Die atypische Pneumonie ist eine Lungenentzündung ohne diagnoseweisenden klinischen Untersuchungsbefund (auskultatorisch und perkutorisch) und meist ohne Leukozytose. Sie wird durch „atypische Erreger hervorgerufen, die durch eine Gram-Färbung nicht nachweisbar sind. (1)Respir Investig. 2022 Jan;60(1):56-67. doi: 10.1016/j.resinv.2021.09.009
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die atypische Pneumonie wird von der herkömmlichen Pneumonie abgegrenzt, da sie einen anderen klinischen Untersuchungsbefund als auch ein anderes Erregerspektrum bietet. Atypische Erreger sind mit der Gram-Färbung nicht nachweisbar und können nicht mit Standardmethoden kultiviert werden. Die meisten von ihnen haben keine bakterielle Zellwand, einige leben intrazellulär (z. B. Legionellen) und andere in direkter Nachbarschaft zu Zellen (parazellulär, z. B. Mycoplasma pneumoniae). Dies unterscheidet sie von klassischen Pneumonie-Erregern, die wegen ihrer andersartigen Zellwand auf eine antimikrobielle β-Lactam-Therapie reagieren. (2)Respir Investig. 2022 Jan;60(1):56-67. doi: 10.1016/j.resinv.2021.09.009
Erreger
Folgende Erreger kommen in Betracht:
- Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae)
- Viren (z.B. Grippeviren, Coronaviren)
- Chlamydien (Chlamydia pneumoniae: Ornithose)
- Legionellen
- Rickettsien
- Pneumocystis carinii (meist bei HIV-Infektion)
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Klinik und Symptomatik
Eine atypische Pneumonie ist gekennzeichnet
- klinisch durch unproduktiven Husten, subfebrile oder nur leichte Temperaturen und einen fehlenden Auskultationsbefund,
- röntgenologisch durch eine häufig weiche milchglasartige Verschattung der Lunge ohne unbedingte Lappenzugehörigkeit und
- laborchemisch durch eine häufig fehlende Leukozytose.
Diagnostik
Bei hohem, sonst ungeklärtem Fieber wird in der Regel eine Röntgenaufnahme des Thorax angefertigt. Sie zeigt häufig eine typische nicht lappenbegrenzte milchglasartige Verschattung. Serologische Untersuchungen, PCR auf Viren.
Therapie
Während „typische“ bakterielle Krankheitserreger wegen ihrer Zellwand in der Regel auf eine antimikrobielle Behandlung mit β-Lactam-Antibiotika reagieren, tun dies die „atypischen“ Erreger, denen eine Zellwand fehlt, nicht.
Bei nachgewiesener Infektion mit atypischen Pneumonie-Erregern sind häufig Chinolone (wie Ciprofloxacin und Abkömmlinge), Tetracycline und Makrolid-Antibiotika (wie Erythromycin, Azithromycin und Abkömmlinge) wirksam, nicht dagegen ß-Lactam-Antibiotika, Fosfomycin und Glykopeptide (welche die Zellwand angreifen, die den atypischen Erregern fehlt).
Chlamydien und Rickettsien werden häufig mit Tetracyclinen behandelt (3)Clin Microbiol Infect. 2008 Mar;14(3):207-12., so auch die Psittakose. Ein neues Tetracyclin, Omadacyclin, hat sich in Einzelfällen als wirksam auch bei schweren Verläufen, inkl. ARDS, erwiesen. (4)Infect Drug Resist. 2024 Jan 9;17:81-87 (5)Front Med (Lausanne). 2024 Jan 8;10:1207534. doi: 10.3389/fmed.2023.1207534
Legionellen, die häufigsten atypischen Erreger, werden mit Fluochinolonen oder Makroliden (Azithromycin) behandelt. (6)Infect Dis Clin North Am. 2017 Mar;31(1):111-121.
Mycoplasmen werden häufig mit Tetracyclinen oder Makroliden behandelt. Sie werden aber auch häufig gegen sie resistent; am wenigsten resistent werden sie gegen Fluochinolone. (7)Microbiol Spectr. 2018 Jul;6(4). DOI: 10.1128/microbiolspec.ARBA-0030-2018
Bei älteren Menschen und Patienten mit krankheitsbedingter oder medikamentöser Abwehrschwäche kann die Unterscheidung einer typischen von einer atypischen Pneumonie aufgrund klinischer Kriterien schwierig sein. Daher kann es empfehlenswert sein, eine Doppelantibiose eines ß-Laktam-Präparats mit einem Makrolid oder einem Chinolon durchzuführen. (8)Front Pharmacol. 2021 Oct 19;12:680178. DOI: 10.3389/fphar.2021.680178. (9)Biosci Trends. 2016 Feb;10(1):7-13. doi: 10.5582/bst.2016.01021
Besondere Formen
Legionellose
Erreger Legionella pneumophila, Übertragung durch Aerosole (Duschen, Wasserleitungen, Zerstäuber). Inkubation 2 – 10 Tage.
Symptomatik: Schüttelfrost und hohes Fieber, trockener Husten, manchmal zentralnervöse Beteiligung mit Somnolenz und Lethargie, komplizierend oft Diarrhö, Exsikkose und Nierenbeteiligung. Diagnostik durch Erregernachweis aus Sputum oder bronchoalveolärer Lavage durch IFT oder RIA, Anstieg des Antikörpertiters.
Therapie z. B. mit Makroliden oder Ciprofloxacin.
→ Erreger und Therapie einer Pneumonie
Ornithose (Psittakose)
Erreger Chlamydia psittaci, Übertragung aerogen durch Vögel, auch von Mensch zu Mensch; Inkubation1-2 Wochen; hohes Fieber und trockener Husten, oft Splenomegalie; Diagnosestellung nach anamnestischem Hinweis auf Vogelhaltung, durch Röntgenbild der Lunge und Erregernachweis (IFT) aus Sputum, Lavage oder Blut sowie durch serologischen Titeranstieg.
Q-Fieber
Erreger Coxiella burnetti, Erregerreservoir Nagetiere, von dort Übertragung auf Schafe, Ziegen, Rinder, von dort über Staub, Aerosole und frische unpasteurisierte Milch auf den Menschen. Infektionen daher meist in ländlichen Gebieten.
Die Symptomatik ist oft nur geringfügig. Manchmal treten Fieber, trockener Husten, Gliederschmerzen, seltener eine Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) und eine Myokarditis (Entzündung der Herzmuskulatur) auf. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch eine Röntgenuntersuchung der Lungen und durch Titeranstieg in der Serologie.
Therapie: häufig wirken Tetrazykline, Makrolide (wie Azithromycin).
Mycoplasmenpneumonie
Mykoplasmen gehören zum Firmicutes-Stamm. Sie sind in Tierställen verbreitet, von wo sie auf den Menschn übergehen können. Sie halten sich auf Epitheloberflächen der Atemwege und des Urogenitaltrakts auf und bewirken durch rasche Excape-Mechanismen oft eine Antibiotikaresistenz. Sie sind resistent gegen esistent gegen Rifampicin, Polymixine, Sulfonamide, Chinolone der ersten Generation wie Nalidixinsäure und Trimethoprim. Die höchsten Resistenzen werden bei Makroliden und Tetracyclinen beobachtet. Gegenüber Fluorchinolonen bleiben die meisten Stämme empfindlich. (10)Microbiol Spectr. 2018 Jul;6(4). doi: 10.1128/microbiolspec.ARBA-0030-2018
SARS
SARS ist eine virusbedingte äußerst schwer verlaufende beidseitige Lungenentzündung.
→ SARS
MERS
MERS ist eine vom Mittleren Osten ausgehende schwere Virusinfektion der unteren Atemwege mit hoher Letalität.
→ MERS
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Verweise
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Literatur