Respiratorische Insuffizienz bedeutet Ateminsuffizienz.
- Respiratorische Partialinsuffizienz: im Blut erniedrigtes pO2 (Hypoxie) und nicht erhöhtes pCO2.
- Respiratorische Globalinsuffizienz: im Blut erniedrigtes pO2 plus erhöhtes pCO2 (Hyperkapnie).
→ Atemnot
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion
Inhaltsverzeichnis
Ursachen, Entstehung und Differentialdiagnosen
Eine respiratorische Insuffizienz beruht auf einer Gastaustauschstörung in den Lungen. In den Lungen wird CO2 abgeatmet und im Gegenzug O2 aufgenommen. CO2 diffundiert alveolär besser als O2, daher kommt es bei mäßig eingeschränkter Gasaustauschstörung zuerst zu einer Austauschinsuffizienz des Sauerstoffs. Bei stärker ausgeprägter Störung des Gasaustauschs ist auch die CO2-Abgabe in der Lunge eingeschränkt. Eine CO2-Erhöhung im Blut hat eine zerebrale Funktionsbeeinträchtigung mit Müdigkeit und Schläfrigkeit bis hin zur CO2-Narkose zur Folge. (1)Zayed Y, Askari R. Respiratory Distress Syndrome. 2022 Aug 8. In: StatPearls [Internet]. Treasure … Continue reading
Viele Ursachen einer respiratorischen Insuffizienz können in Frage kommen, so häufig ein ausgebranntes Emphysem, eine Lungenentzündung, eine Lungenembolie, ein Zustand nach Lungenteilresektion oder ein Pickwick-Syndrom.
Systematisch lassen sich die Ursachen und Differenzialdiagnosen folgendermaßen einteilen:
- eingeschränkter Gasaustausch bei Lungenerkrankungen, so z. B. bei
- Lungenemphysem,
- Pneumonie,
- chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD),
- Asthma bronchiale,
- toxischem Lungenschaden,
- Pneumothorax,
- Herzkrankheiten wie
- Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem,
- Rechtsherzinsuffizienz mit mangelhafter Lungendurchblutung oder
- Shuntvitium mit Rechts-links-Shunt (Einmischung venösen Bluts in das aus den Lungen kommende arterialisierte Blut),
- Nierenkrankheit mit Urämie und renaler Anämie, (2)EBioMedicine. 2022 Mar;77:103942. DOI: 10.1016/j.ebiom.2022.103942
- Anämie durch Mangel an Sauerstoffträgern, (Erythrozyten),
- neurologische Krankheiten mit mangelndem Atemantrieb, z. B. Schlafapnoe-Syndrom während der Apnoe-Phasen, Atemlähmung bei Stammhirninsult, toxische Enzephalopathie, amyotrophe Lateralsklerose,
- Muskelkrankheiten, z. B. Myositis, Myasthenia gravis.
Klinisches Bild
Meist dominieren die Atemnot sowie die Symptomatik der Grunderkrankung (s. o., z. B. gestaute Halsvenen bei Lungenembolie, Orthopnoe bei Linksherzinsuffizienz) das Bild.
Atemtätigkeit
Während sich eine Ateminsuffizienz bei einer Rechtsherzerkrankung rasch in einer Zyanose auswirkt (“blue boater”), führt eine akute und chronische respiratorische Insuffizienz bei einer Lungenkrankheit meist zu heftigen Atemanstrengungen und zu einer Tachypnoe. So wird bei einem Lungenemphysem der drohende Sauerstoffmangel durch erhöhte Atemanstrengungen lange Zeit ausgeglichen (“pink puffer”), was wegen des erhöhten Energieverbrauchs zu einer Abmagerung führen kann.
Die Atemtätigkeit ist dagegen bei einer neurologisch bedingten Ateminsuffizienz (mit mangelndem Atemantrieb, z. B. bei Hirnstamminsult) und einer Muskelerkrankung (z. B. bei der Myasthenia gravis) primär beeinträchtigt.
Eine Ateminsuffizienz führt zu einem Anstieg der CO2-Konzentration im Blut, die wiederum den zentralen Atemantrieb beeinträchtigt und dadurch die Ateminsuffizienz verstärkt.
Auswirkungen
Eine starke Ateminsuffizienz wirkt sich wegen des Sauerstoffmangels im Körper vielfältig aus. So nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns ab (hypoxische Enzephalopathie: Schläfrigkeit, Konzentrationsschwäche); eine Angina pectoris kann sich durch Sauerstoffmangel verstärken.
Akute respiratorische Insuffizienzsyndrome
Einige sehr aggressive Viren führen innerhalb weniger Tage zu einer akuten respiratorischen Insuffizienz mit hoher Letalität (Sterberate). Zu ihnen gehören das SARS-CoV und das MERS-CoV.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung. Wichtig ist eine O2-Zufuhr (z. B. durch Anreicherungsgeräte für den Heimbedarf) unter pCO2-Kontrolle; sie dient der rechtzeitigen Erkennung bzw. Vermeidung einer CO2-Narkose durch Atemsuppression bei O2-Anstieg im Blut.
Verweise
Literatur