Eine Lebermetastase ist eine im Lebergewebe wachsende Tochtergeschwulst eines bösartigen Tumors.
Inhaltsverzeichnis
Tumore mit Lebermetastasen
Praktisch alle bösartigen Tumore können Tochtergeschwülste in der Leber bilden. Die Ursprungstumore von Lebermetastasen liegen jedoch häufig im Zuflussgebiet der Pfortader. Es kommen aber auch Tumore infrage, die über die arterielle Zufuhr (Arteria hepatica) streuen, so vor allem das nicht kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC). Gelegentlich handelt es sich nicht um Tochtergeschwülste in der ersten, sondern der zweiten oder dritten Linie, also um Enkelmetastasen.
Häufige Tumore, die in die Leber metastasieren, sind das Pankreaskarzinom, Magenkarzinom, Lungenkarzinom und Mammakarzinom und der Darmkrebs.
Was eine Absiedlung fördert
Im Blut zirkulierende maligne Tumorzellen setzen sich besonders dort fest, wo das „Tumor Microenvironment“ (TME, die Bedingungen der direkten Umgebung im Gewebe) günstig sind. Das TME enthält ein Gemisch von Komponenten des Immunsystems, Mediatorstoffe der Tumorzellen selbst, Wachstumsfaktoren, Faktoren der Durchblutung und viele andere, welche das Wachstum der Tumorzellen beeinflussen.
Die Kommunikation zwischen den beteiligten Zellen erfolgt durch extrazelluläre Vesikel (EVs, auch als Exosomen bekannt). Solche EVs existieren in den Primärtumoren und werden über das Blut verteilt in entfernten Organen gefunden. Sie unterstützen dort über Einflussnahme auf die Mikroumgebung das Anwachsen der Tochtergeschwülste. Mikrovesikel dieser Art sind beim Adenokarzinom der Lungen entdeckt worden. Es konnte nachgewiesen werden, dass sie die Mikroumgebung in der Leber (über RNA-Moleküle: lncRNA ALAHM) so beeinflussen, dass in ihr Metastasen besser anwachsen. Dies, so wird postuliert, wird neue therapeutische Ansatzpunkte ergeben. (1) iScience. 2022 Feb 24;25(3):103984. doi: 10.1016/j.isci.2022.103984.
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Differenzialdiagnosen
Tumore, die über die Pfortader in die Leber metastasieren
Wenn in einem bildgebenden Verfahren (meist zunächst in der Sonographie der Leber) ein metastasenverdächtiger Herd erkannt wird, ist an Krebsarten zu denken, deren Blut- und Lymphabfluss direkt zur Leber hinzieht. Es kommen vor allem folgende Tumore in Betracht:
- kolorektales Karzinom; Besonderheit: einzelne Lebermetastasen können unter Umständen mit nachhaltigem Erfolg operiert werden.
- Pankreaskarzinom
- Bronchialkarzinom
- Magenkarzinom
- gynäkologische Tumore
Seltenere Ausgangspunkte für Lebermetastasen sind das Insulinom, das Gastrinom und das Karzinoid (neuroendokrinenTumore).
Tumore, die über den großen Kreislauf in die Leber metastasieren
Jeder Tumor im Körper kann über den großen Kreislauf und damit über die Arteria hepatica in die Leber metastasieren. Beispiele sind:
- das Bronchialkarzinom,
- das Mammakarzinom,
- das Prostatakarzinom,
- Lymphommetastasen.
Bei Raumforderungen in der Leber ist immer auch an „Enkeltumore“ von Primärtumoren zu denken, deren Blut- und Lymphabfluss nicht primär zur Leber hin ziehen.
Primäre Lebertumore als Differenzialdiagnosen
Bei malignitätsverdächtigen Leberherden ist jedoch auch an primär in der Leber entstandene Malignome zu denken. Beispiele sind:
- hepatozelluläres Karzinom, das selbst Lebermetastasen setzen kann (oder möglicherweise im Einzelfall primär multifokal entsteht),
- cholangiozelluläres Karzinom, es kann ebenfalls intrahepatisch metastasieren,
- Lymphom in der Leber
In diesen Fällen wird oft eine ausgiebige Primärtumorsuche durchgeführt, ohne dass ein weiteres Malignom gefunden wird. Eine gezielte Leberpunktion zur Gewinnung einer Gewebeprobe für eine histologische Untersuchung kann weiteren Aufschluss geben. Allerdings ist immer interdisziplinär zu überlegen, ob in einer no-touch-Operation nicht gleich der Herd, wenn er solitär erscheint, herausoperiert werden sollte. Stichkanalmetastasen sind zwar selten, aber nicht ganz zu vernachlässigen. Beim HCC werden sie in einer Häufigkeit von 2 – 3 % angegeben. (2)Gut. 2008 Nov;57(11):1592-6
Symptomatik
Wenn bereits Metastasen eines Primärtumors in der Leber vorliegen, ist eine Heilung nicht mehr immer erreichbar. Zu den wenigen Ausnahmen gehört das Kolonkarzinom, bei dem sich gelegentlich lohnt, einzelne Lebermetastasen chirurgisch zu entfernen. Meist besteht eine paraneoplastische Appetitlosigkeit, die zur Tumorkachexie führen kann. Je nach Lage des Metastasen kann es zu einem Ikterus kommen.
Diagnostik
Lebermetastasen werden i. d. R. durch bildgebende Verfahren entdeckt, häufig durch eine Sonographie. Es folgen in der Regel die Suche des Primärtumors und die Bestimmung des Tumortyps. Dabei werden die Möglichkeiten der endoskopischen und bildgebenden Verfahren ausgeschöpft: Gastroskopie und Koloskopie, Computertomographie von Thorax und Abdomen, ggf. Schilddrüsensonographie, zudem bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung, bei Männern eine Untersuchung der Prostata.
Da prinzipiell alle Tumoren, die metastasieren können, infrage kommen, ist die Primärtumorsuche eine oft umfangreiche Aufgabe.
Einzelne diagnostische Untersuchungen
Bildgebende Verfahren stehen für die Diagnostik oben an. In Einzelfällen kann es jedoch schwierig sein, die Dignität (Entscheidung, ob gut- oder bösartig) anhand der bildgebenden Verfahren vorauszusagen. Bei einer erkennbaren Raumforderung in der Leber kommen differenzialdiagnostische auch gutartige Tumore wie eine fokale noduläre Hyperplasie, ein Leberadenom oder ein Leberhämangiom infrage.
Folgende diagnostischen Methoden sind in erster Linie in Betracht zu ziehen:
- Laboruntersuchungen; sie beinhalten u. a. die Bestimmung des Blutbilds (Paraneoplasie: Thrombozytose? Anämie?) der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, Übersichtsparameter), der Leberwerte, des PSA (Tumormarker der Prostata), der LDH (allgemeiner Tumormarker, Parameter für Zellzerfall). Die meisten weiteren Tumormarker sind eher für eine Verlaufsbeurteilung geeignet.
- Röntgen des Thorax und der Lungen zur Diagnostik eines möglichen Lungentumors,
- Sonographie (des Abdomens, der Nieren, der Blase, der Schilddrüse etc.),
- Kontrastmittelsonographie der Leber, bei der oft eine FNH, ein HCC und ein Leberhämangiom gut abgegrenzt werden können,
- Gastroskopie,
- Koloskopie,
- gynäkologische bzw. urologische Untersuchung (gyn. Organe, bzw. Prostata),
- Computertomographie von Brust- und Bauchraum.
- Punktion der Metastase zur Klärung der Histologie, sofern davon Therapie und Prognose abhängen.
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Verweise
Infos für Patienten
- Leberkrebs – einfach erklärt
- Leberzirrhose – einfach erklärt
- Klatskin-Tumor – einfach erklärt
- Die Leber
- Tumorsuche
Literatur