Eine Pilzvergiftung ist zu gewärtigen, wenn nach einer Pilzmahlzeit akute Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen, Durchfall und Schwäche eintreten. Vor allem frisch in der Natur gesammelte Pilze sind gefährlich; sie sollten im Zweifelsfall von Pilzkennern bestimmt werden. Die meisten Giftpilze sind Blätterpilze (Lamellenpilze).
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Inhaltsverzeichnis
Wirkung von Giftpilzen
Die gesundheitlichen Schäden reichen – je nach Pilzart und eingenommener Pilzmenge – von leichten und rasch vorübergehenden Symptomen bis hin zu schwerwiegenden Leberschäden und Tod im akuten Leberversagen.
An Pilzvergiftung denken!
Menschen, die nach einer Pilzmahlzeit Bauschsymptome wie Übelkeit, Brechreiz, Durchfall und Darmkrämpfe entwickeln, sollten sich umgehend in einer Klinik vorstellen, denn es müssen die Leberwerte nicht nur einmalig sondern im Verlauf engmaschig mehrfach bestimmt werden.
Bei starkem Anstieg der Transaminasen und Abfall der Syntheseleistungsparameter der Leber innerhalb der ersten Stunden sollte Kontakt mit einem Transplantationszentrum aufgenommen werden, das in der Regel eine Verlegung vorschlägt, damit der richtige Zeitpunkt für eine Transplantation nicht verpasst wird.
Wenn nach einer Pilzmahlzeit halluzinogene Effekte und psychotische Erscheinungen auftreten, sollte ebenfalls ein Arzt hinzugezogen werden. Während der Wirkdauer sollten die Betroffenen überwacht werden.
Pilzgifte
Einige Pilzgifte sind im Folgenden aufgeführt:
- Phallotoxine (wie das Phalloidin) sind starke Zellgifte aus dem grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides, ein Blätterpilz). Phallotoxine werden über den Darmtrakt nur schlecht resorbiert. Sie wirken nach intravenöser Applikation bereits in sehr geringer Konzentration durch Hemmung der intrazellulären Aktinfilamente und damit der intrazellulären Bewegungsabläufe von Organellen. Die Leberzellen schwellen an und sterben ab.
- Amatoxine, wie das (Alpha- oder Beta-) Amanitin, sind ebenfalls starke Zellgifte aus dem grünen Knollenblätterpilz. Sie hemmen die RNA-Polymerasen, so dass die Transskription (speziell über mRNA) und damit die Bildung von Zelleiweißen gestört sind. Sie werden enteral aufgenommen. Wirkeintritt erst nach mehreren (8-24) Stunden, so dass eine Magenspülung nicht mehr sinnvoll ist. Erste Symptome sind Durchfall, Bauchkrämpfe, später kommt Leberversagen hinzu. Als Gegenmittel dienen Mariendistel-Präparate wie Silybinin (auch Silibinin geschrieben), die die Aufnahme der Amatoxine hemmen und die Zellmembranen der Hepatozyten stabilisieren sollen.
- Bufotenin kommt in einigen Pilzen (wie dem gelben Knollenblätterpilz) und anderen Pflanzen (Hülsenfrüchtler in Südamerika) sowie in der Haut einiger Kröten vor und hat halluzinogene Effekte.
- Muskarin ist ein Alkaloid und kommt im Ziegelroten Rißpilz (ein Blätterpilz) vor. Vergiftungssymptome sind enge Pupillen (Miosis), Speichelfluss, Tränen der Augen, Pulsverlangsamung (Bradykardie) und Blutdruckabfall (bis zur Hypotonie). Die Symptome kommen relativ rasch, oft schon nach 20-30 Minuten zustande und werden durch die cholinerge, parasympathomimetische Wirkung von Muskarin ausgelöst. Im Gegensatz zu Acetylcholin wird Muscarin nicht abgebaut. Gegenmittel (Antidot) ist Atropin.
- Ibotensäure ist eine im Tierreich nicht vorkommende Aminosäure und kommt z. B. im Fliegenpilz (Amanita muscaria) und im Pantherpilz (Amanita pantherina) vor. Sie wirkt schwach haluzinogen. Das aus ihr entstehende Muscimol ist eine stärker haluzinogene Substanz. Der Wirkeintritt ist relativ rasch.
- Psilocybin gehört zu den Indolalkaloiden und kommt in verschiedenen Pilzen vor, beispielsweise denen der Psilocybe-Gattung (Gattung Kahlköpfe). Es löst Rauschzustände aus und kann Haluzinationen sowie gelegentlich psychotische Reaktionen hervorrufen. (Psilocybe-Pilze sind meist nicht mit Esspilzen zu verwechseln und werden speziell als Rauschpilze gesammelt; sie können jedoch mit anderen Giftpilzen verwechselt werden, so dass statt des erwarteten Rauschs eine schwere Vergiftung eintritt.)
Symptome durch Giftpilze
Im Folgenden wird eine Auswahl an giftigen Pilzen nach Symptomatik gegeben:
- Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfe: z. B. Speitäubling, Riesenrötling, Satanspilz, Knollenblätterpilze
- Speichelfluss, tränende Augen, Schwindel- und Kollapsgefühl: z. B. Fliegenpilz, Pantherpilz, Risspilze
- Halluzinationen, Rauschzustand, Erregungszustand: Fliegenpilz, Pantherpilz, gelber Knollenblätterpilz, Psilocybe-Pilze
- Akutes Leberversagen: Grüner Knollenblätterpilz (gelegentlich mit dem Wiesenchampignon verwechselt)
Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).