Allgemeines
Eine gute Koloskopie-Vorbereitung ist Voraussetzung für eine aussagekräftige Untersuchung. Sie umfasst Informationen zur Darmspiegelung, ihrer Indikation, die Wahl der Abführmaßnahmen, die technische Durchführung, die Patientenbelastung und eventuellen Risiken, sowie das Einverständnis.
Die hier dargestellten Hinweise zur Vorbereitung einer Darmspiegelung (Koloskopie) befassen sich mit einigen wichtigen Aspekten, so auch zu den persönlichen Bedingungen und Risiken sowohl der Spiegelung als auch der Abführmaßnahmen. Es wird Raum für Fragen gegeben. Dazu dient das Aufklärungsgespräch.
Vorbeugung von Komplikationen
Der Sicherheit der Untersuchung dient die Klärung folgender Fragen.
- Gerinnungswerte: Im Falle der geplanten Entfernung eines Polypen (Polypektomie) sollten die Gerinnungswerte und das Ausgangs-Hb bekannt sein. Ist das Risiko einer Blutung erhöht und steht eine Polypektomie an, so ist je nach Bedingung eine Vorsorge zur Blutstillung (inkl. Möglichkeit zu einer operativen Therapie) und zum Blutersatz zu treffen.
- Stationäre Vorbereitung und Untersuchung: Bei schwerer kranken Patienten wäre die Frage zu klären, ob Darmreinigung und Untersuchung besser unter stationären Bedingungen stattfinden sollten.
- Allergische Reaktionsbereitschaft: Bei Patienten mit Allergien eine Beratung zu einer eventuell notwendig werdenden allergischen oder sonstigen adversen Reaktionen auf z. B. Sedierungmedikamente und eine entsprechende Vorbereitung für eventuelle Komplikationen.
- Krankheiten des Patienten: Bei verschiedenen Grundkrankheiten des Patienten ist besondere Vorsorge bezüglich Überwachung und Medikamentenzufuhr zu treffen, so beispielsweise bei einer schweren koronaren Herzkrankheit, bei schwerer Hypertonie, bei Herzrhythmusstörungen oder beim Diabetes mellitus. Spezielle Absprachen müssen in einer Schwangerschaft mit dem betreuenden Gynäkologen getroffen werden. Dazu siehe hier.
Individuelle Bedingungen
Beispiele für individuelle Bedingungen, die bei der Koloskopie-Vorbereitung berücksichtigt werden müssen:
- Eine Elektrolytverschiebung kann Krämpfe auslösen. Sie kann durch unangepasste Spülflüssigkeiten hervorgerufen werden, die einen Abfall von Natrium und/oder Kalium im Blut bewirken. Gefährdet können Menschen sein, die an neurologischen Krankheiten oder Anomalien mit erniedrigter Schwelle zur Krampfbereitschaft leiden. Die meisten pharmazeutisch hergestellten Abführmixturen berücksichtigen dies und sind i. d. R. risikolos oder risikoarm.
- Flüssigkeitsmangel (Dehydratation): Durch Abführmittel kann es zu einem Flüssigkeitsmangel des Körpers kommen, der besonders bei Begleitkrankheiten, einer Thromboseneigung (Thrombophilie) oder im Alter zu Komplikationen führen kann. Auf eine adäquate Hydratation (erkennbar an einer normalen und nicht übermäßig faltigen Haut, keine stehenden Hautfalten beim Anheben) muss geachtet werden. 1 2
- Patienten mit einer Herz- oder Niereninsuffizienz oder einem insulinpflichtigen Diabetes mellitus können u. U. durch die Darmsäuberung in Stoffwechsel- oder Kreislaufprobleme geraten. In solchen Fällen wären die Maßnahmen ggf. unter stationärer Überwachung durchzuführen.
Patienten mit Diabetes
In der Regel wird für die Zeit der Abführmaßnahmen und der Untersuchung empfohlen, kurz wirksames Insulin und Blutzucker senkende Tabletten am Untersuchungstag wegzulassen, lang wirksames Basalinsulin aber weiter zu applizieren. Die individuellen Empfehlungen werden im Aufklärungsgespräch mitgeteilt.
Blutverdünnung
Das Blutungsrisiko einer Polypabtragung (Polypektomie) liegt bei 0,5 %. Es ist unter Antikoagulanzien erheblich erhöht, sodass sie bei vorhersehbar riskanteren Eingriffen pausiert werden. Dies gilt i. A. nicht für ASS. Auch Faktor-Xa-Hemmer, die eine kurze Wirkdauer mit raschem An- und Abfluten haben, benötigen i. A. kein „bridging“ (Überbrückung mit kurz wirksamen Gerinnungshemmern) 3. Wie mit Clopidogrel verfahren werden soll, wird im Aufklärungsgespräch mitgeteilt. In kritischen Fällen wird i. A. mit einem kurz wirksamen Antikoagulans überbrückt. 3 4 Beim Absetzen von einem Coumarinpräparat wird i. d. R. eine Überbrückung mit einem niedermolekularen Heparin empfohlen.
Nahrungszufuhr, Diät
Vier Tage vor der Untersuchung keine körnerhaltigen Nahrungsmittel oder Obste (so z. B. kein Vollkornbrot, keine Trauben, Leinsamen, Erdbeeren, Tomaten, Mohn oder Kiwis). Kleine Körner verstopfen den Arbeitskanal des Endoskops.
Ab Beginn der Abführmaßnahmen nur klare Flüssigkeiten, keine gebundenen Suppen oder Milch.
Medikamenteneinnahme
Medikamente, auf die der Patient eingestellt ist, sollten nicht ohne Rücksprache mit dem verschreibenden Arzt am Vorbereitung- und Untersuchungstag weggelassen werden. In der Regel können und sollten Blutdruck- und Herzmedikamente auch am Untersuchungstag genommen werden, ansonsten können erhebliche Blutdrucksteigerungen die Folge sein. Einige Medikamente werden unter den Abführmaßnahmen schlecht resorbiert (zu rasche Dünndarmpassage), was berücksichtigt werden muss. Dazu gehören auch u. U. Antikonzeptiva, sodass deren Schutz unzuverlässig sein kann. Im Einzelfall sicherheitshalber immer Rücksprache mit dem Arzt.
Patienten mit Herz- bzw. Klappenpass
Früher galt: Patienten mit einer Herzklappenerkrankung seien vermehrt gefährdet, durch bakterielle Besiedlung eine Endokarditis zu bekommen. Die Gefahr einer vorübergehenden Bakteriämie ist bei einer Koloskopie wie auch bei einer Spiegelung des oberen Gastrointestinaltrakts (Magenspiegelung) erhöht, sodass eine antibiotische Vorbeugung empfohlen wurde. Die Endokarditisprophylaxe erfolgte in der Regel mit Amoxicillin oder Ampicillin 1 Stunde vor Beginn der Untersuchung (bei Allergie auf Amoxicillin bzw. Ampicillin wurde Clindamycin oder Vancomycin i. v. verabreicht).
Inzwischen gilt jedoch: Nach aktueller Datenlage wird eine Endokarditis-Prophylaxe bei endoskopischen Untersuchungen nicht mehr generell empfohlen 5 Eine prophylaktische Antibiose wird individuell festgelegt.
Darmreinigung
Die folgenden Schemata sind Beispiele für eine potenziell gute Darmreinigung. Sie lässt sich auch auf andere Weise erzielen; jede Endoskopie-Abteilung hat ihr eigenes Schema.
Benutzt werden mit Erfolg beispielsweise folgende Mixturen: MOVIPREP, Fleet®, Phospho-soda (cave: Nephrotoxizität wegen der hohen Phosphatdosis), Kleen Prep®, Prepacol®, X-PREP® oder Endofalk.
Wenn die Untersuchung vormittags geplant ist, erfolgt die Darmreinigung am Vortag. Wenn die Untersuchung für den Mittag oder Nachmittag geplant ist, kann die Darmreinigung am selben Tag vormittags erfolgen.
Alternativen
Zur Koloskopie-Vorbereitung hat sich eine Darmspülung mit geringerer Flüssigkeitsbelastung durchgesetzt. Hier zwei Beispiele einer Fertigmixtur.
- Die Kombination von Magnesiumcitrat und Natriumpicosulfat benötigt eine nur geringe Flüssigkeitsmenge zur Darmvorbereitung; sie nutzt neben der osmotischen Spülung auch die Anregung der Darmtätigkeit aus. „CitraFleet®“ enthält die Kombination in 2 x 150 ml Trinkvolumen, das durch klare Flüssigkeiten (etwa 1/4 Liter pro Stunde) ergänzt wird. Die Reinigung soll derjenigen der PEG-enthaltenden Abführmittel entsprechen, wird jedoch meist besser vertragen (weniger Bauchbeschwerden und Übelkeit) 6. In der Praxis klagen jedoch manche Endoskopiker über eine unzureichende Reinigung und manche Patienten über vermehrtes Wasserlassen.
- Vielfach wird „Moviprep®“ verwendet, das eine nur relativ geringe Flüssigkeitsbelastung darstellt. Es besteht aus Polyäthylenglykol (PEG-3350), verschiedenen Natrium- und Kaliumsalzen und Vitamin C. Die Packung enthält insgesamt 4 Beutel, von denen je ein Beutel A und B in einem Liter, also insgesamt in insgesamt 2 Liter Flüssigkeit aufgelöst werden. Etwa alle etwa 15 Minuten soll ein großes Glas davon getrunken werden. Zusätzlich darf klare Flüssigkeit zu sich genommen werden, am besten ein weiterer Liter. In etwa 3 – 4 Stunden sollte der Darm sauber sein. Bis zur Dickdarmspiegelung sollte nach der letzten Einnahme mindestens 1 Stunde vergehen, damit sich der Darm auch von der letzten Flüssigkeit entleeren kann. Der Darm wird in der Regel für eine Spiegelung sauber genug.
→ Patientenaufklärung
→ Koloskopie
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
Verweise
- Abführmittel
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Vorsorgekoloskopie
- Sedierung bei einer Endoskopie
- Dickdarmkrebs
- Virtuelle Koloskopie
Weiteres
- Aliment Pharmacol Ther. 2007 Sep 1;26(5):633-41[↩]
- Can J Gastroenterol. 2006 Nov;20(11):699-710[↩]
- Am J Med. 2017 Jul;130(7):786-795. doi: 10.1016/j.amjmed.2017.01.052[↩][↩]
- Gastrointest Endosc. 2020 Feb;91(2):257-265. doi: 10.1016/j.gie.2019.09.033[↩]
- Circulation. 2007 Oct 9;116(15):1736-54[↩]
- Curr Med Res Opin 2008; 24: 481-488[↩]