Die Diagnostik der Colitis ulcerosa umfasst den Entzündungsprozess des Dickdarms sowie mögliche entzündliche Mitreaktionen außerhalb des Darms (extraintestinale Manifestationen) sowie Komplikationen der Erkrankung.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Die Diagnostik der Colitis ulcerosa berücksichtigt folgende Aspekte:
Wenn sich die Entzündung nicht auf den Dickdarm beschränkt und andere Organe des Körpers mitbeteiligt sind, kann die Diagnostik umfangreich sein. Die Symptome extraintestinaler Manifestationen können in frühen Stadien untypisch, in ausgeprägten Fällen jedoch bereits diagnoseweisend sein. Anamnestisch erhebbare Symptome
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Laborwerte
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Laborwerte
Entzündungsparameter: Die Entzündungsparameter sind je nach Floridität mehr oder weniger erhöht. Gängig ist die Bestimmung von BSG, CRP, Fibrinogen, alpha2-Globulinen in der Elektrophorese), Leukozyten, Thrombozyten. Calprotectin im Stuhl ist ein sensitiver Marker für die Floridität der Entzündung.
- Calprotectin im Stuhl hat sich als guter Kontrollparameter für die Floridität der Darmentzündung herausgestellt. (1)BMC Gastroenterol. 2017 Oct 23;17(1):110. doi: 10.1186/s12876-017-0669-7. In einer Studie zur Vorhersage eines beginnenden Schubs ergab sich (bei einem Cut-off von 62,3 μg/g) eine Sensitivität 62,9 % und eine Spezifität 63,0 %. (2)United European Gastroenterol J. 2022 Oct;10(8):836-843. doi: 10.1002/ueg2.12268
Anämiediagnostik: Durch den ständigen Blutverlust bei schon geringer Entzündung kann es zu einer ausgeprägten Anämie mit niedrigen Ferritin-, Eisen– und Hb-Werten kommen.
Elektrolyte: Bei Diarrhö kann es zu starkem Kaliumverlust mit der Folge einer Hypokaliämie kommen.
Leberwerte: Bei Leberbeteiligung im Sinne einer PSC kommt es zu einer Erhöhung der Cholestaseenzyme und (meist geringer) der Transaminasen. Die ANCA können erhöht sein (s.u.).
Antikörper-Diagnostik
pANCA sind bei der Colitis ulcerosa (C. u.) in ca, 65% positiv, beim Morbus Crohn in etwa 10-20%. Sie sind bei der C. u. gegen verschiedene Zielantigene gerichtet: gefunden wurden ein “bactericidal permeability increasing protein”, Cathepsin, Elastase u. a. m.
ASCA (Antikörper gegen Hefe, Saccharomyces cerevisiae) finden sich beim Morbus Crohn häufig, seltener bei der Colitis ulcerosa.
Antikörper gegen Tropomyosin (Isoformen hTM1 und hTM5) werden bei der C. u., nicht dagegen beim M. Crohn gefunden. Die Antikörper gegen Tropomyosin Sie weisen eine Kreuzreaktivität gegen bestimmte Bakterienproteine auf (Streptokokken-M-Protein).
Der Anti-Integrin-αvβ6-Autoantikörper eignet sich offenbar zur Frühdiagnostik. Er geht der klinischen Diagnose einer C. u. bis zu 10 Jahre voraus. Dies eröffnet die Möglichkeit einer Erkennung gefährdetet Menschen und kann zur Frühdiagnostik eingesetzt werden. Studien dazu sind zu erwarten. Speziell zur Spezifität sind noch ungenügende Daten vorhanden, denn inzwischen wurde festgestellt, dass der Antikörper auch bei der Takayasu-Arteriitis (auch ohne C. u.) positiv sein kann. (3)Gastroenterology. 2023 Apr;164(4):619-629. doi: 10.1053/j.gastro.2022.12.042 (4)Front Immunol. 2024 May 9;15:1387516. doi: 10.3389/fimmu.2024.1387516
Endoskopie
Eine untere Endoskopie ist zur Diagnostik der Colitis ulcerosa unumgänglich. Bei hochflorider Kolitis wird lediglich eine Rektoskopie oder Rektosigmoideoskopie zur Entnahme von Gewebeproben durchgeführt. Eine vollständige Koloskopie wird jedoch in der Regel angestrebt, sobald die Floridität ausreichend zurückgegangen ist, um die Ausdehnung des Befalls und damit auch die Art der Therapie zu bestimmen. In sehr akuten Stadien wird jedoch die Darmsonographie zu Hilfe genommen; sie kann in geübter Hand ebenfalls Auskunft zur Ausdehnung des Befalls im Kolon geben.
Das endoskopische Bild im akuten Stadium ist häufig bereits so typisch, dass die Diagnose prima vista gestellt werden kann: Es imponiert eine hochrote, geschwollene Schleimhaut mit spontaner Blutung oder Kontaktsanguination. Es können je nach Intensität der Entzündung punktförmige Mukosablutungen, konfluierende Blutungen und oberflächliche, meist mit Blut oder Fibrin bedeckte Ulzera gefunden werden. Die Entzündung imponiert flächenhaft und kontinuierlich ohne zwischengelagerte gesunde Inseln. Chronische Veränderungen zeigen sich durch einen Verlust der Haustrierung, Pseudopolypenbildungen, eine Verkürzung des Kolonrohrs und eine atrophisch und blass scheinende Schleimhaut.
Sonographie
Die Übersichtssonographie des Abdomens wird zur Beurteilung der Organe, speziell der Leber (bei Assoziation der Colitis ulcerosa mit einer PSC) durchgeführt (mehr zur Sonographie der Leber siehe hier). Es wird nach vergrößerten Lymphknoten, die regional im Bereich befallener Darmabschnitte erkennbar sein können, und nach Abszessen gesucht.
Darmsonographie
Die Darmsonographie dient der Beurteilung der Darmwand, speziell im Bereich des Kolonrahmens und des terminalen Ileums. Sie kann zu Diagnostik der Ausdehnung des Befalls sowie zur Verlaufskontrolle unter Therapie verwendet werden. Beurteilt wird die Darmwanddicke und die Durchblutung, die in entzündeten Arealen deutlich erhöht ist.
Röntgenuntersuchungen
Kolon-Kontrasteinlauf
Bariumhaltige Kontrasteinläufe sind im floriden Stadium kontraindiziert. Luftinsufflationen sind wegen der Überblähungsgefahr zu vermeiden. Wenn das floride Stadium überwunden ist, kann die Untersuchung zur Diagnostik der Ausdehnung, der Chronizität und zur Krebsdiagnostik durchgeführt werden.
Eine Röntgen-Übersichtsaufnahme des Abdomens ist routinemäßig nicht erforderlich. Ist das Abdomen jedoch schmerzhaft angespannt, und liegt der Verdacht auf freie Luft vor, so ist eine Übersichtsaufnahme (entweder im Stehen: Nachweis freier Luft unter dem Zwerchfell, oder in Linksseitenlage) indiziert. Freie Luft kann im Rahmen eines toxischen Megakolons durch Darmperforation auftreten.
Computertomographie
Die Computertomographie zeigt den Darm wie auch gleichzeitig die inneren Organe des Bauchraums in Querschnittsbildern. Eine spezielle Bedeutung für die Dickdarmbeurteilung hat die CT-Kolonographie gewonnen.
CT-Kolonographie
Die Untersuchung des Dickdarms mithilfe einer CT-Untersuchung, bei der Kontrastmittel und zur Darstellung der Schleimhautoberfläche im Doppelkontrast zudem auch Gas bzw. Luft insuffliert wird, ergibt eine sehr differenzierte Auskunft über Veränderungen sowohl der Schleimhaut wie der Darmwanddicke. Eine Biopsiemöglichkeit besteht nicht. Indikation ist häufig eine unvollständige Koloskopie. Eine Alternative ist die Kolonkapsel-Endoskopie. Die Untersuchung ist bei hochfloriden Prozessen kontraindiziert.
→ CT-Kolonographie
Differenzialdiagnosen
Bei lange anhaltenden und wiederkehrenden Durchfällen kommen alle chronischen Kolonerkrankungen mit Diarrhö differenzialdiagnostisch in Betracht (siehe Kolitis-Differenzialdiagnosen). Liegt eine blutige Diarrhö bei einem Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vor, so steht die Colitis ulcerosa zwar im Vordergrund der Überlegungen, aber eine entzündliche Kolitis ist dennoch auszuschließen. Das bedeutet in jedem Fall die Durchführung einer Stuhlkultur auf pathogene Keime und bei negativem Befund eine Endoskopie.
Crohn-Kolitis: Schwierig kann die Unterscheidung von der Crohn-Kolitis sein. Einige wichtige Unterscheidungsmerkmale sind folgende:
Colitis ulcerosa | Morbus Crohn | |
Befall | nur Kolon | alle Darmabschnitte, besonders terminales Ileum |
Ausdehnung | kontinuierlich vom Rektum/Sigma aufsteigend | segmental |
Blutung | +++ | (+) |
Histologie | Kryptenabszesse, Entzündung der Mukosa | Entzündung betrifft alle Wandschichten, Epitheloidzellgranulome |
Verweise
- Colitis ulcerosa – Hauptblatt
- Therapie der Colitis ulcerosa
- Colitis ulcerosa in Bildern
- Morbus Crohn
Patienteninfos
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Literatur