltenen Fällen kann eine ausgeprägte Leistungsschwäche des rechten Herzens zu einem Blutstau bis in die Bauchhöhle und zu Aszites führen. In diesem Fall erkennt man im Ultraschallbild stark gestaute Lebervenen und eine pralle Pfortader. Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens bestätigt dann die Vermutung. Ursache kann beispielsweise eine schwerwiegende Lungenkrankheit oder eine Verkalkung des Herzbeutels sein.
Blutiger oder milchiger Aszites im Rahmen wird unter Umständen durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) weiter abgeklärt: Es muss vor allem festgestellt werden, ob eine Verletzung (ein Trauma) oder eine Krebsaussaat die Ursache ist.
Was Laborwerte zur Klärung beitragen
- Leberwerte: Von Interesse sind bei Verdacht auf eine Leberzirrhose alle Leberwerte. Unter den Laborwerten ist primär das Albumin von Bedeutung, da dieses erniedrigt sein kann. Albumin ist ein Bluteiweiß, das dazu dient, Flüssigkeit in den Blutgefäßen zu halten. Wenn seine Konzentration im Blut zu gering ist, kommt es zum Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe und in die Leibeshöhlen, es kommt zu Ödemen und zu Aszites. Ursache einer Albumin-Erniedrigung im Blut ist meistens wieder eine Leberzirrhose.
- Nierenwerte: Sie können sich im Rahmen einer Leberzirrhose stark verschlechtern, was für die Prognose ein schlechtes Zeichen darstellt. Es bildet gelegentlich sich ein schwer zu behandelndes hepatorenales Syndrom, besonders bei einer raschen therapeutischen Ausschwemmung des Aszites.
- Elektrolyte: Sie können durch die Leber- und ggf. auch Nierenerkrankung in ein Ungleichgewicht geraten. Auch die zur Ausschwemmung von Flüssigkeit verwendeten Medikamente (Diuretika) verschieben das Elektrolytgleichgewicht.
Welche Komplikationen auftreten können
Aszites kann selbst wieder Komplikationen hervorrufen.
- Nabelbruch: Häufig bildet sich bei ausgeprägtem Aszites ein Nabelbruch oder Leistenbruch. Eine Operation ist allerdings meist erst dann sinnvoll, wenn der Aszites therapeutisch gut beherrscht ist, sodass er nach dem Verschluss der Bruchpforte nicht gleich wieder nachläuft.
- Nierenfunktionsstörung: Gefährlich ist ein Nachlassen der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz), das sogenannte hepatorenale Syndrom, das vor allem bei einer zu raschen Ausschwemmung von Aszites durch wassertreibende Medikamente (Diuretika) droht. Es kann in eine irreversible Schädigung übergehen.
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Die Flüssigkeitsverschiebung aus dem Blutgefäßsystem in den Bauchraum sowie Störungen des Gleichgewichts von Natrium und Kalium und eine Störung des Herzkreislaufsystems mit zu schwachem Puls können zu niedrigem Blutdruck (Hypotonie) und Herzkomplikationen führen.
Wie Aszites behandelt wird
Gering ausgeprägter Aszites: Geringer bis mäßig ausgeprägter Aszites wird in der Regel durch Einschränkung der Trinkmenge auf ca. 1,2 – 1,5 Liter pro Tag und durch Medikamente (Wassertabletten, Diuretika) behandelt.
Ausgeprägter Aszites: Ausgeprägter Aszites wird meist durch Punktion abgelassen (Paracentese), was die Therapiedauer abkürzt und Chance auf ein gutes medikamentöses Ansprechen verbessert. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass damit viel wertvolles Eiweiß dem Körper verloren geht. Das kann bei einer ansonsten ausreichenden Leberfunktion in Kauf genommen werden, solange die Leber die Eiweiße nachbilden kann. Ansonsten muss eine Paracentese durch Substitution von Albumin (Albumininfusionen) ausgeglichen werden. Für einen ausgeprägten und schwer behandelbaren Aszites gibt es einige besondere therapeutische Optionen wie einen TIPSS oder einen peritoneovenösen Shunt. Besonders der TIPSS gilt als eine Reservemöglichkeit zur Senkung des Drucks im Pfortadersystem.
Behandlung der Grundkrankheit:
Eine Leberzirrhose selbst kann meistens nicht gebessert werden. Ein nicht behandelbarer Aszites kann eine Indikation zur Transplantation einer gesunden Leber darstellen.
Ein Zieve-Syndrom (dekompensierte alkoholische Fettleberhepatitis) kann sich durch konservative Behandlung bessern, was auch den entstandenen Aszites zum Verschwinden bringen kann.
Eine Krebsaussaat im Bauchraum (Peritonitis carcinomatosa) wird meistens durch Chemotherapie angegangen. Eine bakterielle Entzündung wird antibiotisch therapiert.
Aszites im Rahmen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) wird durch ihre Behandlung mit therapiert.
– Blutiger oder milchiger Aszites im Rahmen einer Verletzung (eines Traumas) ist unter Umständen operativ zu behandeln.
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Verweise
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