Das Wichtigste verständlich
Pregabalin ist ein Medikament zur Behandlung einer Reihe zentralnervöser Störungen, so von epileptischen Anfällen, neuropathischen Schmerzen, bestimmten Juckreizformen und Angststörungen. Es ist ein GABA-Analog, das eng mit Gabapentin verwandt ist und senkt die Erregungsbereitschaft des Nervensystems und die Schmerzschwelle 1. Zusammen mit Gabapentin gehört es zu den Gabapentinoiden.
Differenzialindikation Schmerz: Pregabalin wirkt es beispielsweise günstig bei postoperativen bzw. posttraumatischen Schmerzen, der Post-Zoster-Neuralgie (postherpetische Neuralgie), der Fibromyalgie, den Nervenschmerzen bei der Zuckerkrankheit (Polyneuropathie beim diabetischen Spätsyndrom). Andere Schmerztypen sprechen deutlich geringer oder gar nicht an; bei Schmerzen im Rahmen einer HIV-Infektion ist es unwirksam. 2 Eine gewisse Wirksamkeit wurde beim Juckreiz und dem Reizdarmsyndrom beobachtet. Die Indikation sollte nicht über die genehmigten Indikationen hinaus ausgeweitet werden. Unter den Nebenwirkungen ist besonders auf eine vermehrte Schläfrigkeit zu achten. |
Wirkungsweise von Pregabalin
Pregabalin ist ein hochaffiner Ligand von speziellen Untereinheiten von spannungsabhängigen Kalziumkanälen, es behindert den Kalziumeinstrom in Gehirnzellen und damit ihre übermäßige Erregbarkeit.
Wirkungen
Pregabalin hat folgende Wirkungen:
- Vorbeugung und Behandlung partieller epileptischer Anfälle 3. Vermutlich ist es etwas wirksamer als Gabapentin. 4
- Besserung postoperativer Schmerzen, Beispiele:
- Besserung Beschwerden bei therapierefraktärer Fibromyalgie 7,
- Besserung neuropathischer Beschwerden 8,
- bei diabetischer Polyneuropathie, 9
- bei der Oxaliplatin-induzierten sensorischen Neuropathie 10,
- Besserung von Schmerzen, so z. B.
- von therapierefraktären Nackenschmerzen 11
- von Rückenschmerzen 12,
- von Kopfschmerzen nach Lumbalpunktion, 13
- Besserung viszeraler Schmerzen beim Reizdarmsyndrom durch Anhebung der sensorischen Schmerzschwelle auf Normalniveau (ansteigende Dosierung von 50 bis 200 mg/d, gemessen an der rektalen Empfindlichkeit auf Druck) 14
- Antagonisierung des toxischen Effekts von Kupfer auf das Gehirn 15, was bei der Behandlung von Kupfer-Stoffwechselstörungen (wie dem Morbus Wilson) eine Rolle spielen kann.
- Besserung des Restless-Legs-Syndroms: Die Beschwerden lassen nach, und der Schlaf verbessert sich. Gute Verträglichkeit. Die Nebenwirkungen seien gering; berichtet wird von Schläfrigkeit und Konzentrationsmangel. 16
- Neuroprotektive Wirkung im Mausmodell des Schlaganfalls. 17
- Besserung des Juckreizes bei der Urämie. 18
Nebenwirkungen
Die hauptsächlich berichteten Nebenwirkungen beziehen sich auf Schläfrigkeit, Konzentrationsmangel und Schwindel. Zudem führt Pregabalin wahrscheinlich zu einem Vitamin-B12-Mangel. 19
Pregabalin hat offenbar ein nur geringes Missbrauchs-Potential (Gefahr des Pregabalin-Abusus bei Medikamenten- und Drogenabhängigkeit). 20
In der Schwangerschaft scheint, soweit es die eher kleinen Studien hergeben, Pregabalin keine signifikant erhöhten adversen Effekte zu generieren. Die Rate von Fehlbildungen wird mit 3,3, 6 und 7,7 % sehr unterschiedlich angegeben. Die Rate von Aborten und Frühgeburten lag bei 23,3 und 25 %. Statistische Signifikanz wurde nicht erreicht. Daher sollte laut den Autoren der Zusammenstellung eine Verordnung nur nach individueller Berücksichtigung der Gesamtrisiken als „shared dicsion making“ erfolgen. 21
In einer Kasuistik wurden 6 Fälle einer Hypoglykämie zusammengestellt, die im Zusammenhang mit der Medikation von Pregabalin gesehen wurden. 22
Der abrupte Pregabalin-Entzug kann in seltenen Fällen zu Agitation und extremer innerer Unruhe führen. 23
Missbrauchspotenzial
Pregabalin hat ein größeres Missbrauchspotenzial als vermutet, weil es bei chronischen Schmerzen häufig verwendet wird, um Opioide einzusparen oder bei Drogenabhängigen zu ersetzen. 24 Dies ist besonders seit der „Opioid-Epidemie“ in den USA in die Diskussion gekommen. Die in der Zulassung genehmigten Indikationen sollten nicht ohne wissenschaftliche Grundlage und ohne Beachtung individueller Risiken überschritten werden. 25
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Verweise
Referenzen
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