Rifaximin ist ein Antibiotikum, das sich vom Rifampicin ableitet. In Österreich ist es als Colidimin® im Handel, in den USA und Deutschland als Xifaxan®, in Deutschland auch als Rifax-AW®. Es ist kaum wasserlöslich und wird nur sehr gering enteral resorbiert (< 0,4 %) 1.
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Rifaximin ist ein Antibiotikum zur Behandlung
Es wird kaum aus dem Darm resorbiert (aufgenommen) und wirkt hauptsächlich durch Umstimmung der bakteriellen Besiedlung des Dünn- und Dickdarms. Da die entzündliche „Knollennase“ (Rosacea) ebenfalls durch die Darmflora beeinflusst wird, kann Rifaximin auch bei dieser Erkrankung Therapieerfolge bewirken. Rifaximin wird bis auf Nebenwirkungen des Magendarmtrakts in der Regel gut vertragen. In Studien gab es kaum Abbrecher wegen Nebenwirkungen 2. |
Wirkmechanismus
Rifaximin hemmt die bakterielle DNA-abhängigen RNA-Polymerase und die RNA- und Proteinsynthese.
Wirkspektrum
Sehr breites antibakterielles Spektrum (gram+, gram-, aerob, anaerob), so z. B. gegen: Staphylokokken, Streptokokken, Shigellen, Yersinien, Salmonellen, Campylobacter jejuni, Clostridium difficile, Vibrio cholerae, Enterobacter, Escherichia coli, Klebsiellen, Pseudomonaden, Proteus, Helicobacter pylori, Bacteroides.
Indikationen
Als Indikationen kommen infrage 3:
- Reisediarrhö 4 (dafür in Deutschland zugelassen), speziell durch pathogene E. coli bedingte Diarrhö
- Darmdekontamination
- bakterielle Überwucherung des Dünndarms
- Blind-Loop-Syndrom
- Hepatische Enzephalopathie
- pseudomembranöse Kolitis
- Rosacea
- Reizdarmsyndrom
Reizdarmsyndrom
Rifaximin ist zur Behandlung des Reizdarmsyndroms interessant geworden, da offenbar in vielen Fällen eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms an der Symptomatik beteiligt ist 5. Eine 14-tägige Rifaximin-Therapie des Reizdarmsyndroms mit positivem Laktulose-H2-Atemtest hat in einer Studie zu einer Symptomverbesserung über 3 Monate geführt 6.
Hepatische Enzephalopathie
Die bei einer Leberzirrhose auftretende hepatische Enzephalopathie wird durch Eiweißverdauung im Kolon gefördert. Eine Darmdekontamination mit Rifaximin kann zu einer entscheidenden Besserung führen 7. In einer Studie über 1/2 Jahr wurde unter Rifaximin-Dauertherapie (550 mg 2x täglich) die Rezidivrate der hepatischen Enzephalopathie deutlich gesenkt 8. Selbst die Fahrtauglichkeit bei minimaler hepatischer Dysfunktion wird verbessert. Die Therapieabbruchquote wegen Nebenwirkungen lag nur bei 8 % 2.
Wirksamkeit und Nebenwirkungen
Rifaximin verbesserte die psychometrischen Indikatoren (psychischer Zustand, Flappingtremor und portosystemischer Enzephalopathie-Index). Es übertraf in dieser Beziehung andere Wirkstoffe anhaltend und verringerte das Risiko einer erneuten Krankenhauseinweisung bei Patienten mit hepatischer Enzephalopathie. Die Nebenwirkungsrate ist laut Metaanalysen sehr gering. Es wurde in einer zusammenfassenden Auswertung von Studien kein statistischer Unterschied in der Mortalität zwischen Rifaximin und ihren Kontrollen beobachtet.). Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse in den mit Rifaximin behandelten Gruppen war während des Behandlungszeitraums sogar signifikant niedriger als bei den Kontrollen. 7
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Verweise
Cave: Dosierungen dürfen nicht ohne Überprüfung übernommen werden!
Referenzen
- Expert Rev Anti Infect Ther. 2005 Apr;3(2):201-11[↩]
- Gastroenterology. 2011 Feb;140(2):478-487.e1. doi: 10.1053/j.gastro.2010.08.061[↩][↩]
- Curr Opin Gastroenterol. 2010 Jan;26(1):17-25[↩]
- Ann Intern Med. 2005 May 17;142(10):805-12[↩]
- Expert Opin Investig Drugs. 2009 Mar;18(3):349-58[↩]
- Aliment Pharmacol Ther. 2012 Dec;36(11-12):1084-93[↩]
- Front Pharmacol. 2021 Oct 8;12:696065. doi: 10.3389/fphar.2021.696065[↩][↩]
- N Engl J Med. 2010 Mar 25;362(12):1071-81[↩]