Aszites ist die Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle (umgangssprachlich: „Wasser im Bauch“ oder „Bauchwasser“, „Bauchwassersucht“). Verursacht wird er häufig durch eine Narbenleber (Leberzirrhose). Es kommen jedoch auch eine Reihe anderer Krankheiten und Ursachen in Betracht, die bei der Diagnostik berücksichtigt werden müssen. Für die Behandlung ist eine genaue Feststellung der Ursache erforderlich.
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Aszites bedeutet Bauchwassersucht. Er ist in jedem Fall ein wichtiges klinisches Krankheitszeichen, dessen Ursache abgeklärt werden muss.
Die häufigste Ursache ist eine Leberzirrhose. Seltenere Ursachen sind Tumore oder eine Entzündung im Bauchraum, z. B. eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder andere Krankheiten. Meist ist Aszites steril (frei von Bakterien). Er kann jedoch auch infektiös ausgelöst sein. Sehr selten ist er blutig oder durch Fetttröpfchen milchig trüb. Die Abklärung von Aszites bedarf einer differenzierten Diagnostik. Stark ausgeprägter Aszites ist klinisch leicht diagnostizierbar. In sehr geringer Ausprägung lässt er sich durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs gut erkennen. Eine weitere Diagnostik, die auch die Ursachen einbezieht, erfolgt über Laborwerte (inklusive Leberwerten und Tumormarker) und bildgebende Verfahren (wie Sonographie des Bauchs, CT und MRT). Gelegentlich ist eine Untersuchung der Aszitesflüssigkeit erforderlich. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Eine Aszitespunktion zur Verringerung des Aszitesvolumens (Paracentese) wird erforderlich, wenn der Druck im Bauchraum die Atmung behindert oder die untere Hohlvene abdrückt. Anschließend erhöht sich oft die Aszites-ausschwemmende Wirkung von Entwässerungsmedikamenten (Diuretika). → Entstehung des Aszites |
Einteilung
- Einteilung nach der Ursache:
- hepatogener Aszites (als Folge einer Leberzirrhose, am häufigsten),
- kardiogener Aszites (als Folge einer Rechtsherzinsuffizienz mit Stauungsleber),
- maligner Aszites (als Folge einer karzinomatösen Peritonitis),
- infektiöser Aszites (als Folge einer bakteriellen Peritonitis),
- pankreatogener Aszites (als Folge einer Pankreatitis),
- traumatischer Aszites (als Folge einer Verletzung, häufig blutig),
- seltene Ursachen.
- Einteilung nach dem Aussehen:
- serös (klar, gelblich),
- chylös (milchig durch Lymphe, oft traumatisch oder karzinomatös bedingt, siehe hier),
- hämorrhagisch (blutig, deutet auf ein Trauma oder einen Tumor im Bauchraum),
- eitrig (bei einer bakteriellen Infektion im Bauchraum, eitrige Peritonitis).
Bedeutung des leberbedingten Aszites
Bauchwassersucht ist die häufigste Komplikation einer Leberzirrhose (hepatogener Aszites) und ist ein prognostisch ungünstiges Zeichen.
- Etwa 50 % der Patienten mit Bauchwassersucht sterben innerhalb der nächsten 5 Jahre und
- etwa 30 % entwickeln ein hepatorenales Syndrom.
Entstehung
Die Entstehung einer Bauchwassersucht ist komplex. In ihr beteiligt sind ein Pfortaderhochdruck, eine Fehlregulation des RAAS, ein Albuminmangel im Blut, ggf. eine bakterielle Entzündung der Leibeshöhle und verschiedene Mediatorstoffe. Dazu siehe unter:
Körperliche Untersuchung
Inspektion
Bauchwasser von weniger als 2 Litern ist klinisch oft kaum nachweisbar. Typisch ist eine Vorwölbung des Abdomens, bei erheblichem Aszites über Thoraxniveau. Im Liegen ist das Abdomen seitlich ausladend und der Nabel verstrichen (im Gegensatz zu Meteorismus). Bei ausgeprägter Bauchwassersucht findet sich oft ein Bruch (Inguinal-, Femoral-, Nabelhernie).
Ödeme: Bei Hypalbuminämie (Albuminkonzentration unterhalb von etwa 2,5 g/dl) finden sich Ödeme.
Prominente Blutgefäße auf der Bauchhaut: Bei Pfortaderhochdruck (portale Hypertension) entwickeln sich erweiterte Kollateralen an der vorderen Bauchwand. Sie ziehen
- strahlenförmig vom Nabel aus (Caput medusae): dies spricht für eine Abflussstörung der V. portae,
- von der Symphyse zum Rippenbogen: dies findet sich bei einer Abflussstörung der V. cava inf.
Einrisse im Unterhautbindegewebe (Striae): Bei länger bestehendem Aszites können Striae entstehen.
Kurzatmigkeit: Massive Bauchwassersucht führt durch Zwerchfellhochstand oder Pleuraerguss zu Atemnot (Dyspnoe).
Klinische Untersuchung mit Perkussion, Palpation
Typisch sind ein Klopfschallwechsel bei Lagewechsel, eine Flankendämpfung sowie der Nachweis einer Undulation und Fluktuation (indirekte Zeichen einer Wellenausbreitung der Aszitesoberfläche bei seitlichem Beklopfen der Bauchhaut).
Diagnostik
Erster Anhalt sind klinische Zeichen (s. o.). Die Diagnostik zielt auf die Diagnosesicherung und auf die Ursache des Aszites. Folgende Untersuchungsmethoden führen weiter:
Sonographie
Durch die Sonographie ist bereits eine sehr kleine Aszitesmenge und ein oft begleitender Pleura– und Perikarderguss leicht erkennbar.
Die Sonographie ermöglicht eine gezielte Entnahme von Aszitesflüssigkeit zur Abklärung der Ursache, z. B. eine Leberzirrhose, einen Tumor, eine spontan bakterielle Peritonitis oder eine pankreatogene (durch eine Bauchspeicheldrüsenkrankheit) Ursache.
Mit der Duplexsonographie der Lebergefäße lässt sich ein Pfortaderhochdruck erkennen und quantifizieren oder ein Budd-Chiari-Syndrom diagnostizieren.
→ Mehr zur Sonographie und zur Sonographie der Leber.
Punktion
Sie dient der Flüssigkeitsgewinnung. Beurteilt werden das Aussehen (serös, blutig, chylös, eitrig, gallig), der Eiweißgehalt (Exsudat/Transsudat), die Leukozytenzahl, ggf. die Aktivitäten der Entzündungsparameter und der Pankreasenzyme Lipase und Amylase. Eine Probe wird zur bakteriologischen Untersuchung verwendet. Dazu siehe hier.
Chylöser, eitriger oder blutiger Aszites lenkt die Aufmerksamkeit auf Sonderfälle, die einer speziellen Diagnostik bedürfen (insbesondere bezüglich Verletzungen, Infektionen des Bauchraums und bösartigen Tumoren).
Laboruntersuchungen
Laboruntersuchungen zur Diagnostik von Flüssigkeit im Bauchraum betreffen die Grundkrankheit (z. B. eine Leberzirrhose). Von Interesse sind insbesondere:
- Syntheseleistungsparameter der Leber (Albuminmangel prädisponiert zur Aszitesbildung),
- Elektrolyte (bei Erniedrigung der Natriumkonzentration i. S. wirken Schleifendiuretika schlecht, bei Erhöhung der Kaliumkonzentration ist Vorsicht mit Aldosteronantagonisten geboten),
- Nierenwerte (sie steigen unter Diuretika leicht an: Gefahr eines prärenalen Nierenversagens oder eines hepatorenalen Syndroms).
Komplikationen
- Spontan bakterielle Peritonitis: Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) entsteht häufig durch eine bakterielle Durchwanderung der Darmwand. Sie führt zu entzündlicher Bauchwassersucht.
→ Spontan bakterielle Peritonitis (SBP)
- Niereninsuffizienz: für sie gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten; zu beachten sind beispielsweise eine Nephritis (z. B. IgA-Nephritis) oder eine Verminderung des zentral wirksamen Kreislaufvolumens (z. B. bei zu starker diuretischer Therapie).
- Hepatorenales Syndrom: es kommt durch einen starken Gefäßspasmus der Nierenarterien zustande, der sich medikamentös nicht gut behandeln lässt; daher ist eine Vorbeugung (z. B. durch Vorbeugung einer zu starken Ausschwemmung und einer Hypotonie) besonders wichtig.
- Hyponatriämie: Eine Hyponatriämie kann durch eine Verminderung des zentral wirksamen Kreislaufvolumens (bei Verminderung des venösen Rückstroms durch Erhöhung des portalen Gefäßwiderstandes) ausgelöst sein, möglicherweise bedingt durch gegenregulatorisch ausgeschüttetes ADH, das zu einer Wasserretention führt.
- Hypotonie: sie kommt durch eine Abnahme des peripher wirksamen Kreislaufvolumens zustande (Reduzierung des Volumenrückstroms bei Aszitesabpressung, Erweiterung des peripheren Gefäßwiderstandes, Hypovolämie nach starkem Ansprechen auf Diuretika),
- Hyperdynames Kreislaufsyndrom: Bedingt durch die Hypotonie bei Abnahme des zentral wirksamen Kreislaufvolumens kommt es zu einer (adrenerg gesteuerten) gegenregulatorischen Beschleunigung der Herzfrequenz.
- Pleuraerguss: Bei ausgeprägter Bauchwassersucht entsteht gelegentlich ein Pleuraerguss, der nicht durch eine Herzinsuffizienz oder eine Lungenerkrankung bedingt ist, sondern mit dem Aszites selbst zusammenhängt. Ursache sind wahrscheinlich diaphragmale Kurzschlüsse (Defekte) zwischen Bauch- und Pleuraraum. Wenn der Aszites nicht beherrscht werden kann, lässt sich auch der Pleuraerguss kaum beherrschen. In solchen Fällen kann eine Pleurodese (z. B. durch Talkum) erforderlich werden. 1
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache.
→ Dazu siehe unter Aszites Therapie.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
Verweise
- Aszites Entstehung
- Klärung der Ursache eines Aszites
- Aszites-Therapie
- Leberzirrhose-Kompendium
- Ernährung bei Lebererkrankungen
- Symptome bei Leberkrankheiten
Patienteninfos
Referenzen
- Assouad J et al. Ann Thorac Surg 2003; 75: 986-989[↩]