Reisediarrhoe

Veröffentlicht von

Die Reisediarrhoe kommt praktisch überall in subtropischen und tropischen Ländern vor. Meistens spielen enteropathogene E.-coli-Bakterien eine Rolle. Die Diarrhö auf Kreuzfahrtschiffen als besondere Form der Reisediarrhö ist häufig durch verdorbene Nahrung (oft Salmonellen) oder durch eine sich ausbreitende Viruskrankheit (z. B. Rotaviren und Noroviren) bedingt.

Häufigkeit

Etwa 50 % der Tropenreisenden sind betroffen.

Erreger

Erreger sind enterotoxinbildende, enteroaggregative und enteroadhäsive E. coli, seltener Campylobacter, Shigellen und Salmonellen; andere Ursachen sind noch seltener.

Besondere Formen der Diarrhö bei Reisen

Klinik und Verlauf

Die Reisediarrhoe ist meist selbstlimitierend und dauert in der Regel 4 – 6 Tage. Mögliche Komplikationen sind reaktive Gelenkentzündungen (Arthritis), postinfektiöse Darmaffektionen (Enteropathien, wie eine Reizdarmanfälligkeit oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit) und das sehr selten nach einer Infektion mit Campylobacter jenuni auftretende Guillain-Barré Syndrom (mit Lähmungserscheinungen).

Therapie

Wichtigste Maßnahmen bei heftiger Diarrhö sind Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution sowie Hygiene. Am besten ist gute Vorbeugung: Hände waschen, Obst und Gemüse am besten mit abgekochtem Wasser waschen. Kein unabgekochtes Wasser trinken.

Antibiotika sind nur bei schweren Infektionen oder bei abwehrgeschwächten Personen indiziert. Loperamid ist nicht indiziert und kann die Heilung verzögern. Um die Reise nicht erheblich unterbrechen zu müssen, kann eine antibiotische Prophylaxe durchgeführt werden.

Rifaximin hatte eine relativ geringere TD-Inzidenz und eine geringere Rate unerwünschter Ereignisse, und die Evidenz war mäßig zuverlässig.

Antibiotika

In die Analyse von 31 Studien (mit 10.879 Teilnehmern) waren Wismutsubsalizylat (BSS) und Rifaximin wirksamer als Placebo und andere Behandlungen, wie Impfungen oder Probiotika. BSS hatte im Vergleich zu anderen Behandlungen eine höhere Rate unerwünschter Ereignisse. (1)Front Pharmacol. 2024 Apr 18;15:1361501. doi: 10.3389/fphar.2024.1361501

Leitlinienempfehlungen

Ein Leitlinienartikel (2)J Travel Med. 2017 Apr 1;24(suppl_1):S57-S74. doi: 10.1093/jtm betont die Wirksamkeit einer antimikrobiellen Therapie. In den meisten Fällen von mittelschwerem bis schwerem Reisedurchfall reicht eine einmalige Gabe eines Antibiotikums aus. Bei leichtem Durchfall wird entweder eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme oder Loperamid oder Wismutsubsalicylat empfohlen.

Die Therapie-Empfehlungen nach Schweregrad lauten:

  • Leichter Durchfall, der erträglich ist, nicht belastend ist und geplante Aktivitäten nicht beeinträchtigt. Er braucht nicht routinemäßig antibiotisch behandelt zu werden.
  • Mäßiggradiger Durchfall, der belastend ist oder geplante Aktivitäten beeinträchtigt. In diesen Fällen können Fluorchinolone oder Azithromycin zur Behandlung eingesetzt werden (starke Empfehlung, mäßiger Evidenzgrad, Achtung Nebenwirkungen). Rifaximin hat nur eine schwache Empfehlung erhalten.
  • Schwerwiegender Durchfall, der geplante Aktivitäten verhindert; jeder Abgang von stark blutigem Stuhl gilt als schwerwiegend. Azithromycin oder Fluorchinolone werden bevorzugt (starke Empfehlung, mäßiger Evidenzgrad); Rifaximin hat nur eine schwache Empfehlung.

Vorbeugung
1. Eine antibiotische Prophylaxe sollte bei Reisenden nicht routinemäßig angewendet werden (starke Empfehlung, niedriges/sehr niedriges Evidenzniveau).
2. Eine antibiotische Prophylaxe sollte bei denjenigen Reisenden in Betracht gezogen werden, die ein hohes Risiko für gesundheitliche Komplikationen aufweisen (starke Empfehlung, niedriges/sehr niedriges Evidenzniveau).
3. Bismutsubsalicylat (BSS) kann für jeden Reisenden zur Vorbeugung in Betracht gezogen werden (starke Empfehlung, hoher Evidenzgrad).
4. Wenn eine Antibiotikaprophylaxe angezeigt ist, wird Rifaximin empfohlen (starke Empfehlung, mäßiger Evidenzgrad).
5. Fluorchinolone werden zur Prophylaxe von Reisedurchfall nicht empfohlen (starke Empfehlung, niedriges/sehr niedriges Evidenzniveau).


→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes!
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.


Verweise

Literatur[+]