Cholestaseparameter sind Blutwerte, die bei einem Gallestau im Körper (Cholestase) erhöht gefunden werden. Sie können zur Klärung seiner Ursache und Ausprägung sowie zur Verlaufsbeurteilung verwendet werden.
Parameter, Übersicht
Bei einer Cholestase können folgende Parameter erhöht gefunden werden:
- Bilirubin (direktes Bilirubin) im Blut: Bilirubin wird auch bei Cholestase in den Hepatozyten (Leberzellen) noch konjugiert, dann aber nicht in die Gallenkapillaren ausgeschieden, sondern im Blut retiniert (zurückgehalten).
- Bilirubin im Urin: im Blut retiniertes Bilirubin wird über die Nieren ausgeschieden.
- Cholestaseenzyme: Folgende Leberenzyme gelangen bei Cholestase vermehrt ins Blut:
- alkalische Phosphatase (aP)
- gamma-GT (Gamma-Glutamyltranspeptidase, GGT)
- Leucin-Amino-Peptidase (LAP)
- 5´-Nucleotidase
- Mg2+-ATPase
- Gallensäuren im Serum: Normalerweise werden sie aus dem Blut in die Galle ausgeschieden; bei einer Cholestase verbleiben sie in der Leber und im Körper: Ihre Werte im Blut steigen an 1.
- Cholesterin im Serum (gekoppelt an Lipoprotein X) 2 3.
Bei einer Cholestase folgende Parameter ebenfalls erhöht:
- atypische Gallensäuren i. Blut und/oder Urin,
- Lipoprotein X (LpX): Es transportiert Phospholipide und unverestertes Cholesterin; als Proteine sind in den Lipoproteinpartikeln Apolipoprotein C und Albumin enthalten; wahrscheinlich bildet LpX sich durch Reflux von Galle aus den bei einer Cholestase gestauten Gallenkapillaren ins Blut. Erhöht ist LpX bei Cholestase und bei einer schweren Hypercholesterinämie. 4
Einzelne Parameter
Bilirubin
Indirektes Bilirubin: indirekt reagierendes B.: es kann für die Nachweisreaktion nicht direkt verwendet werden und muss zuerst wasserlöslich gemacht werden. Es entstammt dem Abbau von Häm (Bestandteil des Hämoglobin); es ist noch unverestert und wird daher im Blut an Albumin gekoppelt zur Leber transportiert, wo es durch Glucuronidierung wasserlöslich gemacht und mit der Galle ausscheidungsfähig gemacht wird.
Eine Erhöhung seiner Konzentration im Serum findet sich bei
- vermehrtem Bilirubinanfall bei Shunthyperbilirubinämie (vermehrte Hämsynthese) oder durch Hämolyse,
- verminderter Bilirubinkonjugation in der Leber (Gilbert-Meulengracht-Syndrom, Crigler-Najjar-Syndrom Typ I und II).
Eine Bilirubinerhöhung mit ausschließlicher Erhöhung des indirekten Bilirubins (bei verminderter Konjugation in der Leber) ist kein Cholestasezeichen.
Direktes Bilirubin (direkt reagierendes B.: es ist wasserlöslich und reagiert sofort mit den Reagenzien) entsteht in der Leber durch Konjugation mit Glukuronsäure, wodurch das Molekül wasserlöslich und ausscheidungsfähig gemacht wird. Die Erhöhung seiner Konzentration im Serum findet sich bei Cholestasen ohne Hinweis darauf, ob es sich um eine obstruktive oder eine nichtobstruktive, hepatozelluläre Cholestase handelt.
→ Mehr zu Bilirubin und Gallebildung.
Alkalische Phosphatase (aP)
Aktivitäten der alkalischen Phosphatase stammen aus Leber, Knochen, Niere, Darm und Plazenta. Die Isoenzyme aus Leber, Knochen und Niere unterscheiden sich nur im Kohlenhydrat- und Sialinsäureanteil. Eine Erhöhung der aP-Aktivität im Serum findet sich i. d. R. bei folgenden Krankheiten oder Bedingungen:
- entzündliche Lebererkrankung (in > 80 %),
- einem Hyperparathyreoidismus,
- M. Paget,
- Rachitis,
- Osteomalazie,
- renale Osteodystrophie,
- Knochentumoren.
Zur Differenzialdiagnose von Knochen- und Leberkrankheiten kann die Aktivität von spezifischen Cholestaseenzyme herangezogen werden (beispielsweise gamma-GT, LAP, 5´-Nukleotidase).
→ Mehr zur alkalischen Phosphatase.
Gamma-Glutamyltransferase, Gamma-GT
Aktivitäten der Gamma-GT finden sich in Niere (höchste Aktivität in proximalem Tubulusepithel), Leber, Pankreas, Dünndarm, Plexus choreoideus, nicht im Knochen.
Eine Erhöhung der gamma-GT-Aktivität im Serum findet sich bei
- Cholestase (besonders ausgeprägt),
- Alkoholtoxische Leberschädigung (sehr empfindlich),
- Lebererkrankungen anderer Genese (Hepatitiden, toxischer Leberschaden, Fettleber und Leberzirrhosen verschiedener Ursache).
→ Mehr zur Gamma-GT siehe hier.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
Verweise
Fachinfos
Patienteninfos
Referenzen
- Dig Liver Dis. 2010 Jun;42(6):409-18. doi: 10.1016/j.dld.2010.03.015. PMID: 20434968.[↩]
- J Biochem Mol Toxicol. 2017 Jan;31(1):1-6. doi: 10.1002/jbt.21831. Epub 2016 Aug 12. PMID: 27517733.[↩]
- Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2019 Jan;29(1):4-8. doi: 10.1016/j.numecd.2018.09.006. Epub 2018 Sep 26. PMID: 30503707.[↩]
- J Med Biochem. 2020 Sep 2;39(3):283-289. DOI: 10.2478/jomb-2019-0038.[↩]