Herzrasen ist ein Begriff, der nicht gut definiert ist und je nach subjektivem Empfinden bereits bei Herzfrequenzen ab etwa 80/Minute verwendet wird. Meist jedoch werden erst sehr deutlich höhere Pulsfrequenzen als Herzrasen aufgefasst. (1)IEEE Pulse. 2016 Jan-Feb;7(1):35-8. DOI: 10.1109/MPUL.2015.2498466.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Menschen, die eine Ruhefrequenz um 50 – 60/Minute haben, empfinden oft bereits Ruhefrequenzen um 70 – 80/Minute als zu schnell. Wenn von Herzrasen berichtet wird, dann wird vielfach ein unangenehmes Gefühl von starkem Herzklopfen angegeben, was auf kräftige Kontraktionen des Herzens und mögliche Extraschläge hinweist (Palpitationen). Rasche Herzfrequenzen ohne dieses Gefühl werden oft nicht bemerkt.
Herzfrequenzen über 90 – 100/Min ohne adäquate Auslöser werden praktisch immer als eine möglicherweise krankhafte Herzbeschleunigung (pathologische Tachykardie) zu werten sein, die abgeklärt werden sollte.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes.
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
[the_ad id=”30354″]
Ursachen
Ursachen von Herzrasen können vielfältig sein:
- Sympathicusaktivierung: Reaktion des Herzens auf Schreck, Angst oder eine sonstige heftige Emotion (Stress). Der Sympathicus bereitet auf körperliche Anstrengung vor (siehe hier).
- Hormonell bedingt: Das Phäochromozytom, die Hyperthyreose und Formen eines Karzinoids können eine kritischen Beschleunigung der Herzfrequenz bewirken.
- Tachykardie bei einer Herzkrankheit:
- anfallsartiges Herzrasen (paroxysmale Tachykardie),
- abnorme Reizleitung im Herzen durch eine pathologisches Überleitungsbündel z. B. Kentsches Bündel beim WPW-Syndrom oder LGL-Syndrom.
- angeborene Übererregbarkeit des Herzens (Romano-Ward-Syndrom, Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom) mit anfallsartigen Herzrasen, das zu tödlichem Herzflimmern ausarten kann,
- Schock mit Blutdruckabfall: Die dabei auftretende Herzbeschleunigung ist reaktiv (Reflextachykardie) zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks,
- septischer Schock (Schock durch bakterielle Infektion),
- allergischer Schock, anaphylaktischer Schock (Schock durch eine überschießende allergische Reaktion),
- Lungenembolie (akute Verstopfung eines Teils der Lungenstrombahn)
- Allergie: Herzbeschleunigung durch dabei ins Blut freigesetztes Histamin,
- Große Blutung: Bei Abfall des Blutvolumens im Blutgefäßsystem kommt es zur Reflextachykardie um dem Blutdruckabfall entgegenzuwirken.
- Infektionen: Sie haben eine direkte Auswirkung auf das Herz (über Vermittlerstoffe, Mediatoren), zudem kommt es zu Fieber, welches selbst auch zu einer Pulsbeschleunigung führt.
- Medikamente: Medikamente, die den Blutdruck erhöhen, bewirken meist auch eine Herzbeschleunigung (z. B. Katecholamine wie Noradrenalin und Adrenalin).
→ Mehr dazu siehe hier und unter Tachyarrhythmie.
Anfallsartiges Herzrasen
Valsalva-Manöver: Junge Menschen, die ansonsten gesund und leistungsfähig sind und immer wieder einmal anfallsartiges Herzrasen (paroxysmale Tachykardie) mit begleitendem Blutdruckabfall mit Schwindel, Flimmern vor den Augen und ggf. auch Atemnot erleiden, haben meist ein WPW-Syndrom oder LGL-Syndrom. Sie behelfen sich oft selbst durch Hinhocken, tiefes Einatmen und Pressen. Erfahrungsgemäß verschwindet die Symptomatik durch dieses “Valsalva-Manöver” rasch.
Implantierbarer Defibrillator: Es gibt einige sehr seltene angeborene Ursachen, die von diesen beiden Syndromen differenziert werden müssen, so das Romano-Ward-Syndrom und das Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom, die beide einen implantierbaren Defibrillator benötigen. Dazu siehe hier.
→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes.
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.
[the_ad id=”30354″]
Verweise
Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)
Literatur