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Allgemeines
Blaue Lippen sind Zeichen einer Sauerstoffuntersättigung des Bluts im Bereich der Lippen. Der medizinische Fachbegriff für eine bläuliche / livide Färbung von Haut und Schleimhäuten ist „Zyanose“. Wenn die Ohrläppchen, die Nase und die Finger bläulich verfärbt sind, so liegt eine „Akrozyanose“ vor. Der niedrige Sauerstoffgehalt, der an diesen Stellen erkennbar wird, lässt darauf schließen, dass entweder das Blut dort schlechter zirkuliert und daher die Sauerstoffausschöpfung dort ungewöhnlich hoch ist, oder dass das vom Herzen dort ankommende Blut bereits zu wenig Sauerstoff enthält. So lassen sich zwei Hauptursachen der blauen Lippen unterscheiden: die periphere und die zentrale Zyanose.
→ Zyanose
Die periphere Zyanose
Beispiele Reaktion auf Kälte oder Hypotonie: Als periphere Zyanose wird eine Blaufärbung von Haut und Lippen bezeichnet, die durch eine lokale Verminderung der Zirkulation in Blutgefäßen lediglich der Haut und nicht der inneren Organe zustande kommt. In den Blutgefäßen der Lippen beispielsweise kommt es schon bei leichtem Frieren zu einer Verengung der Blutgefäße; das Blut fließt besonders langsam und wird sauerstoffarm. Die blauen Lippen von Kindern, die aus dem kalten Wasser des Schwimmbads steigen, sind dafür das beste Beispiel. Reibt man die Ohrläppchen, werden sie reaktiv gut durchblutet und wieder rosa; schaut man sich die Schleimhaut die Bindehaut der Augen (Conjunctiven) an (dazu wird das Unterlid herab geklappt), so sind sie ebenfalls hellrot – sie beteiligen sich nicht an der zyanotischen Einschränkung der Haut- und Lippendurchblutung.
Aber auch bei einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kann die Durchblutung der Haut und Lippen zugunsten der Durchblutung wichtiger innerer Organe verlangsamt werden. Bei Menschen, die leistungsfähig sind und nur in Kälte blaue Lippen zeigen, braucht in der Regel keine Diagnostik durchgeführt zu werden. Bei älteren Menschen mit eingeschränkter Leistung dagegen sollten Herz und Lungen diagnostisch geprüft werden.
Die zentrale Zyanose
Beispiel Herzkrankheit: Die zentrale Zyanose ist eine Blaufärbung an Haut und Lippen durch Blut, das bereits vom Herzen her sauerstoffarm ankommt; nicht nur Haut und Lippen sind zyanotisch; auch die inneren Organe erhalten sauerstoffärmeres Blut.
- Ein typisches Beispiel sind Kinder mit einem angeborenen „zyanotischen“ Herzfehler. Bei ihm kommt sauerstoffarmes Blut, das aus dem Körper zum Herzen zurückfließt (venöses Blut), durch ein Loch in der Herzscheidewand oder durch falsch vom Herzen abgehende Blutgefäße unter Umgehung der Lungen in das linke Herz und die große Körperschlagader (Aorta). Das normalerweise durch die Lungen sauerstoffgesättigte Blut vermischt sich mit diesem venösen „Shuntblut”; der Sauerstoffgehalt im Blut, das in die Körperorgane und auch in Haut und Lippen gepumpt wird, erniedrigt sich.
- Aber nicht nur bei einem angeborenen zyanotischen Herzfehler, sondern auch bei einer erworbenen schweren Lungenerkrankung, bei der der Gasaustausch nicht mehr ausreichend funktioniert, kommt eine zentrale Zyanose mit blauen Lippen zustande. Dies ist beispielsweise relativ häufig im fortgeschrittenen Stadium einer COPD, einer Form einer chronischen Bronchitis der Fall.
- Auch eine ausgeprägte Leistungsschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz) mit Stauung des Bluts in die Lungen führt zu einer Gasaustauschstörung, bei der nicht genügend Sauerstoff aufgenommen wird. Zudem führt sie zu einer Zentralisierung des Kreislaufs mit zusätzlicher peripherer Zyanose: wegen nachlassender Herzkraft werden die Blutgefäße der Haut inklusive der Lippen verengt und verlangsamt durchblutet.
Im Gegensatz zu Patienten mit blauen Lippen wegen einer rein peripheren Zyanose sind solche mit einer zentralen Zyanose sehr viel weniger leistungsfähig.
Nachweis durch Blutgasanalyse: Eine zentrale Zyanose lässt sich durch eine arterielle Blutgasanalyse sicher feststellen.
Weitere Diagnostik: Wenn das arterielle Blut sauerstoffuntersättigt ist, müssen vor allem Herz und Lungen genau untersucht werden: Die ersten Schritte sind eine Röntgenaufnahme des Brustraums mit Darstellung den Lungen und des Herzens, ein EKG, eine Echokardiographie (Herzecho). Je nach Ergebnis wird die Herz-Diagnostik erweitert. Es muss auch an arteriovenöse Shunts im Lungenkreislauf gedacht werden. (1)J Physiol. 2015 Feb 1;593(3):507-20.
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Verweise
Literatur