Transjugulärer intrahepatischer Stentshunt

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Ein transjugulärer intrahepatischer Stentshunt (TIPSS, auch TIPS) ist eine Kurzschlussverbindung zwischen der Pfortader und der Lebervene, die durch eine Kathetertechnik mithilfe eines Stents (Röhrchen) hergestellt wird. Er senkt den Druck im Pfortaderstomgebiet bei einem Pfortaderhochdruck, wie er z. B. im Rahmen einer Leberzirrhose auftritt, bedeutend. Hauptindikationen sind blutungsbereite oder auch akut blutende Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und Bauchwassersucht (Aszites) 1 2 3.

TIPSS-Indikationen
Pfortaderhochdruck (portale Hypertension)
Ösophagusvarizenblutung

Entwicklung

Die Idee zu der TIPSS-Methode kam durch eine Veröffentlichung über eine Anwendung am Hund von Palmaz 1986 auf. Der „Palmaz-Stent“ wurde an der Universitätsklinik in Freiburg in einer ersten Studie am Menschen getestet. 4 In den ersten Jahren waren die Stents noch nicht beschichtet (uncovered), sodass häufig Thrombosen und Intimawucherungen zu Komplikationen führten. Dies änderte sich nach Einführung der gecoverten Stents. Die Entwicklung der ersten 25 Jahre wurde von M. Rössle, einem der Entwickler der Methode, 2013 zusammengefasst 5.

Indikationen

Als mögliche TIPSS-Indikationen gelten:

→ Zu den Indikationen siehe hier.

Komplikationen

Als wichtigste Komplikationen treten auf:

  • Enzephalopathie: Störungen des Bewusstseins, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen,
  • TIPSS-Verschluss: lässt sich durch geeignete Materialien (gecoverte Stents) vermeiden (s. u.),
  • Hämolyse: mechanische Belastung der Erythrozyten am Stent, lässt sich durch geeignete Materialien (gecoverte Stents) vermeiden,
  • Leberinsuffizienz: bei weitgehender Reduktion der Pfortaderdurchblutung der Leber und unzureichender arterieller Versorgung.

Nach einer nordamerikanischen Studie ist die TIPSS-Behandlung günstiger als die alleinige medikamentöse Therapie; sie verbessert jedoch nicht das Überleben oder die Hospitalisationszeit. 6

TIPSS-Verschluss: Verengungen durch Randthrombosen wurden in 70 – 90 % gefunden, totale Verschlüsse in 20 – 40 %. 7 Die TIPSS-Offenheit konnte durch Einführung von expandierenden Polytetrafluoroethylene (PTFE)-gecoverten Stents erheblich erhöht werden. 8

Kontraindikationen

Als absolute Kontraindikationen werden angesehenChild-Pugh > 13; manifeste hepatische Enzephalopathie, kongestive Herzinsuffizienz (mit Ödemen), massive Trikuspidalinsuffizienz, obstruktive Cholestase, polyzystische Leber, schwere pulmonale Hypertonie.

Als relative Kontraindikationen werden angesehen: lokalisierte Lebertumore, episodische Enzephalopathie, schwere Thrombozytopenie, milde pulmonale Hypertonie.

Aspekte bei Ösophagusvarizenblutung

Pfortader-Grenzdruck 20 mm Hg: Werte ab 20 mm Hg stellen eine Vorbedingung für eine Indikation dar. Der Behandlungserfolg einer frühen TIPSS-Behandlung dieser Gruppe bzgl. Ösophagusvarizenblutung lag in einer Studie bei 88 %; der der Kontrollgruppe ohne TIPSS-Behandlung (mit herkömmlicher Therapie) bei 50 %. 9

Eine Indikation zu einer frühen TIPSS-Implantation innerhalb 24 bis 72 Stunden wird dann gesehen, wenn ein hohes Risiko eines Therapieversagens durch medikamentöse und endoskopische Maßnahmen vorausgesehen wird. 10

Aspekte bei Aszites

Therapie bei „refraktärem Aszites“: TIPSS verbessert die Behandelbarkeit einer Hypovolämie im großen Kreislauf und die Nierenfunktion. 11

Zunahme von Muskelmasse und Körperfett: Bei Patienten mit Sarkopenie nahmen nach TIPSS-Implantation sowohl die Skelettmuskulatur als auch die Fettmasse zu. Dies soll das Mortalitätsrisiko verringern helfen. 12


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Verweise

Referenzen

  1. Dig Dis. 2005;23(1):56-64[]
  2. World J Gastroenterol. 2020 Oct 7;26(37):5561-5596. DOI: 10.3748/wjg.v26.i37.5561[]
  3. Aliment Pharmacol Ther. 2022 May;55(10):1265-1276. doi: 10.1111/apt.16825[]
  4. Radiology. 1990 Mar;174(3 Pt 2):1027-30. DOI: 10.1148/radiology.174.3.174-3-1027 []
  5. J Hepatol. 2013 Nov;59(5):1081-93. doi: 10.1016/j.jhep.2013.06.014[]
  6. Sanyal AJ et al. Gastroenterology 2003: 124: 634-641[]
  7. Scand J Gastroenterol Suppl. 2003;(239):100-4[]
  8. AJR Am J Roentgenol. 2008 Dec;191(6):1751-7[]
  9. Hepatology. 2004 Oct;40(4):793-801. DOI: 10.1002/hep.20386[]
  10. J Hepatol. 2015;63:743–752 DOI: 10.1016/j.jhep.2015.05.022[]
  11. J Clin Med. 2021 Nov 10;10(22):5226. DOI: 10.3390/jcm10225226[]
  12. Radiology. 2022 Jun;303(3):711-719. DOI: 10.1148/radiol.211172.[]