Magenentleerungsstörung

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Magenentleerungsstörung bedeutet eine Verzögerung der Entleerung des Mageninhalts in den Zwölffingerdarm (Duodenum), sodass er noch mehr als 4 bis 6 Stunden nach Mahlzeiten im Magen verbleibt.

Ursachen und Risikofaktoren

Folgende Ursachen können zu einer Magenentleerungsstörung führen: (1)United European Gastroenterol J. 2021 Apr;9(3):287-306

  • Psychischer Stress: „Der Magen ist wie zugeschnürt.“ Er ist reversibel.
  • Gastroparese bei einer Nervenschädigung: Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine Nervenschädigung (Neuropathie) einer der wichtigsten Komplikationen. Sie betrifft nicht nur periphere Nerven, sondern auch die Nerven des Magendarmkanals. Sie kann zu einer verminderten Motilität (Bewegung) der Magenwand und Durchwalkung des Nahrungsbreis und einer verzögerten Magenentleerung führen. (2)J Patient Cent Res Rev. 2019 Apr 29;6(2):148-157. DOI: 10.17294/2330-0698.1689 PMID: 31414026; … Continue reading
  • Vorübergehende Dyskinesie der Magenwandmuskulatur: Aus vielen Gründen kann es zu einer Fehlkoordination und unzureichenden Beweglichkeit der Magenwand (Dyskinesie) kommen. Dyskinesien mit Magenentleerungsstörungen können im Rahmen anderer Erkrankungen und Bedingungen vorübergehend auftreten, so vor allem
    • im Rahmen eines vorübergehenden Infekts,
    • als Nebenwirkung von Medikamenten und
    • durch psychischen Stress; er kann vorübergehend „den Magen zuschnüren“.
  • Enge des Magenausgangs (Magenausgangsstenose)

Folgen

Bei einer Magenentleerungsstörung bleiben mehr oder weniger große Nahrungsmengen über viele Stunden im Magen; dies gilt auch für oral eingenommene Medikamente, die dadurch unzuverlässig wirken. (3)Clin Exp Gastroenterol. 2018 Sep 25;11:347-363. doi: 10.2147/CEG.S131650.

Durch eine verlangsamte Magenentleerung kann es zu einer gastroösophagealen Refluxkrankheit kommen. Umgekehrt findet man bei Menschen mit einer Refluxkrankheit gehäuft eine Magenentleerungsstörung. (4)J Gastroenterol Hepatol. 2018 Dec 14. doi: 10.1111/jgh.14572.

Im Rahmen einer motorischen Fehlkoordination der Muskulatur von Magen und Dünndarm (Dyskinesie), der zu einer verzögerten Magenentleerung führt, kann ein galliger Reflux aus dem Duodenum in den Magen auftreten, der wiederum zu einer Typ-C-Gastritis führt.

Wenn sich im Refluat auch Galle befindet (endoskopisch erkennbarer galliger Reflux aus dem Dünndarm in den Magen) und der gallig tingierte Magensaft weiter in die Speiseröhre gelangt, so steigt dadurch auf Dauer das Risiko von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom).

Symptomatik

Häufig bestehen ein Völlegefühl, ein Gefühl frühzeitiger Sättigung und postprandiales Völlegefühl, manchmal auch Übelkeit und Brechreiz, eine Neigung zu Aufstoßen, Magendrücken oder Schmerzen in der Magengegend oder im epigastrischen Winkel. Gelegentlich werden keine besonderen Beschwerden angegeben. Die Symptome sind nicht unbedingt immer Folge eines Problems am Magenausgang, sondern manchmal Ausdruck einer gemeinsamen Ursache. Assoziiert können auch Refluxbeschwerden, wie saures Aufstoßen, sein. Die Symptome überlappen stark mit denen einer funktionellen Dyspepsie.

Diagnostik

Führend ist in der Regel der Endoskopie-Befund: bei der Gastroskopie, die, um einer Aspiration während der Untersuchung vorzubeugen, in aller Regel nüchtern, d. h. mehr als 4 bis 6 Stunden nach der letzten Mahlzeit durchgeführt wird, erkennt man noch erhebliche Speisereste. Sie können gelegentlich eine Inspektion des Magenausgangs verhindern. Geachtet wird dabei auf einen Tumor, ein Ulkus und eine Ulkusnarbe am Magenausgang, eine Gastritis und auf eine Refluxösophagitis. Gelegentlich erkennt man bei lange bestehender Entleerungsstörung einen großen, dilatierten Magen; dies ist allerdings im Röntgenbild des Magens nach einer Füllung mit Kontrastmittel besser zu erkennen.

Es kann eine weitere Abklärung, z. B. durch eine Sonographie und eine Computertomographie erforderlich sein. Die Fragestellung richtet sich dabei häufig auf einen extragastralen Tumor (z. B. eine Pankreaspseudozyste oder ein Pankreaskarzinom), der auf den Magenausgang oder das Duodenum drückt.

Therapie

Die Behandlung erfolgt nach Ursache. Medikamente, welche die Magenentleerung verzögern, wie Semaglutid (5)Diabetes Obes Metab. 2018 Mar;20(3):610-619, sollten in ihrer Indikation überprüft werden. Bei einer funktionellen Magenentleerungsstörung werden Prokinetika eingesetzt. Bei unzureichender Wirkung kommen endoskopische oder chirurgische Maßnahmen infrage.

Medikamente: Bei einer Verengung (Obstruktion) des Magenausgangs können in leichten Fällen Medikamente (Prokinetika) die Symptomatik bessern. Bei einer höhergradigen Magenentleerungsstörung wirken oral verabreichte Medikamente nicht immer zuverlässig. Denn sie können in einem großen Volumen an Nahrungsbrei im Magen gefangen und zu dem Zeitpunkt der gewünschten Wirkung wirkungslos bleiben. In diesen Fällen kann eine Zufuhr über Suppositorien (rektal zu verabreichende Zäpfchen) oder gar eine parenterale Applikation notwendig werden.

Stressbedingte, prinzipiell vorübergehende Magenentleerungsstörungen (Magen „wie zugeschnürt“) sind primär durch Bewältigung des Stresses selbst besserbar. Ein Teufelskreis aus Stress, Angst, Erschöpfung, somatischen Beschwerden, die selbst wieder stressverstärkend wirken, kann ggf. durch ein mildes Tagessedativum durchbrochen werden.

Endoskopische Pylorusweitung: Bei einer endoskopischen Intervention kann der Magenausgang (Pylorus) durch einen mit Flüssigkeit oder Luft füllbaren Ballon, der durch den Arbeitskanal des Endoskops unter Sicht vorgeführt wird, kontrolliert erweitert werden; gelegentlich muss die Prozedur mehrfach wiederholt werden.

Pylorospastik: Wenn der Magenentleerungsstörung eine Spastik der Muskulatur des Pylorus (Pylorospastik) zugrunde liegt, kommen heute ebenfalls endoskopische Methoden in Betracht. In speziellen Zentren kann der konzentrische verdickte Muskel über ein endoskopisch eingeführtes Elektromesser eingeschnitten werden (endoskopische Myotomie). (6)J Dig Dis. 2017 Dec;18(12):709-712. doi: 10.1111/1751-2980.12509. PMID: 28727260. Wo diese Methode nicht zur Verfügung steht, werden Fälle eines unzureichenden medikamentösen Ansprechens operativ (meist im Rahmen einer Laparoskopie) behandelt.

Diabetische Gastroparese: Da die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) die häufigste Ursache einer anhaltenden funktionellen Magenentleerungsstörung darstellt, kommt einer rechtzeitigen Erkennung der Stoffwechselkrankheit und einer guten Einstellung des Blutzuckers für die Vorbeugung eine Hauptrolle zu. (7)Clin Gastroenterol Hepatol. 2016 Jul;14(7):929-36. doi: 10.1016/j.cgh.2015.11.021.  Zur Diabetes-Therapie siehe hier.

Für schwere Fälle einer Gastroparese ist heute eine aggressive Therapie durch operative Pyloroplastik (plastische Erweiterung des Magenausgangs) und Implantation eines elektrischen Stimulators der Magenwand der derzeitige „Goldstandard“. (8)Clin Exp Gastroenterol. 2018 Sep 25;11:347-363. doi: 10.2147/CEG.S131650.


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Verweise

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