Müdigkeit und Abgeschlagenheit

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Das Wichtigste verständlich

Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind nach körperlicher oder geistiger Arbeit und einem langen Tag natürlich und bedeuten das Verlangen des Körpers nach Erholung und Regeneration. Eine unerklärliche und länger andauernde Abgeschlagenheit und Erschöpfung können dagegen Zeichen einer körperlichen oder psychischen Krankheit sein und sollten auf ihre Ursache hin untersucht werden.

Dauert eine Erschöpfung länger an und gibt es für sie keine offensichtliche Erklärung, so sollte eine organische oder psychische Ursache in Betracht gezogen werden.

Häufige Ursachen:

  • Energiemangel bei Erschöpfung und Hunger.
  • Niedriger Blutdruck (Hypotonie), z. B. bei Flüssigkeitsmangel oder einer Herzkreislauferkrankung.
  • Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz) mit niedrigem Blutdruck.
  • Blutarmut (Anämie)
  • Elekrtolytstörung (z. B. Kochsalzmangel, Kaliummangel)
  • Hormonstörung (Krankheit der Hirnanhangsdrüse, der Nebenniere oder der Schilddrüse)
  • Malignom (bösartiger Tumor)
  • Psychische Ausnahmesituation (Burn-out-Syndrom, Depression)
  • Krankheit des Gehirns

Die Diagnostik hat damit ein weites Spektrum von Differenzialdiagnosen zu berücksichtigen.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Energiemangel

Ist anfangs noch das Gefühl einer guten Leistungsfähigkeit vorhanden, das aber inadäquat rasch einer Müdigkeit und Abgeschlagenheit weicht, so können die Reserven des Körpers geringer als normal sein. Dies kann durch z. B. einen Mangel an Glykogen, aus dem der Blutzucker regeneriert wird, oder einen Mangel an Sauerstoff in Muskulatur und Gehirn erklärbar sein.

  • Unzureichende Bereitstellung von Glukose:
    • Hungerzustände: Hunger tritt bei Nahrungsmangel (z. B. in Gebieten mit Hungersnot) auf, aber auch bei Inappetenz (z. B. bei einer Tumorkachexie oder einer Anorexia nervosa.
    • Diabetes mellitus: Bei mangelhafter Einstellung des Blutzuckers beim Diabetes kommt es zu einem Glukosemangel in Muskulatur und Gehirn mit Abnahme der Leistungsfähigkeit und einem frühzeitigen Müdigkeitsgefühl.
  • Unzureichende Bereitstellung von Sauerstoff:
    • Herzinsuffizienz: Bei mangelhafter Herzleistung kommt es früh zur muskulären und geistigen Erschöpfung.
    • Hypotonie: jede Krankheit, die mit einer Hypotonie einhergeht, führt zu vermehrtem Ruhebedürfnis und zur Abgeschlagenheit.
    • Lungenkrankheiten: Bei unzureichender Sauerstoffaufnahme in den Lungen kommt es ebenfalls früh zur muskulären und geistigen Ermüdung, so z. B. bei einer COPD oder einem Lungenemphysem.
    • Anämie: Jede ausgeprägte Blutarmut (Anämie) führt zu einer frühzeitigen Ermüdung und Abnahme der Leistungsfähigkeit mit Drang zu einer verlängerten Erholungszeit.

Ungenügende Stoffwechselleistung

Ist der Stoffwechsel insgesamt verlangsamt, kommt es zu einer Trägheit gleich zu Beginn, die sich bereits in mangelhafter Motivation für körperliche oder geistige Arbeit niederschlägt. Dies kann hormonell, durch Elektrolytverschiebung oder durch Mediatorstoffe im Rahmen von Krankheiten bedingt sein.

  • Hypokaliämie: Alle Bedingungen, in denen eine Hypokaliämie auftreten können, können auch eine Rolle bei Abgeschlagenheit und Adynamie spielen. Ein Beispiele sind das Conn-Syndrom und die Leberzirrhose.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Die Hypothyreose ist ein Beispiel für eine stoffwechselbedingte allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die sich je nach Ausprägung bereits in Ruhe durch ungewöhnliche Trägheit bemerkbar machen kann.

Einfluss von Mediatorstoffen

  • Entzündungen: Jede Entzündung verursacht mehr oder weniger ausgeprägte Fernwirkungen auf Konzentrationsfähigkeit (Vigilanz) und Leistungsfähigkeit. Je nach individueller Empfindlichkeit kann eine für den Patienten ungewohnte Leistungsabnahme und Abgeschlagenheit resultieren.
    • Primär biliäre Cholangitis: Jede Leberzirrhose kann zu einer Abnahme von Vigilanz und Durchhaltevermögen bei körperlicher Arbeit führen. Dies ist bei der PBC besonders früh und ausgeprägt der Fall.
    • Chronische Hepatitis: die chronische Virushepatitis verursacht vielfach eine unerklärliche Abgeschlagenheit.
  • Tumore: Eine zunehmende Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind vielfach ein Frühzeichen für Krebs. Tritt die Abgeschlagenheit zusammen mit einer Gewichtsabnahme auf, so sollte ab dem mittleren Lebensalter ganz besonders an diese Diagnose gedacht werden (bzgl. Diagnosen siehe hier).

Medikamente

Einige Medikamente können zu Abgeschlagenheit und reduzierter Leistungsfähigkeit führen, so beispielsweise Beta-Blocker, Antiallergika, Psychopharmaka und Interferon-alpha.

Schlafmangel

Schlaf führt zur Regeneration des Körpers sowohl in geistiger als auch in körperlicher Hinsicht, Schlafmangel dagegen zu vermehrter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Störung der Aufmerksamkeit (Vigilanzstörung), oft auch zur Depression. Zum Schlafmangel kann es durch Lebensumstände sowie durch Krankheiten kommen.

  • Schlafapnoe-Syndrom: Während des Schlafs kommt es zu Schlafunterbrechungen durch Atemstörungen, die zu einem Aufwachen oder Beinaheaufwachen führen. Am nächsten Morgen ist der Patient unausgeschlafen und leidet unter Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die depressive Züge annehmen können.
  • Infektionskrankheiten: Sie können im Rahmen von Fieber zu Herzklopfen und innerer Unruhe führen, die das Einschlafen behindern. Dies kann die allgemeine Abgeschlagenheit, die durch Entzündungsmediatoren bedingt ist, noch verstärken.
  • Psychiatrische Erkrankungen: insbesondere Angststörungen können mit Schlafstörungen und vermehrter Müdigkeit und Abgeschlagenheit einhergehen.
  • Jetlag: Beim Flug über verschiedene Zeitzonen kommt es zu einer Zeitumstellung, an die sich der Körper mit seiner inneren Uhr nur langsam anpasst. Zu Tageszeiten in der neuen Zeitzone kann daher physiologische Müdigkeit überwiegen.
  • Schichtarbeit, Nachtarbeit: hier kommt es zu einer Verwirrung der körpereigenen inneren Uhr mit Schlafstörungen, die zu vielfachen Symptomen inklusive Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Aufmerksamkeitsstörung, Depression und Kopfschmerzen führen können.

Diagnostik

Zur Diagnostik einer ungewöhnlichen Müdigkeit und Abgeschlagenheit werden je nach Ursache eine Reihe von Untersuchungen erforderlich. Eine ausführliche Anamnese (inkl. Sozial- und Medikamentenanamnese) führt häufig bereits zu einer Verdachtsdiagnose.

Abklärung organischer Ursachen

Zu den häufigeren organischen Ursachen gehören organische Erkrankungen

Diese Erkrankungen können durch Laborkontrollen und bildgebende Verfahren bereits erkannt werden:

  • Bildgebende Verfahren:
    • Sonographie: Dies ist das verbreitetste Verfahren am Beginn der Diagnostik zur Sichtbarmachung von Krebs oder sonstigen Raumforderungen.
    • Computertomographie: Darstellung von Raumforderungen.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Darstellung von Raumforderungen.
    • Weitere Bildgebung durch z. B. Szintigraphie oder PET bzw. PET-CT.
  • Tumorkrankheiten werden durch eine systematische Tumorsuche entdeckt.

Abklärung nicht-organischer Ursachen

  • Psychiatrische Krankheiten und psychische Derangiertheit (Stressreaktionen, Burn-out) bedürfen zunächst eines weitgehenden Ausschlusses einer organischen Ursache (s. o.). Nicht-organische Ursachen zu differenzieren, ist dann Aufgabe der Psychologen und Psychiater.

Therapie

Die Therapie von ungewöhnlicher Müdigkeit und Abgeschlagenheit richtet sich nach der Ursache (siehe jeweils dort, z. B. unter chronische Nierenkrankheit, chronische Leberkrankheit, Anämie).

Melatonin: Ein Medikament, welches die innere Uhr adaptiert und bei nicht-krankheitsbedingter Abgeschlagenheit nützlich sein kann, ist Melatonin, welches vielfach zur Überwindung des Jetlags verwendet wird.

Modafinil: Ein Medikament zur Steigerung der Aufmerksamkeit bei ungewöhnlicher Müdigkeit und Abgeschlagenheit, wie sie beispielsweise bei der PBC oder bei Krebserkrankungen auftreten können, ist Modafinil.


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Verweise