Kollagene Gastritis

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Das Wichtigste verständlich

Die kollagene Gastritis ist ein sehr seltener Typ einer Magenschleimhautentzündung, bei der mikroskopisch ein breites Narbenband mit kollagenen Fasern unter der Oberfläche der Schleimhaut zu erkennen ist. Zu den Symptomen und Folgen gehören Bauchbeschwerden und bei Kindern ein Mangel an Eisen und Vitaminen 1 2 Das Krankheitsbild wurde erst 1989 anhand des Falles eines 15-jährigen Mädchens definiert. 3. Es werden ein kindlicher und ein Erwachsenentyp unterschieden. Die Diagnostik beinhaltet eine Magenspiegelung mit Gewebsuntersuchung. Gelegentlich ist eine kollagene Kolitis (Dickdarmentzündung) oder eine Autoimmunkrankheit assoziiert. Eine gesicherte Therapieempfehlung gibt es nicht. Ein Therapieversuch mit Prednisolon hat laut vereinzelten Publikationen zur Abnahme von Beschwerden geführt (s. u.).

Entstehung

Die Ursache der kollagenen Gastritis ist unbekannt. Sie ist bei erwachsenen Patienten gelegentlich assoziiert mit Autoimmunkrankheiten (wie einer Hashimoto-Thyreoiditis, einer Sprue (Zöliakie), einem Diabetes Typ 1 oder einer Myositis) und zudem mit anderen kollagenen Erkrankungen des Darmkanals, wie der kollagenen Sprue oder der Kollagenkolitis. Bei Kindern kommt die kollagene Gastritis ebenfalls vor, ist jedoch nicht mit solchen Erkrankungen assoziiert.

Da sowohl bei Kindern und Jugendlichen, als auch bei Erwachsenen gleichzeitig Autoimmunkrankheiten vorkommen, wird auch bei der kollagenen Gastritis von einer autoimmunen Prädisposition (Veranlagung) ausgegangen. 4

Typen

Die kollagene Gastritis wird zu den kollagenen Gastroenteritiden gerechnet, zu denen auch die kollagene Sprue und die kollagene Kolitis gehören. 5

Die Kollagengastritis wird in einen pädiatrischen und einen Erwachsenentyp unterteilt. Sie ist histologisch durch subepitheliale Kollagenbänder mit entzündlichen Infiltraten in der Lamina propria gekennzeichnet.  Bei Kindern bestehen meist Magenbeschwerden. Bei Erwachsenen ist sie typischerweise mit einer kollagenen Kolitis assoziiert, was bei Kindern äußerst selten ist. 6

Häufigkeit

Es wurden in einer Sammelstatistik 13 Fälle pro 100.000 Magenspiegelungen gefunden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. 7

Etwa ein Drittel der Fälle einer kollagenen Gastritis entsteht bereits im Kindesalter. Bei Kindern wird eine Inzidenz von 0.25 pro 100 000 Personenjahre angegeben und die Prävalenz mit 2,1/100.000 bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren4

Die Kollagengastritis ist mit lymphatischen Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts assoziiert. Zu ihnen gehören die Zöliakie, eine duodenale intraepithelialer Lymphozytose und eine lymphatische Gastritis. 7

Symptomatik und Diagnostik

Die Erkrankung wird im Rahmen der Ursachensuche der vorherrschenden Symptomatik diagnostiziert. Bei Kindern stehen eine schwere Eisenmangelanämie und/oder wiederkehrende Bauchschmerzen im Vordergrund, bei Erwachsenen eher Durchfall und Malabsorption, was durch die häufig beobachtete gleichzeitigen Darmbeteiligung erklärt wird. 4 Erwachsene litten einer Zusammenstellung zufolge unter Durchfall (18 %), Anämie (12 %), Gewichtsverlust (11 %) und Erbrechen (10 %) 7.

Bei Erwachsenen kann die Erkrankung variabel verlaufen, auch als pädiatrischer Typ 8.

Bei Erwachsenen besteht häufig eine Assoziation der Kollagengastritis mit anderen Erkrankungen des Magendarmtrakts, inklusive einer Coeliakie (Sprue). Es finden sich bei ihnen auch gehäuft Autoimmunkrankheiten, wie eine Polymyositis (Muskelentzündung) oder eine Hashimoto-Thyreoiditis. Dadurch kann eine große Symptomvielfalt zustande kommen 9.

Diagnostik

Diagnoseweisende Labormarker sind nicht bekannt. Gehäuft sind Calprotectin und SAA (Serum Amyloid A) erhöht bzw. positiv.

ANA (antinukleäre Antikörper) sind laut eine Studie an Kindern in 20 % positiv. 4

Oft liegt eine Eisenmangelanämie vor. Sie kann zusammen mit Bauchbeschwerden Auslöser einer genaueren Diagnostik sein.

Die Erkrankung wird durch eine histologische Diagnostik der Magenschleimhaut gesichert. Typisch sind eine verbreiterte subepitheliale Kollagenschicht (definiert als > 10 μm dick) und ein entzündliches Zellinfiltrat in der Lamina propria, bei dem auch vermehrt Eosinophile gefunden werden können. In den meisten pädiatrischen Fällen ist die kollagene Schleimhautentzündung auf den Magen beschränkt, wohingegen im Erwachsenenalter eine Beteiligung auch von Dünndarm und/oder Dickdarm nicht unüblich ist.

Bei einer Gastroskopie kann vor allem bei Kindern eine diffuse Rötung und feinnoduläre Unregelmäßigkeiten der Schleimhautoberfläche im Magenausgangsbereich erkennbar sein. In der Histologie einer Gewebeprobe findet man eine Schleimhautatrophie mit Verlust der Schleimdrüsen sowie verdickte Kollagenbänder ≥ 10 µm in der Lamina propria. Es können vermehrt eosinophile Granulozyten gefunden werden. 8

Wegen einer möglichen Assoziation mit einer kollagenen oder lymphatischen Dünn- und Dickdarmentzündung 9, wären die verschiedenen Darmabschnitte ebenfalls endoskopisch und bioptisch zu untersuchen. Eine kollagene Sprue sollte nicht übersehen werden.

Therapie

Wegen der Seltenheit der Erkrankung existiert keine durch Studien begründbare Behandlung. Für die etwas häufigere Kollagenkolitis hat sich Budesonid als primäre Behandlungsform durchgesetzt. Bei einer kollagenen Gastritis wird meist Prednisolon verwendet. In einem kombinierten Fall führte Prednisolon (15 mg) nach zwei Monaten zu einer teilweisen Besserung. 2

In Einzelfällen können auch andere Behandlungen erfolgreich sein, so beispielsweise Mesalazin 6


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Verweise

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Referenzen

  1. Am J Surg Pathol. 2009 May;33(5):788-98[]
  2. Middle East J Dig Dis. 2022 Jan;14(1):131-135[][]
  3. Gastroenterology. 1989 Dec;97(6):1552-5[]
  4. Clin Transl Gastroenterol. 2020 Aug;11(8):e00219. DOI: 10.14309/ctg.0000000000000219. [][][][]
  5. World J Gastrointest Endosc. 2015 Mar 16;7(3):265-73[]
  6. Glob Pediatr Health. 2022 Apr 19;9:2333794X221094262. doi: 10.1177/2333794X221094262[][]
  7. Dig Liver Dis. 2021 Sep;53(9):1136-1140[][][]
  8. Cureus. 2023 Feb 6;15(2):e34698. doi: 10.7759/cureus.34698[][]
  9. Am J Surg Pathol. 2009 May;33(5):788-98[][]