Allgemeines
Die Soorösophagitis (engl.: esophageal candidiasis) ist eine Entzündung der Speiseröhre durch Befall mit dem Pilz Candida albicans. Ursache ist eine lokale oder allgemeine Abwehrschwäche, deren Ursache untersucht werden muss, und die bei der Behandlung zu berücksichtigen ist. Häufig liegen Schluckbeschwerden vor, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die Behandlung besteht in gegen Pilze gerichteten Medikamenten (Antimykotika), die in der Regel sehr gut wirken, und der Behandlung der Ursachen.
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Die Soorösophagitis entsteht durch Befall der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagus) mit dem Soorpilz Candida albicans. Sie gehört zu den häufigsten Infektionen des oberen Magendarmtrakts. Oft besteht gleichzeitig ein Candida-Befall der Mundschleimhaut; er ist als Mundsoor (Soorstomatitis) durch seine weißlichen Beläge leicht erkennbar. Wenn Mundsoor auffällt, muss auch an eine Soorösophagitis gedacht werden, besonders wenn auch Beschwerden hinter dem Brustbein hinzukommen, die beim Schlucken auftreten. Allerdings ist eine Soorösophagitis meistens symptomarm.
Ursachen: Der Pilzbefall ist ein Paradebeispiel für eine „opportunistische Infektion“ (Infektion, die sich eine Abwehrschwäche zunutze macht) und findet sich gehäuft bei einer gestörten Immunabwehr des Körpers, einem schweren Diabetes mellitus und einer Antibiotikatherapie. Er gehört zu den Komplikationen, die bei Blutkrankheiten inkl. einer Leukämie oder einer Lymphomkrankheit, bei einer HIV-Infektion, bei einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder bei einer Krebs– oder Kortisontherapie gehäuft vorkommen. Diagnostik: Die Diagnose erfolgt endoskopisch (durch eine Spiegelung) und eine Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop (Histologie). Zur Diagnostik gehört eine Abklärung der Ursache. Insbesondere muss nach einer Abwehrschwäche des Immunsystems und nach einem Diabetes mellitus gesucht werden. Therapie: Die Behandlung erfolgt mit Antimykotika, die meistens sehr gut wirken. Natürlich sind auch die Ursachen zu behandeln 1. |
Entstehung
Candida albicans ist normalerweise ein harmloser „Kommensale“, der nur unter bestimmten Bedingungen zu einem Krankheitserreger wird. Äußeres Zeichen dafür ist die Bildung von Hyphen (Pilzfäden).
Die natürliche Abwehr durch das Immunsystem beruht auf der Funktionalität der T-Lymphozyten (speziell der Th17-Zellen). Erforderlich sind Mustererkennungsrezeptoren (pattern recognition receptors, PRRs). Über sie werden Signalwege ausgelöst, die eine Abwehr der Hyphen ermöglichen 2. Eine Störung in der Abwehr der Hyphenauskeimung fördert den Übergang der Candidazelle zu einem Krankheitserreger. 3
Die Schleimhautreaktion ist wegen der zugrundeliegenden Abwehrschwäche oft gering und chronisch. Sie kann im Laufe der Zeit auch zu einem Motilitätsverlust der Ösophaguswand führen. Eine selten beschriebene Folge ist eine Ösophagusstriktur (Verengung) 4.
Risikofaktoren
Eine Reihe von Krankheiten und Faktoren können eine Soorösophagitis auslösen oder ihre Entstehung fördern. 5 Zu ihnen gehören:
- humanes Immundefizienz-Virus (HIV)
- hämatologische Erkrankungen (Lymphome, Blutkrebs, hämatopoetische Zelltransplantation)
- Karzinome,
- Chemotherapie,
- Strahlentherapie,
- Diabetes mellitus,
- Tabakkonsum,
- inhalative Asthmamittel auf Kortisonbasis (Kortikosteroide wie Fluticasonpropionat oder Budesonid),
- Motilitätsstörungen der Speiseröhre (wie bei einer Achalasie, Sklerodermie),
- Langzeitbehandlung mit Antibiotika,
- längere Anwendung von Säureblockern.
Symptomatik
Die Patienten mit Soor der Speiseröhre klagen oft über Schmerzen hinter dem Brustbein beim Schlucken (Odynophagie). Der Schluckakt kann dadurch gestört sein (Dysphagie). Allerdings sind die Beschwerden auch gelegentlich sehr gering, sodass die Patienten darüber nicht berichten. Daher wird eine Soorösophagitis gelegentlich nur zufällig bei einer Endoskopie, z. B. im Rahmen einer verdächtigten Refluxkrankheit, entdeckt.
Wenn bei einer klinischen Untersuchung Mundsoor (Candidiasis der Mundhöhle, oral thrush) entdeckt wird, sollte auch eine Soorösophagitis verdächtigt werden.
Diagnostik
Wegen der Symptomarmut wird eine Candidainfektion der Speiseröhre häufig nur zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) aus anderen Gründen entdeckt. Oder sie wird gesucht, wenn ein Pilzbefall der Zunge und des Mundes (Mundsoor) mit weißlichen Belägen bemerkt wird. Eine Soorösophagitis kann vor allem dann verdächtigt werden, wenn Schluckbeschwerden und/oder Mundsoor zusammen mit einer Abwehrschwäche des Körpers vorliegen, wie es z. B. in höherem Alter vorkommt oder bei einer konsumierenden Erkrankung (z. B. Krebserkrankung) oder einer Immunsuppression (z. B. AIDS, Tumorkrankheit, Diabetes mellitus, medikamentöse Therapie mit Kortison, Zytostatika, s. o.)
Die Diagnose wird durch eine Spiegelung (ÖGD) und Untersuchung einer Gewebeprobe (Histologie) gesichert. Bei einer Spiegelung sind bereits makroskopisch weißliche Beläge zu erkennen, die sich nicht abwaschen lassen. Die Histologie ist bei geringer Ausprägung der Beläge erforderlich, um andere Formen, wie eine Herpesvirus– oder Cytomegalovirus-Infektion oder eine eosinophile Ösophagitis, abzugrenzen.
Gefunden werden verschiedene Candida-Spezies, meist C. albicans, gelegentlich auch C. glabrata, C. Tropicalis, C. lusitaniae, C. krusei, C. lipolytica und C. parapsilosis. 6
Die Diagnostik sollte die Funktionalität des Immunsystems (Differenzialblutbild, Immunglobuline etc.) und einen möglichen Befall innerer Organe mit einbeziehen.
Therapie
Antimykotika (Pilzmittel, z. B. orales Fluconazol, Nystatin als Suspension, Amphotericin B) sind häufig wirksam. Oft reicht eine einmalige orale Applikation; bei schwerwiegenden Risikofaktoren kann auch eine länger dauernde Behandlung erforderlich werden. Eine systemische Behandlung ist indiziert, wenn auch innere Organe befallen sind 7 8. In einer indischen Studie wurde eine Empfindlichkeit von 95 % für Amphotericin B und Fluconazol und 100 % für Caspofungin gefunden. 6
Verweise
Referenzen
- Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136.[↩]
- Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752. [↩]
- J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015[↩]
- Cureus. 2023 Oct 7;15(10):e46641. doi: 10.7759/cureus.46641[↩]
- Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312.[↩]
- Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605[↩][↩]
- Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677[↩]
- Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629[↩]