Toxisches Megakolon

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Allgemeines

Toxisches Megakolon bedeutet Erweiterung des Dickdarms über 6 cm durch eine entzündungsbedingte Funktionsbeeinträchtigung, bei der es zu einer Überschwemmung des Körpers mit bakteriellen Giftstoffen (Endotoxinen) kommt. Es ist eine lebensbedrohliche Komplikation einer hochgradigen Dickdarmentzündung (Kolitis). Häufig ist ein akuter Schub einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit der Auslöser. Darmentzündungen durch Clostridium difficile sind ebenfalls häufige, sogar zunehmend häufige Ursachen 1. Bei einer septischen Entwicklung wird eine sofortige Operation (operative Entfernung des befallenen Dickdarms) empfohlen 2

Entstehung

Zugrunde liegt häufig ein Schub einer Colitis ulcerosa, seltener eine infektiöse Colitis. Bei der Entwicklung eines toxischen Megakolons bei einer Colitis ulcerosa kann eine CMV-Infektion eine Weg-bereitende Rolle spielen. 3 4 Beispiele für infektiöse Ursachen sind eine Infektion durch enterotoxische E. coli-Stämme 5, und durch Clostridium difficile. 6 Weitere Krankheitserreger, die als Ursachen infrage kommen, sind Salmonella, Shigella, Campylobacter, Cytomegalovirus (CMV), Rotavirus, Aspergillus und Entamoeba. Selten tritt ein toxisches Megakolon auf dem Boden einer ischämischen Kolitis, einer Kollagenkolitis oder eines Darmverschlusses z. B. durch Darmkrebs auf. 1

Symptomatik

Die Symptomatik ist dominiert durch den entzündlich bedingten paralytischen Ileus (Darmlähmung) mit erheblicher und schmerzhafter Dehnung des Darms (erheblicher Meteorismus durch nicht abtransportierte Darmgase). Es entwickeln sich ein toxischer Schock mit Blutdruckabfall, eine Tachykardie und schließlich ein Multiorganversagen.

Diagnostik

Anamnese: Meistens lässt sich eine vorbestehende entzündliche Kolitis (meist Colitis ulcerosa) mit akuter Verschlechterung eruieren. Es wird über eine rasch zunehmende Auftreibung des Abdomens (Blähung) und starke Schmerzen berichtet.

Klinischer Untersuchungsbefund: Im Vordergrund steht der stark gespannte und gasgefüllte (meteoristische) Bauch (beim Beklopfen Tympanie) ohne aktive Darmgeräusch (außer Plätschern). Ggf. Zeichen eines septischen Schocks und eines Thrombozytenabfalls mit petechialen Blutungen.

Röntgenuntersuchung: Typisch ist ein gasgefülltes, stark dilatiertes Kolon (Durchmesser > 6 cm).

Laborwerte:

Klinik

Die klinischen Symptome sind geprägt von der Grundkrankheit (einer Kolitis, meistens einer Colitis ulcerosa) und den toxischen und septischen Komplikationen mit massiver Auftreibung des Abdomens, Bauchschmerzen, Fieber, ggf. Zeichen einer diffusen Blutungsneigung bei Verbrauchskoagulopathie (punktförmige Blutungen in der Haut). Schließlich Zeichen eines allgemeinen Multiorganversagens.

Therapie

Frühoperation: Bisherige Erfahrungen zeigen, dass eine konservative Behandlung (inkl. hoch dosierter Antibiotika) die hohe Letalität nicht ausreichend zu senken imstande ist. Daher wird heute an einigen Zentren eine frühe Operation bevorzugt. 7 Die Mortalitätsrate bei einer Frühoperation lag in einer Studie bei 21 % vs. 45 % bei einer Spätoperation. 8 Eine partielle Kolektomie scheint bei einer Clostridien-bedingten Ursache etwa gleiche Ergebnisse wie eine totale Kolektomie zu ergeben; in einer Untersuchung lag die Mortalität in beiden Fällen bei 30 %. 9

Leukozytenapherese (LCAP): Diese Methode zur Entfernung von Leukozyten aus dem Blut hat sich bei schwerer Colitis ulcerosa als hilfreich herausgestellt. Sie scheint auch günstig beim toxischen Megakolon zu wirken. 10

Differenzialdiagnosen

Wenn bereits ein toxischer Schock vorliegt, sind verschiedene Ursachen zu berücksichtigen (siehe hier).


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Verweise

Referenzen

  1. Inflamm Bowel Dis. 2012 Mar;18(3):584-91. DOI: 10.1002/ibd.21847.[][]
  2. Clin Exp Gastroenterol. 2020 May 19;13:203-210. DOI: 10.2147/CEG.S200760. []
  3. Gastroenterol. 1994 Aug;29(4):501-5[]
  4. J Clin Gastroenterol. 1994; 19: 306-9[]
  5. Nayar DM et al. J Infect. 2005 Aug 26[]
  6. J Med Microbiol. 2005; 54: 101-11[]
  7. Digestion. 2005; 72: 146-9[]
  8. South Med J. 2020 Jul;113(7):345-349. DOI: 10.14423/SMJ.0000000000001118.[]
  9. World J Emerg Surg. 2022 Feb 13;17(1):11. DOI: 10.1186/s13017-022-00414-2[]
  10. Dig Dis Sci. 2005; 50: 767-73[]