Eosinophile Granulozyten

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Eosinophile Granulozyten (kurz: Eos oder Eosinophile) sind weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die sich im Blutausstrich oder im histologischen Schnitt in der HE-Färbung (Färbung mit Hämatoxilin-Eosin) rot anrärben und eine Rolle in der Entstehung allergischer Reaktionen spielen.

Allgemeines

Die eosinophilen Granuozyten des peripheren Bluts stammen aus dem Knochenmark. Ihre Halblebensszeit im Blut beträgt 8 bis 18 Stunden; sie halten sich die meiste Zeit  in Geweben auf, wo sie einige Wochen überleben können.

Eosinophile enthalten Granula, die sich mit dem Farbstoff Eosin rötlich anfärben. Diese Granula enthalten das Charcot-Leyden-Kristallprotein (CLC, galectin-10), welches bei allergischer Lungenaffektion im Sputum nachweisbar ist. Die Granulaproteine bestehen aus weiteren Proteinen, dem „major basic protein“, der eosinophilen Peroxidase (EPO), einem „eosinophil-derived neurotoxin“ (EDN) und einem eosinophilen kationischen Protein (ECP) sowie einigen Zytokinen, wie IL-4, IL-2, GM-CSF, IL-5, IL-13, RANTES, Eotaxin und weiteren. Bei Aktivierung der Zellen werden diese Inhaltsstoffe freigesetzt. 1

Die Bildung eosinophiler Granulozyten wird durch Interleukin-5 (IL-5) angeregt, das wiederum von T-Helferzellen und Mastzellen gebildet wird. IL-5 wirkt als Eosinophilen-Kolonie-stimulierender Faktor. 2

Bedeutung der eosinophilen Granulozyten

Als Hauptaufgabe der Eosinophilen wird heute die Abwehr von in den Körper eindringenden Parasiten angesehen. 3 Ihre Blutwerte sind jedoch auch bei vielen allergischen und inneren Krankheiten erhöht (s. u.), so bei Allergien, Bindegewebskrankheiten, Malignomen und Infektionskrankheiten. 4

Eosinophile Granulozyten deaktivieren die von Mastzellen freigesetzten Mediatoren, wie Histamin und Leukotriene, und beeinflussen so allergische Reaktionen; sie wirken damit der spastischen Bronchuskonstriktion beim Asthma und einer Vasokonstriktion (Blutgefäßverengung) entgegen. Ein Neurotoxin der Eosinophilen schädigt Nervenzellen.

Referenzwerte

  • Angabe relativ zur Gesamtzahl der kernhaltigen Zellen im Blutausstrich; normal sind 3 +/- 2 % .
  • Angabe als absolute Zahl: normal sind bis 350/Mikroliter. Ab 500/Mikroliter werden die Werte als eindeutig erhöht im Sinne einer Eosinophilie angesehen.
    Die Eosinophilie kann nach Ausprägung differenziert werden in
    • mild (500 bis 1500 /mm3),
    • mäßig (1500 bis 5000/mm3) und
    • hochgradig (> 5000 /mm3). 5

Erhöhte Werte – Differenzialdiagnosen

Erhöhte Werte für eosinophile Granulozyten (Eosinophilie) findet man bei vielen Ursachen 4:

  • Parasiten, insbesondere Würmer, gehören zu den häufigsten Ursachen einer zum Teil erheblichen Eosinophilie. Gesucht werden sollte z. B. nach Ascaris; Trichinen, Echinokokken, Zystizerken, Filarien, Hakenwürmern.
  • Allergische Erkrankungen, vorwiegend allergisch bedingte Hautkrankheiten, wie Urtikaria, atopische Dermatitis und Ekzem, sind eine häufige Ursache.
  • Hypereosinophiles Syndrom (definiert als ≥1500 cells/mm3): meist assoziiert mit einer Angiitis, vermittelt durch Interleukin-5 (IL-5), reagiert gut auf Mepolizumab 6 7
  • Die Heilungsphase bakterieller und viraler Infektionskrankheiten (z. B. Scharlach und Masern): der Anstieg der Eosinophilen im Differenzialblutbild wird gelegentlich als „Morgenröte“ bezeichnet.
  • Die Eosinophilie unbekannter Ursache („idiopathische Eosinophilie“) kommt seltener vor.
  • Der Morbus Hodgkin kann mit einer Eosinophilie einhergehen.
  • Tumore, besonders der Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom),
  • Eosinophilen-Leukämie: Blutkrebs mit Eosinophilen; hierbei finden sich besonders hohe Werte.
  • Eosinophile gastrointestinale Erkrankungen 8: z. B.

Erniedrigte Werte

Relativ niedrige Werte für eosinophile Granulozyten sind häufig Folge

  • der Therapie einer Erkrankung mit Kortikosteroiden, seltener mit Beta-Blockern,
  • einer akuten bakteriellen oder viralen Infektion; in der Gesundungsphase einer solchen Infektion kann umgekehrt eine leichte Erhöhung der Eosinophilenzahl auftreten (s.o.).

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Fachinfos

Referenzen

  1. Front Immunol. 2014 Nov 10;5:570. DOI: 10.3389/fimmu.2014.00570. PMID: 25426119; PMCID: PMC4225839.[]
  2. J Exp Med 1986; 163(5):1085-1099[]
  3. Med Clin North Am. 2020 Jan;104(1):1-14. doi: 10.1016/j.mcna.2019.08.005. PMID: 31757229; PMCID: PMC7089574.[]
  4. Prim Care. 2016 Dec;43(4):607-617. DOI: 10.1016/j.pop.2016.07.010. Epub 2016 Oct 14. PMID: 27866580; PMCID: PMC5293177.[][]
  5. Med Clin North Am. 2020 Jan;104(1):1-14. DOI: 10.1016/j.mcna.2019.08.005. PMID: 31757229; PMCID: PMC7089574.[]
  6. 2018 Dec 7;14:2385-2396. doi: 10.2147/TCRM.S159949.[]
  7. 2018 Sep – Oct;6(5):1518-1527.e5. doi: 10.1016/j.jaip.2018.04.033.[]
  8. Curr Opin Gastroenterol. 2011 Oct;27(6):515-22 []