Herzinfarkt – einfach erklärt

Herzinfarkt ST-Hebungen EKG
Herzinfarkt: ST-Hebungen

Allgemeines


Herzinfarkt bedeutet akuter Untergang von Herzmuskelgewebe infolge einer lokalen Durchblutungsstörung. Er ist immer lebensbedrohlich. Typisch ist ein plötzliches Vernichtungsgefühl.

Der Herzinfarkt ist mit einer hohen Sterberate verbunden und bedarf einer möglichst umgehenden Diagnostik und Behandlung. Häufigste Ursache ist eine meistens schon länger vorbestehende Verengung der Herzkranzgefäße (Koronarsklerose), die sich durch ein Herzengegefühl (Angina pectoris) bemerkbar macht. Wenn ein verengtes arterielles Blutgefäß plötzlich durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird, entwickelt sich schlagartig eine Kraftlosigkeit des Herzens (Herzinsuffizienz), ein schneller Herzschlag und Herzrhythmusstörungen, Blässe und kalter Schweiß. Es kann Herzflimmern auftreten, das akut zum Tode führt, wenn es nicht umgehend unterbrochen wird.

Zu den wichtigsten Erstmaßnahmen gehören eine Stabilisierung des Kreislaufs und eine schnellstmögliche Überführung in ein Herzzentrum, in dem Notfallmaßnahmen (inkl. Herzkatheter) möglich sind.

Ein besonders hohes Herzinfarktrisiko liegt bei Menschen vor, die viel rauchen, einer erhöhten Blutdruck haben oder/und an Zuckerkrankheit oder einer Fettstoffwechselstörung leiden. Vorbeugende Maßnahmen sind daher ein gesunder Lebensstil und ein vollständiger Verzicht auf Rauchen, sowie eine gut kontrollierte Behandlung von Krankheiten und Funktionsstörungen des Körpers, die als Risikofaktoren bekannt sind und sich beeinflussen lassen.

Herzinfarkt – Fachinfos
Angina pectoris (Herzenge)
Rauchen aufhören

Entstehung

Ursache ist der plötzliche Verschluss eines Blutgefäßes, das die Muskulatur versorgt. Solch ein Verschluss kann große Herzkranzarterien oder Verzweigungen von ihnen betreffen.

Bei einem Verschluss eines größeren Gefäßes fallen akut große Muskelanteile aus und das Herz wird dramatisch geschwächt. Beim Verschluss eines nur sehr kleinen Nebenastes braucht der Infarkt gar nicht bemerkt zu werden (stummer Herzinfarkt) oder er bewirkt zwar plötzliche Schmerzen jedoch keine entscheidende Kraftminderung. Große Infarkte umfassen die gesamte Muskelwandschicht (sie sind transmural) und machen sich in der Regel im EKG bemerkbar (ST-Hebungsinfarkt, STEMI). Kleine Infarkte können nur Teile der Wandschicht umfassen (sie sind nicht transmural) und brauchen im EKG nicht erkennbar zu sein (Nicht-ST-Hebungsinfarkt, NSTEMI). Auch kleine Infarkte können wegen auftretender Rhythmusstörungen lebensbedrohlich sein.

Herzinfarkte betreffen ganz überwiegend die linke Herzkammer (linker Ventrikel), der die meiste Arbeit verrichtet und am meisten Blut benötigt. Je nach Lokalisation in der Herzmuskulatur spricht man beispielsweise von einem Hinterwandinfarkt, Vorderwandinfarkt oder anteroseptalem Infarkt. Selten gibt es auch Rechtsherzinfarkte.

→ Allgemeines zum Herzen siehe unter Das Herz.
→ Fachinfos zu Herzinfarkt siehe hier.

Förderliche Faktoren für einen Herzinfarkt sind:

Schon 2 zusammentreffende Faktoren bedeuten eine deutlich erhöhte Bereitschaft für einen Herzinfarkt.

Diese Risikofaktoren fördern eine Verengung und Verkalkung der Herzkranzgefäße (Koronarsklerose). Wer mehrere dieser Vorbedingungen aufweist, ist besonders stark gefährdet, einen Herzinfarkt zu erleiden und sollte sich hinsichtlich Vorbeugemaßnahmen individuell beraten lassen.

Körperlicher oder psychischer Stress fördern für sich genommen eine Herzkranzgefäßverengung nicht, aber können – bei vorverengten Gefäßen – Auslöser für einen Herzinfarkt sein.

Risikofaktoren für einen Herzinfarkt

Auslöser

Eine Verengung der Herzkranzgefäße durch arteriosklerotische Plaques (Verdickung der Wände der Blutgefäße, welche die Herzmuskulatur versorgen, durch Einlagerung von Fettzellen und Kalk) ist die Voraussetzung. Solche Plaques können „giftig“ werden. Das bedeutet, dass sie bereit sind zu platzen. Solch eine Giftigkeit vorauszusagen, ist Aufgabe einer sehr feinen Ultraschalldiagnostik. Durch solche Untersuchungen weiß man, wie Plaques aussehen, die ein besonders hohes Risiko bergen. Platzt solch ein Plaque, so lagern sich sofort Blutplättchen (Thrombozyten) an und wollen die Wunde verschließen. Dabei verengt sich das Blutgefäß weiter. Durch den Anbau des so entstehenden Blutgerinnsels verschließt es das betroffene Herzkranzgefäß vollständig. Es kommt zum plötzlichen Absterben der von der Blutversorgung abgeschnittenen Herzmuskelzellen, also zum Herzinfarkt.

Was nun bewirkt das Platzen eines Hochrisikoplaques? Es sind offenbar starke Belastungen der Arterienwände durch Blutdruckspitzen und durch stressartige Reaktionen des Körpers, die zur Arterienverengung führen. Damit wird klar, dass

  • körperlicher und psychischer Stress,
  • Blutdruckerhöhungen aus verschiedensten Gründen und
  • das (normale) Anspringen des Sympathicus am frühen Morgen

hochriskant sind für Menschen, die „giftige“ Plaques in sich tragen. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen, so beispielsweise

  • ein akuter Atemwegsinfekt im Rahmen einer Grippe. 1 Als Ursache wird eine erhöhte Verklumpungsbereitschaft der Blutplättchen angesehen. 2

Diagnostik

Wer verengte Herzkranzarterien hat, leidet in der Regel bei Belastungen unter Engegefühl des Herzens (Angina pectoris). Eine Angina pectoris kann heftige Beschwerden auslösen, lässt aber meist innerhalb von 15 – 30 Minuten wieder nach. Der Infarktschmerz bleibt dagegen länger bestehen. Wenn zudem ein Kollaps, Rhythmusstörungen und Kaltschweißigkeit eintreten, muss immer an einen Infarkt gedacht werden. Der Nachweis wird vom Arzt über das EKG direkt vor Ort geführt. In der Klinik werden die Infarktmarker CK (Creatinkinase) und Troponin im Labor bestimmt und eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt.

Komplikationen

Linksherzinfarkt

In aller Regel ist es die linke Herzkammer (linker Ventrikel), die vom Herzinfarkt betroffen ist.

  • Rhythmusstörungen: Jeder Herzinfarkt, ob er ausgedehnt oder klein ist, kann Herzrhythmusstörungen auslösen. Sie reichen von harmlosen Herzaussetzern, Extraschlägen (Extrasystolen) bis hin zur neu aufgetretenen völligen Unregelmäßigkeit des Herzschlags (absolute Arrhythmie) und Kammerflimmern. Kammerflimmern bedeutet, dass das Herz keine Pumpleistung mehr erbringen kann. Es ist mit dem Leben nicht vereinbar. Wenn es nicht spontan zum Stehen kommt oder keine Defibrillation durchgeführt wird, bedeutet es den Tod.
  • Große Herzinfarkte, die alle die gesamte Wand betreffen, können zu einer akuten Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen, bei der sich Blut in der Lunge staut und im großen Kreislauf fehlt. Dadurch kommt es einerseits zu massiver Atemnot, andererseits zu einer Unfähigkeit, den Blutdruck ausreichend aufrecht zu erhalten, also zu niedrigem Blutdruck (Hypotonie).
  • Akute Komplikationen: Wenn viel Muskulatur zugrunde geht, kann es zu Einrissen im Herzmuskel kommen, dadurch können Herzklappen plötzlich undicht werden (z. B beim Abriss eines Papillarmuskels) oder der Herzbeutel einbluten und dem Herzen keinen Raum für seine Pumpfunktion mehr lassen (Herzbeuteltamponade).
  • Intensivüberwachung: Da sehr viele Patienten durch solche Komplikationen bereits in den ersten Minuten sterben, gehört jeder Herzinfarktpatient sofort in ein Krankenhaus, das kardiologische und überwachungstechnische Möglichkeiten besitzt.

Rechtsherzinfarkt

In sehr seltenen Fällen betrifft der Herzinfarkt auch die Kammer der rechten Herzkammer. Dann kann es zu einer Erweiterung der Klappe zwischen Vorhof und Kammer mit erheblicher Undichtigkeit kommen (Trikuspidalklappeninsuffizienz). Dies sieht man am positiven Halsvenenpuls oder einer massiven Halsveneneinflussstauung. In diesen Fällen kann die Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet und das Blut nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

Langzeitfolgen

Kleine Infarkte heilen narbig aus und brauchen keine nachteiligen Folgen für die Herzleistung zu haben. Bei großen Infarkten kann der Muskel so geschwächt sein, dass eine Leistungsschwäche bestehen bleibt (Herzinsuffizienz). Auch können Herzrhythmusstörungen bleiben. Große frische Wunden und Narben sind ein Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Wenn sich eine schwerwiegende Rhythmusstörung und ein hohes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln erkennbar wird, wird i. d. R. eine medikamentöse Herabsetzung der Gerinnungsfähigkeit des Bluts (Antikoagulation) durchgeführt (z. B. mit Marcumar oder Falithrom, heute mit Faktor-Xa-Hemmern). Denn Gerinnsel aus dem Herzen können mit dem Blut in den Körper geschwemmt werden und dort als Embolien zu akuten Durchblutungsstörungen führen, so beispielsweise zu einem Schlaganfall.

Behandlung

Kathetertherapie: Um Akutkomplikationen zu vermeiden und möglichst viel Muskelgewebe des Herzens zu retten, werden in Zentren zu jeder Zeit Behandlungsmöglichkeiten über eine Herzkatheterintervention (Aufdehnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes und Implantation eines Stents) vorgehalten.

Ein sofortiger Transport in eine Klinik mit kardiologischen Möglichkeiten kann lebensrettend sein. In der Regel wird eine sofortige Katheteruntersuchung der Herzkranzarterien (Koronarangiographie) durchgeführt mit der Möglichkeit, den Verschluss der Koronarartrie zu öffnen und durch einen Stent (ein Röhrchen) zu sichern. Um zu verhindern, das sich der Stent durch Blutgerinnsel (Koagel) wieder verschließt, werden häufig „Drug-eluting-Stents“ gewählt, die eine lokale Koaguation verhindern sollen. Außerdem wird eine medikamentöse Gerinnungshemmung, meist mit ASS und Clopidogrel, begonnen.

Zur Behandlung gehören eine medikamentöse Rhythmuskontrolle und ein Schutz des Herzens vor Stress. Auch müssen die Gegenregulationen des Körpers zur Steigerung des Blutdrucks unterbunden werden, wenn das Herz diesen Anforderungen nicht gerecht werden kann (siehe unter Herzinsuffizienz).

Bis das Herz nach einem akuten Herzinfarkt auf stabilem Niveau arbeitet, dauert es einige Wochen. In dieser Zeit sollten Rehabilitationsmaßnahmen dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit unter Kontrolle aufzubauen und eine Änderung der Lebensführung je nach individueller Situation einzuüben. Dazu gehört auch eine Ernährungsberatung und eine Anleitung zur Stressbewältigung. Blutdruck und Blutfette müssen unter Umständen medikamentös eingestellt werden.

Therapie des Herzinfarkts

Eigene Anstrengungen

Eigene Anstrengungen zur Rehabilitation und zu Vorbeugung erneuter kardialer Ereignisse sind sehr erfolgreich. Zu den unter Anleitung erlernbaren und selbst durchführbaren Maßnahmen gehören vor allem

Diese Maßnahmen sind im Wesentlichen auch vorbeugend wirksam. Viele von ihnen gehören zum gesunden Lebensstil.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung beginnt schon früh im Leben mit viel körperlicher Bewegung, gesunder Ernährung und der Vermeidung von Risikofaktoren, wie vor allem Rauchen.

Aber auch dann, wenn bereits das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich erhöht ist, was z. B. durch Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette rasch zustande kommen kann, dann kann man immer noch das Risiko für einen Herzinfarkt senken, wenn man seinen Lebensstil anpasst: vermehrte körperliche Bewegung, Senkung der Blutfette und eines erhöhten Blutdrucks gegebenenfalls mit Hilfe von Medikamenten und eine mit Olivenöl und Nüssen angereicherte Mittelmeerdiät sind Maßnahmen, von denen man eine Senkung des Herzinfarktrisikos erwarten kann. 3

Empfehlungen, Tipps

Lebensstil
Rauchen aufhören
Gewicht abnehmen

Verweise

Weiteres

  1. N Engl J Med. 2018 Jan 25;378(4):345-353. DOI: 10.1056/NEJMoa1702090[]
  2. PLoS One. 2020 Dec 11;15(12):e0243248. DOI: 10.1371/journal.pone.0243248[]
  3. N Engl J Med. 2018 Jun 21;378(25):e34. DOI: 10.1056/NEJMoa1800389. Epub 2018 Jun 13. PMID: 29897866.[]