Transjugulärer intrahepatischer Stentshunt

Veröffentlicht von

Ein transjugulärer intrahepatischer Stentshunt (TIPS, auch TIPSS) ist eine Kurzschlussverbindung zwischen der Pfortader und der Lebervene, die durch eine Kathetertechnik mit Hilfe eines Stents (Röhrchen) hergestellt wird. Er senkt den Druck im Pfortaderstomgebiet. Hauptindikationen sind blutungsbereite oder blutende Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und Bauchwassersucht (Aszites) (1)Dig Dis. 2005;23(1):56-64 (2)World J Gastroenterol. 2020 Oct 7;26(37):5561-5596. DOI: 10.3748/wjg.v26.i37.5561

Entwicklung

Die Idee zu der TIPS-Methode kam durch eine Veröffentlichung über eine Anwendung am Hund von Palmaz 1986 auf. Der “Palmaz-Stent” wurde an der Universitätsklinik in Freiburg in einer ersten Studie am Menschen getestet. (3)Radiology. 1990 Mar;174(3 Pt 2):1027-30. DOI: 10.1148/radiology.174.3.174-3-1027 In den ersten Jahren waren die Stents noch nicht beschichtet (uncovered), so dass häufig Thrombosen und Intimawucherungen zu Komplikationen führten. Dies änderte sich nach Einführung der gecoverten Stents. Die Entwicklung der ersten 25 Jahre wurde von M. Rössle, einem der Entwickler der Methode, 2013 zusammengefasst (4)J Hepatol. 2013 Nov;59(5):1081-93. doi: 10.1016/j.jhep.2013.06.014.

Indikationen

Als mögliche TIPS-Indikationen gelten:

Mehr zu den Indikationen siehe hier.

Komplikationen

Als wichtigste Komplikationen treten auf:

  • Enzephalopathie: Störungen des Bewusstseins, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen,
  • TIPS-Verschluss: lässt sich durch geeignete Materialien (gecoverte Stents) vermeiden (s.u.),
  • Hämolyse: mechanische Belastung der Erythrozyten am Stent, lässt sich durch geeignete Materialien (gecoverte Stents) vermeiden,
  • Leberinsuffizienz: bei weitgehender Reduktion der Pfortaderdurchblutung der Leber und unzureichender arterieller Versorgung.

Nach einer nordamerikanischen Studie ist die TIPS-Behandlung günstiger als die alleinige medikamentöse Therapie; sie verbessert jedoch nicht das Überleben oder die Hospitalisationszeit. (5)Sanyal AJ et al. Gastroenterology 2003: 124: 634-641

TIPS-Verschluss: Verengungen durch Randthrombosen wurden in 70-90% gefunden, totale Verschlüsse in 20-40%. (6)Scand J Gastroenterol Suppl. 2003;(239):100-4 Die TIPS-Offenheit konnte durch Einführung von expandierenden Polytetrafluoroethylene (PTFE)-gecoverten Stents erheblich erhöht werden. (7)AJR Am J Roentgenol. 2008 Dec;191(6):1751-7

Kontraindikationen

Als absolute Kontraindikationen werden angesehen: Child-Pugh > 13; manifeste hepatische Enzephalopathie, kongestive Herzinsuffizienz (mit Ödemen), massive Trikuspidalinsuffizienz, obstruktive Cholestase, polyzystische Leber, schwere pulmonale Hypertonie.

Als relative Kontraindikationen werden angesehen: lokalisierte Lebertumore, episodische Enzephalopathie, schwere Thrombozytopenie, milde pulmonale Hypertonie.

Aspekte bei Ösophagusvarizenblutung

Pfortader-Grenzdruck 20 mm Hg: Werte ab 20 mm Hg stellen eine Vorbedingung für eine Indikation dar. Der Behandlungserfolg einer frühen TIPS-Behandlung dieser Gruppe bzgl. Ösophagusvarizenblutung lag in einer Studie bei 88%; der der Kontrollgruppe ohne Tips-Behandlung (mit herkömmlicher Therapie) bei 50%. (8)Hepatology. 2004 Oct;40(4):793-801. DOI: 10.1002/hep.20386

Eine Indikation zu einer frühen TIPS-Implantation innerhalb 24 bis 72 Stunden wird dann gesehen, wenn ein hohes Risiko eines Therapieversagens durch medikamentöse und endoskopische Maßnahmen vorausgesehen wird. (9) J Hepatol. 2015;63:743–752 DOI: 10.1016/j.jhep.2015.05.022

Aspekte bei Aszites

Therapie bei “refraktärem Aszites”: TIPS verbessert die Behandelbarkeit einer Hypovolämie im großen Kreislauf und die Nierenfunktion. (10)J Clin Med. 2021 Nov 10;10(22):5226. DOI: 10.3390/jcm10225226

Zunahme von Muskelmasse und Körperfett: Bei Patienten mit Sarkopenie nahmen nach TIPS-Implantation sowohl die Skelettmuskulatur als auch die Fettmasse zu. Dies soll das Mortalitätsrisiko verringern helfen. (11)Radiology. 2022 Jun;303(3):711-719. DOI: 10.1148/radiol.211172.

Verweise

Fachinfos

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur[+]