Roflumilast ist ein oral applizierbares Medikament zur Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) durch Hemmung der Entzündungsvorgänge. Selbst bei schweren Formen verbessert es den Verlauf. Es wird als add-on-Therapie zu lang-wirksamen Bronchodilatatoren bei der chronische-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) in den GOLD-Stadien 3 und 4 (Stadien nach der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) eingesetzt. Auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen kann Roflumilast einen positiven Effekt ausüben.
Das Wichtigste
Kurzgefasst |
Roflumilast ist ein Medikament, welches die Behandlungsmöglichkeiten einer schweren COPD erweitert. Es unterdrückt die chronische Entzündung, hemmt die Bildung von Narben im Lungengewebe (Fibrosierung) und führt zu einer Verbesserung der Atmung, dies sogar noch über die Wirkung von Kortisonpräparaten hinaus. Es kann daher auch in schwer therapierbaren Fällen noch zu einer Verbesserung der Lungenfunktion und des Verlaufs führen. Offenbar wird es bis auf gelegentliche Nebenwirkungen, die vor allem den Magendarmtrakt betreffen, gut vertragen. |
Wirkungsweise
Eine Zusammenstellung von Wirkungen und Nebenwirkungen ergibt folgende wesentlichen Befunde 1:
Die Bioverfügbarkeit von Roflumilast liegt bei 80 %, die Proteinbindung im Blut bei 99 %, die mittlere Halbwertszeit bei 17 Stunden. Eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz scheint nicht erforderlich zu sein, dagegen führen Lebererkrankungen zu einem erhöhten Blutspiegel; Roflumilast sollte bei Leberzirrhose nur mit Vorsicht und in fortgeschrittenem Stadium (Child-Pugh-Stadien B und C) nicht verabreicht werden 2.
Roflumilast ist ein PDE4-Hemmer: Die Wirkung von Roflumilast beruht auf einer spezifischen Hemmung der Phosphodiesterase 4B (PDE-4B), einem Enzym, das bei Entzündungsprozessen eine wesentliche Rolle spielt. Es kommt über einen intrazellulären Anstieg von cAMP zu einer verminderten Freisetzung des Entzündungsmediators TNF-alpha aus Monozyten und Makrophagen. Bei Eosinophilen senkt Roflumilast die Degranulierung und Freisetzung von Leukotrien-C4, bei Basophilen die von Histamin und ebenfalls von Leukotrien C4. Bei B-Lymphozyten kommt es zur Verminderung der IgE-Produktion.
Eine Hemmung der PDE-4 verbessert zusammen mit Bronchodilatatoren die Lungenfunktion und reduziert das Risiko einer Exacerbation (Wiederaufflammen) der COPD. Ein ähnlicher therapeutischer Ansatz wurde bisher durch Theophyllin, einem unspezifischen Phosphodiesterasehemmer, verfolgt.
Auf zellulärer und molekularer Ebene hemmt Roflumilast im Beisein des Beta-2 adrenergen Receptoragonisten Indacaterol die Bildung und Freisetzung von entzündungs- und Fibrose fördernder Mediatorstoffe, während Roflumilast alleine keine signifikante Hemmung zeigte 3.
Der Abbau erfolgt über die Cytochrome CYP 3A4 und 2C19. Erythromycin, der Gyrasehemmer Enoxacin und besonders der Säureblocker Cimethidin steigern die Wirkung von Roflumilast; Rifampicin mindert seine Wirkung.
Nebenwirkungen
An Nebenwirkungen werden häufig Durchfall (mit ca. 10 % am häufigsten), Gewichtsverlust (mit fast 7 % am zweithäufigsten), Übelkeit (mit ca. 5 % am dritthäufigsten), Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlafstörungen und Appetitminderung angegeben, seltener neurovegetative und psychiatrische Störungen wie Nervosität, Angstzustände, Depression, Geschmacksstörungen, Benommenheit, zudem auch Muskel- und Rückenschmerzen und Hautausschlag.
Erfahrungen mit Roflumilast
Die Entstehung einer Lungenfibrose unter dem Antitumormittel Bleomycin kann im Tierexperiment durch Roflumilast unterdrückt werden 4.
Die schwere COPD kann günstig beeinflusst werden: In Zusammenstellungen bisherigen Studien 1 5 6 mit Roflumilast als add-on-Therapie zu Bronchodilatatoren wird auf eine deutliche Verbesserung der FEV1 (Volumen bei forcierter Ausatmung, Tiffeneau-Test, 1-Sekundenkapazität) und eine Reduktion der Zahl akuter Exacerabionen (Wiederaufflammen) hingewiesen. Selbst über die Wirkung von Glukokortikoiden hinaus ist es zu Verbesserungen gekommen. Vermehrte Todesfällen werden in den Studien nicht berichtet. Roflumilast wird daher als eine bedeutende Erweiterung der Therapieoptionen bei der COPD einschließlich der therapieresistenten Bronchitis eingestuft.
Eine große Studie über die Wirkungen von Roflumilast in der praktischen Anwendung bei COPD-Patienten hat eine deutliche Steigerung der Lebensqualität ergeben. Allerdings haben etliche Patienten (etwa 1/3) die Einnahme wegen Nebenwirkungen unterbrochen; genannt wurden vor allem Durchfall, Übelkeit und Gewichtsabnahme. 7
Unerwünschte Ereignisse (Nebenwirkungen, Komplikationen) können weigehend vermieden werden, wenn Roflumilast über 1 Monat hinweg aufsteigend dosiert wird. Eine Dosis 250 µg für 4 Wochen vor der Eskalation auf die zugelassene Erhaltungsdosis von 500 µg führte in einer Studie zu einer geringeren Anzahl von Behandlungsabbrüchen und einer besseren Verträglichkeit 8.
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Verweise
- Bronchitis
- Chronisch obstruktive Lungenkrankheit – einfach erklärt
- Lungenfibrose
- Entzündungsparameter
Referenzen
- Swiss Med Wkly. 2012 Jul 25;142:w13628. doi: 10.4414/smw.2012.13628[↩][↩]
- Clin Pharmacokinet. 2007;46(5):403–16[↩]
- Respir Res. 2012 Mar 27;13:28[↩]
- PLoS One. 2015 Jul 20;10(7):e0133453. doi: 10.1371/journal.pone.0133453[↩]
- Br J Pharmacol. 2011 May;163(1):53-67. doi: 10.1111/j.1476-5381.2011.01218.x[↩]
- Clin Ther. 2012 Jan;34(1):56-66[↩]
- Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2018 May 3;13:1455-1468. doi: 10.2147/COPD.S159827.[↩]
- Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2018 Mar 6;13:813-822. doi: 10.2147/COPD.S154012[↩]