Gastroparese bedeutet Lähmung des Magens. Es handelt sich um eine Funktionsstörung des Magens durch unzureichende Bewegungen der Magenmuskulatur (Magenperistaltik). Eine Entleerungsverzögerung des Magens ohne Vorliegen einer Verengung des Magenausgangs ist verdächtig auf eine gastrale (den Magen betreffende) neuromuskuläre Dysfunktion. (1)Nat Rev Dis Primers. 2018 Nov 1;4(1):41. DOI: 10.1038/s41572-018-0038-z
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Eine neuromuskuläre Bewegungsstörung des Magens kann zustande kommen durch
- eine Schädigung der Magenwand (z. B. bei ausgeprägter Entzündung, Infiltrationen durch einen Tumor oder
- eine Störung der Innervation der Magenwandmuskulatur).
Als Auslöser einer Innervationsstörung kommen infrage:
- toxische Substanzen,
- Medikamente und
- eine Neuropathie, insbesondere die intestinale Neuropathie bei Diabetes mellitus, (diabetische Gastroparese),
- postoperative Nervenlähmung,
- eine neuropsychiatrische Krankheit.
Studiendaten
Bei 146 Patienten wurden folgende Ursachen eruiert: 36 % idiopathisch, 29 % diabetisch, 13 % nach einer Operation, 7,5 % Parkinson-Krankheit, 4,8 % kollagene Gefäßerkrankungen, 4,1 % intestinale Pseudoobstruktion und 6 % sonstige Ursachen. (2)Dig Dis Sci. 1998 Nov;43(11):2398-404. DOI: 10.1023/a:1026665728213.
Idiopathische Gastroparese
Eine idiopathische Form kann angenommen werden, wenn keine Ursache erkennbar ist und speziell auch keine diabetische Neuropathie vorliegt. Eine sonst bei Magenentleerungsverzögerungen wirksame Therapie mit Prokinetika, Antiemetika und Symptommodulatoren sind oft unzureichend wirksam. (3)Clin North Am. 2015 Mar;44(1):59-68. DOI: 10.1016/j.gtc.2014.11.015
In einer Beobachtungsserie berichteten 62 Prozent der Frauen mit idiopathischer Gastroparese über eine Vorgeschichte von körperlichem oder sexuellem Missbrauch. Die erlebten Bauchschmerzen führten zu einer Somatisierung, Depression und häufigen Operationen. Etwa 74 % nahmen kontinuierlich Prokinetika, 22 % konnten die Prokinetik absetzen, 5 % hatten sich einer Gastrektomie unterzogen, 6,2 % erhielten eine elektrische Magenstimulation (Stimulation). (4)Dig Dis Sci. 1998 Nov;43(11):2398-404. DOI: 10.1023/a:1026665728213.
Folgen
Eine Entleerungsstörung des Magens kann leichte, aber auch erhebliche Ausmaße annehmen und zu einer starken Magendehnung führen. Durch die starke Füllung kommt es zu einer zunehmenden Refluxsymptomatik in die Speiseröhre (Ösophagus) und gehäuften Entzündungen von Kehlkopf, Bronchien und Nasenrachenraum mit Nasennebenhöhlenentzündungen.
Durch mangelhafte Weiterleitung des Mageninhalts in den Dünndarm kann es zu Ernährungsstörungen (Malnutrition) kommen, sowie zu einer unzuverlässigen Wirksamkeit von Medikamenten.
Symptomatik
Symptome sind frühes Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Übelkeit, Brechreiz, Druck in der Magengegend. Die Symptomatik kann der einer funktionellen Dyspepsie ähneln und ist diagnostisch von ihr abzugrenzen. (5)Dig Dis. 2016;34(5):491-9. DOI: 10.1159/000445226.
Diagnostik
Die Diagnostik einer Gastroparese stützt sich auf den Nachweis einer verzögerten Magenentleerung. Dazu dienen Tests, wie eine Szintigraphie (Nachweis der Verweildauer von radioaktiven Markern im Magen) und ein Atemtest (Verzögerung eines H2-Anstiegs nach Laktulose-Trunk).
Therapie
Es werden Prokinetika eingesetzt. Ansonsten richtet sich die Therapie nach der Ursache.
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Verweise
Literatur