Trikuspidalinsuffizienz (oder Trikuspidalklappeninsuffizienz) bedeutet Leck oder Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe, also der Herzklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer.
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Inhaltsverzeichnis
Ätiopathogenese
Ursachen
Der Trikuspidalinsuffizienz liegt meist keine organische Klappenveränderung zugrunde. Es handelt sich meist vielmehr um eine Schlussunfähigkeit wegen Aufweitung des Klappenrings bei Gefügedilatation. Ursachen können sein :
- eine Gefügedilatation des rechten Herzens in der Folge
- einer pulmonalen Hypertonie, wie sie
- durch eine Lungenerkrankung (z. B. Lungenemphysem, chronisch obstruktive Lungenkrankheit, rezidivierende oder akute Lungenembolien oder
- in der Folge einer Linksherzinsuffizienz vorkommen kann,
- dilatative Kardiomyopathie: eine Herzmuskelschwäche z. B. bei Myokarditis, koronarer Herzkrankheit, Rechtsherzinfarkt,
- einer pulmonalen Hypertonie, wie sie
- Erkrankung der Trikuspidalklappe (seltene Ursache), z. B. bei einer Endokarditis (z. B. Rechtsherzendokarditis bei Karzinoid, bakterielle Endokarditis bei i. v. Drogenabusus) oder einer angeborenen Malformation (z. B. Ebstein-Anomalie) oder beim Marfan Syndrom.
- Shuntvitien
Folgen
Eine Trikuspidalinsuffizienz hat zur Folge, dass
- der rechte Vorhof durch die Volumenbelastung hypertrophiert und schließlich dilatiert,
- weniger Blut pro Herzschlag in den Pulmonalkreislauf gepumpt wird, was insgesamt zu einem verminderten Schlagvolumen auch des linken Herzens führt,
- mehr Blut im venösen Schenkel des Kreislaufs verbleibt, was in einer Erhöhung des zentral venösen Drucks (ZVD) ablesbar ist. Das Blut staut sich bei ausgeprägter Insuffizienz in den inneren Organen (z. B. rechtskardiale Stauungsleber, Blutstauung schließlich auch im Magendarmkanal mit Verschlechterung der Verdauungs- und Resorptionsverhältnisse) und den abhängigen Partien (Bildung von Ödemen, Anasarka).
Entwicklung bei pulmonaler Hypertonie: Der rechte Ventrikel, der bei schlussfähiger Trikuspidalklappe nur die Druckbelastung der pulmonalen Hypertonie zu verkraften hat, hat nach Dilatation des Klappenrings mit Entstehung einer relativen Trikuspidalinsuffizienz nun auch eine vermehrte Volumenbelastung zu bewältigen. Dies trägt zur Entwicklung einer Rechtsherzinsuffizienz erheblich bei.
Klinik
Die Symptomatik wird meist dominiert durch die zugrunde liegende Erkrankung. In fortgeschrittenen Stadien findet sich
- ein positiver hepatojugulärer Reflux
- eine (bei akutem Eintreten oft schmerzhafte) Leberschwellung
Bei plötzlicher Trikuspidalinsuffizienz mit starker Stauung der Lebervenen (bei Lungenembolie) starker Anstieg der Transaminasen. Oft sind als Folgen der Rechtsherzinsuffizienz Ödeme und Pleuraergüsse zu erkennen. Folgen für das Herz sind eine Hypertrophie des rechten Vorhofs und Ventrikels, eine verminderte Perfusion der Lungen und ein vermindertes Herzzeitvolumen (HZV).
Diagnostik
Die Diagnostik richtet sich auf die Ursache und die Folgen. Die Diagnostik zur Erkennung einer Trikuspidalinsuffizienz beinhaltet:
- Klinische Zeichen: Klinisch imponiert als wesentliches Zeichen eine Stauung der Jugularvenen (beidseits). Bei Schräglage des Oberkörpers kann meist eine pulssynchrone Venenpulsation erkannt werden. Auskultationsbefunde sind meist leise, schwierig zu erheben und zu interpretieren. Oft ist es dieses klinische Zeichen, welches die weitere Diagnostik auslöst.
- Echokardiographie: sie bestätigt den klinischen Verdacht und lässt die Undichtigkeit der Trikuspidalklappe erkennen und die systolische Regurgitation des Bluts in den rechten Vorhof quantifizieren.
- Sonographie der Leber: diese Untersuchung wird meist wegen einer Leberschwellung und wegen Leberwerterhöhungen durchgeführt. Wenn in ihr eine deutliche Erweiterung der Lebervenen mit Rückstrom des Bluts in der Systole (Duplexsonographie) bei stark gefüllter und kaum komprimierbarer Vena cava imponiert, kann die Leberveränderung oftmals der venösen Stauung bei Trikuspidalinsuffizienz zugeordnet werden.
- Rechtsherzkatheteruntersuchung: sie bestätigt die Diagnose, ist aber für die Diagnostik der Klappeninsuffizienz nicht nötig.
Zur Diagnostik gehört auch die Untersuchung der Lungen (Lungenembolien? Lungenemphysem? chronisch obstruktive Lungenkrankheit?), eine Blutgasanalyse und ggf. die Suche nach einem Karzinoid.
Therapie
Die Trikuspidalinsuffizienz stellt meist nicht eine eigenständige Behandlungsindikation dar.
Die Therapie richtet sich auf die zugrunde liegende Erkrankung (z. B. chronisch obstruktive Lungenkrankheit, Lungenembolie, Linksherzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Shuntvitium) und auf Folgen (wie Ödeme).
In seltenen Fällen einer ausgeprägten Insuffizienz ist eine operative Raffung des Klappenrings (Anuloplastie), eine Klappenrekonstruktion oder ein Klappenersatz erforderlich.
Prognose
Die Prognose hängt meist meist nicht von der Trikuspidalklappeninsuffizienz ab (außer bei sehr ausgeprägter Insuffizienz) sondern primär von ihrer Ursache.
Verweise
Patienteninfo
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).