Die Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) ist eine schwerwiegende Erkrankung mit dem Risiko akuter Komplikationen und Langzeitfolgen. Unter “Pankreatitis – Neues” wird auf wichtige und neue Arbeiten hierzu hingewiesen.
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Auszüge aus ausgewählten Veröffentlichungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 DFPP zur Behandlung der Pankreatitis durch Hypertriglyceridämie
- 2 Indometacin vor der ERCP schützt besser vor der Post-ERCP-Pankreatitis
- 3 Eosinophile Pankreatitis, extrem selten – aber wichtig
- 4 IgG4-assoziierte Pankreatitis, eine neue Entität!
- 5 Autoimmunpankreatitis: 2 Typen!
- 6 Operative Behandlung
- 7 Schwere Hypertriglyceridämie: Risikofaktor für eine akute Pankreatitis
- 8 Warum Alkohol so leicht eine Pankreatitis auslöst
- 9 Medikamente müssen als Ursache einer Pankreatitis in Betracht gezogen werden
- 10 Octreotid verhindert schwere Verlaufsform bei akuter Pankreatitis
- 11 Pankreatitis-Risiko bei Coeliakie (Sprue)
- 12 Autoimmunpankreatitis: 2 Typen
- 13 Rituximab zur Therapie der Autoimmunpankreatitis Typ 1
- 14 Pankreatitis bei Kindern
- 15 Transgastrale endoskopische Behandlung der nekrotisierenden Pankreatitis
- 16 Alkohol und chronische Pankreatitis
- 17 Pankreatitis-Prophylaxe bei ERCP
- 18 Sulindac zur Therapie der chronischen Pankreatitis
- 19 Cannabidiol zur Therapie der akuten Pankreatitis?
- 20 Pflanzliche Kost und Pankreatitis
- 21 KRAS-Mutationen beim Pankreaskarzinom
- 22 “Stellate Cells” des Pankreas und Pankreasfibrose
- 23 Therapie der akuten Gallenstein-Pankreatitis
- 24 Verweise
DFPP zur Behandlung der Pankreatitis durch Hypertriglyceridämie
Eine schwere Hypertriglyceridämie kann eine akute Pankreatitis auslösen. Eine spezielle Apherese-Technik, die “double filtration plasma apheresis” (DFPP), kann die Besserung beschleunigen. Siehe hier.
Indometacin vor der ERCP schützt besser vor der Post-ERCP-Pankreatitis
Rektales Indometacin reduziert das Pankreatitisrisiko einer ERCP. Wird es vor dem Eingriff verabreicht, so ist es sogar wirkungsvoller als danach – ohne das Blutungsrisiko zu erhöhen (siehe hier)!
Eosinophile Pankreatitis, extrem selten – aber wichtig
Sie wird häufig als Pankreaskarzinom diagnostiziert. Und sie wird anders behandelt, als andere Pankreatitisformen (siehe hier).
IgG4-assoziierte Pankreatitis, eine neue Entität!
Autoimmunpankreatitis: 2 Typen!
Die Autoimmunpankreatitis tritt in zwei Formen auf. Der Typ 1 wird nun als Manifestation einer systemischen Erkrankung, die viele Organe und Gewebe betreffen kann, angesehen. Das ist für die Prognose, die Umfelddiagnostik und die Therapie von Bedeutung (siehe hier).
Operative Behandlung
Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung kann sehr schmerzhaft verlaufen und stellt ein erhöhtes Krebsrisiko dar. Es gibt neue Erfahrungen mit der totalen Pankreatektomie plus Inselzelltransplantation (siehe hier).
Schwere Hypertriglyceridämie: Risikofaktor für eine akute Pankreatitis
Eine schwere Hypertriglyceridämie (über 1000 mg/dl) ist nicht nur mit Komplikationen einer koronaren Herzkrankheit sondern auch mit einem deutlich erhöhten Risiko einer akuten Pankreatitis assoziiert, wie wieder festgestellt wurde (siehe hier).
Warum Alkohol so leicht eine Pankreatitis auslöst
Es gibt Menschen, die besonders leicht und nach nur geringem Alkoholgenuss eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen. Viele von ihnen haben eine genetische Prädisosition (siehe hier).
Medikamente müssen als Ursache einer Pankreatitis in Betracht gezogen werden
Die Medikamenten-bedingte Pankreatitis wird möglicherweise zu selten diagnostiziert. Schlüssel zur Therapie ist das Absetzen des angeschuldigten Medikaments. Die Liste der in Frage kommenden Medikamente wird immer länger (siehe hier).
Octreotid verhindert schwere Verlaufsform bei akuter Pankreatitis
Adipositas ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer schweren Verlaufsform einer akuten Pankreatitis. (1)Pancreatology. 2006;6(4):279-85 Octreotid, im Anfangsstadium verabreicht, vermag bei diesen Patienten die Progredienz zu einer schweren Verlaufsform wirkungsvoll zu verhindern. (2)Pancreas. 2012 Nov;41(8):1206-12
Pankreatitis-Risiko bei Coeliakie (Sprue)
Die Coeliakie (einheimische Sprue) weist ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Pankreatitis auf. (3)Clin Gastroenterol Hepatol. 2012 Oct;10(10):1136-1142
Autoimmunpankreatitis: 2 Typen
Die bisher undifferenziert betrachtete Autoimmunpankreatitis (AIP) besteht aus zwei Typen, der AIP Typ1 und der AIP Typ 2. Die traditionelle AIP entspricht der AIP Typ 1; sie wird auch als lymphoplasmazytisch sklerosierende Pankreatitis (LPSP) bezeichnet und ist durch eine geschwollene Duodenalpapille (Papilla Vateri) mit deutlich erhöhter Zahl von IgG4-positiven Plasmazellen gekennzeichnet. (4)Am J Surg Pathol. 2008 Dec;32(12):1770-9 Der Typ 1 tritt beim männlichen Geschlecht häufiger auf als beim weiblichen. Er gehört zu den IgG4-assoziierten Erkrankungen. Der Typ 2 überwiegt im ostasiatischen Bereich. In Europa ist er seltener und tritt eher bei jüngeren Menschen und etwa bei den Geschlechtern gleich verteilt auf. Bei ihm kommen häufiger eine akute Pankreatitis und eine Colitis ulcerosa vor. Die Therapie besteht aus oral verabreichtem Prednisolon (0,6 mg / kg / Tag) für 2-4 Wochen, dann Reduktion auf eine Erhaltungsdosis von 2,5 bis 5 mg / Tag über einen Zeitraum von 2-3 Monaten, danach Reduktion auf eine niedrige Dosis (unter Laborwertkontrollen) für 1-3 Jahre zur Prophylaxe eines Wiederaufflammens (Relaps). (5)Front Physiol. 2012;3:374. doi: 10.3389/fphys.2012.00374 (6)Gut. 2013 Dec;62(12):1771-6. DOI: 10.1136/gutjnl-2012-303617
Rituximab zur Therapie der Autoimmunpankreatitis Typ 1
Rituximab, ein Antikörper gegen Lymphozyten mit dem Oberflächenmarker CD20, hat bei über 83% der Patienten mit Autoimmunpankreatitis (AIP) Typ 1, die auf Steroide und Immunmodulatoren (z. B. Azathioprin) intolerant oder refraktär reagierten, wurden mit Rituximab behandelt. Von 17 Patienten reagierten 12 (83%) mit kompletter Remission. (7)Gut. 2013 Nov;62(11):1607-15. doi: 10.1136/gutjnl-2012-302886 Rituximab scheint daher eine Therapieoption bei schwer behandelbarer AIP darzustellen.
Pankreatitis bei Kindern
Bei Kindern hat eine Untersuchung einer Serie von 34 Kindern (Durchschnittsalter 11 Jahre) mit akuter Pankreatitis und 11 Kindern mit wiederholten (rekurrierende) Pankreatitis-Schüben ergeben, dass folgende Ursachen am häufigsten vorliegen und am ersten differenzialdiagnostisch zu bedenken sind: (8)Scand J Gastroenterol. 2012 Dec;47(12):1501-4. doi: 10.3109/00365521.2012.729084
- eine akute Pankreatitis wurde am häufigsten ausgelöst durch Medikamente (11/34) und Gallenwegserkrankungen (9/34); systemische Erkrankungen spielten eine untergeordnete Rolle.
- einer rekurrierenden (häufig wiederkehrenden) Pankreatitis lag eine Anomalie der Gallenwege am häufigsten zugrunde (6/11), seltener eine erbliche (hereditäre) Ursache (2/11).
Transgastrale endoskopische Behandlung der nekrotisierenden Pankreatitis
Die nekrotisierende Pankreatitis ist durch die Selbstverdauung mit dem hohen Risiko einer bakteriellen Infektion und einer von dort ausgehenden Sepsis eine lebensgefährliche Komplikation der Pankreatitis. Eine chirurgische Nekrosektomie (Ausräumung der Nekrosen) ist oft erforderlich. Eine Studie an 20 Patienten hat gezeigt, dass auch eine endoskopische transgastrale Nekrosektomie (Zugang durch die Magenwand in die Nekrosehöle)) zu einer Reduktion der Entzündungsaktivität (gemessen am IL-6-Spiegel) und zu etwa gleichen Ergebnissen führen kann wie eine chirurgische Therapie. (9)JAMA. 2012 Mar 14;307(10):1053-61
Alkohol und chronische Pankreatitis
Unklar war bisher, warum nur wenige Menschen auf Alkohol hin eine chronische Pankreatitis entwickeln, die meisten anderen Menschen jedoch nicht. Schon früher wurde eine Assoziation von alkoholischer Pankreatitis und einer Mutation auf dem SPINK1-Gene festgestellt. (10)Gut. 2002 May;50(5):687-92 Nun haben Untersuchungen erneut auf solch eine genetische Assoziation hingewiesen. (11)Pol Arch Med Wewn. 2012;122(6):277-8 Sie scheint zusammen mit anderen Auslösern eine Voraussetzung für die intrazelluläre Aktivierung von Trypsin zu sein.
Pankreatitis-Prophylaxe bei ERCP
Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) wurden schon länger als Prophylaxe einer Post-ERCP-Pankreatitis propagiert. In einer großen Multicenter-Studie an 602 Patienten mit erhöhtem Pankreatitis-Risiko (bei der Mehrzahl wurde eine Sphincter-Oddi-Dysfunktion vermutet) wurde nun nachgewiesen, dass eine Einmaldosis von Indomethacin als Rektalsuppositorium zu einer Reduktion der Post-ERCP-Inzidenz von 16.9% (Placebo-Gruppe) auf 9,2% führte. (12)N Engl J Med. 2012 Apr 12;366(15):1414-22
Sulindac zur Therapie der chronischen Pankreatitis
Sulindac ist ein nicht-steroidales Antiphlogisticum (NSAR), das unspezifisch gegen Entzündungen wirkt. In einem Mausmodell einer durch Caerulein induzierten Pankreatitis reduzierte Sulindac deutlich die Schwere der Entzündung über eine Reduktion von Entzündungsmediatoren wie TNF-alpha, den Verlust funktionsfähiger Acini, die Einwanderung von Entzündungszellen sowie die Fibrosierung der Bauchspeicheldrüse. Sulindac wird als erfolgversprechende Therapieoption bei der chronischen Pankreatitis angesehen. (13)BMC Gastroenterol. 2012 Aug 24;12:115. doi: 10.1186/1471-230X-12-115.
Cannabidiol zur Therapie der akuten Pankreatitis?
Cannabidiol ist ein psychoaktives Alkaloid aus weiblichem Hanf. Es wirkt antiinflammatorisch. Im Maus-Modell der Cerulein-induzierten Pankreatitis führt es nach intraperitonealer Applikation zu einer deutlichen Verbesserung durch Abfall der Enzymaktivitäten und der Spiegel von TNF-alpha und IL-6. (14)Pancreas. 2013 Jan;42(1):123-9. doi: 10.1097/MPA.0b013e318259f6f0 Es scheint als Behandlungsoption vielversprechend zu sein. Eine ähnlich positive Wirkung wurde zuvor auch für Curcuma longa (siehe auch Curcumin) Int J Mol Med. 2011 Jan;27(1):53-61 und Nardostachys jatamansi, eine Pflanze, die in Korea als Naturheilmittel verwendet wird Pancreas. 2010 May;39(4):520-9, festgestellt.
Pflanzliche Kost und Pankreatitis
Eine schwedische Kohorten-Studie über die Zeit von 1998 bis 2009 an 80019 Menschen weist darauf hin, dass Gemüse, nicht jedoch Obst, das Risiko einer Pankreatitis senkt Oskarsson V, et al. (15)Gut. 2012 Jun 27. [Epub ahead of print] .
KRAS-Mutationen beim Pankreaskarzinom
Das duktale Adenokarzinom des Pankreas ist die häufigste Form des Pankreaskarzinoms. Der erste Entwicklungsschritt ist die pankreatische intraepitheliale Neoplasie (PanIN). Da nicht nur in praktisch allen duktalen Adenokarzinomen sondern auch schon im PanIN-Stadium Mutationen im KRAS-Onkogen nachweisbar sind, werden diese Mutationen als wesentlich für die Auslösung des Pankreaskarzinoms angesehen. (16)Biochim Biophys Acta. 2005 Nov 25;1756(2):97-101 Das onkogene KRAS reguliert die endogene EGFR (endogener growth factor receptor) hoch. Eine pharmakologische Hemmung des EGFR verhindert die KRAS-abhängige Tumorbildung im Tierexperiment. (17)Cancer Cell. 2012 Sep 11;22(3):304-17 Dies könnte ein neuer Ansatz zu Prophylaxe und Therapie der Pankreaskarzinoms werden.
“Stellate Cells” des Pankreas und Pankreasfibrose
In der Leber sind „stellate cells” als Ito-Zellen bekannt, die unter chronisch entzündlichen Bedingungen zu Myofibroblasten werden und über Bildung von Gewebskollagen zur Leberfibrose und schließlich zur Leberzirrhose führen. Solche Zellen sind seit einigen Jahren auch in der Bauchspeicheldrüse gefunden worden und sind als „pancreatic stellate cells“ (PSC) bekannt. Sie spielen auch hier eine zentrale Rolle bei der Fibrosierung des Organs im Rahmen einer chronischen Pankreatitis. Sie interagieren zudem mit pankreatischen Krebszellen und fördern deren Ausbreitung. Es steht die Hoffnung im Raum, durch Hemmung der PSC-Progression zu Myofibroblasten die Entwicklung einer Chronifizierung und Fibrosierung der Bauchspeicheldrüse sowie die Tumorentwicklung und -ausbreitung medikamentös beeinflussen zu können. (18)Front Physiol. 2012 Aug 28;3:344. doi: 10.3389/fphys.2012.00344
Therapie der akuten Gallenstein-Pankreatitis
Nach einer Cochrane-Zusammenstellung gibt es in der Literatur keine Evidenz dafür, dass – unabhängig vom Schweregrad der Pankreatitis – eine routinemäßig durchgeführte frühzeitige ERCP die lokalen oder systemischen Komplikationsraten oder die Mortalität signifikant beeinflusst. Die Untersuchung unterstützt die Empfehlung einer frühzeitigen ERCP bei akuter Pankreatitis mit begleitender Cholangitis und biliärer Obstruktion (Cholestase). (19)Cochrane Database Syst Rev. 2012 May 16;5:CD009779
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Verweise
Patienteninfos
Literatur