Pankreasinsuffizienz

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Pankreasinsuffizienz bedeutet unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Dabei handelt es sich um eine Einschränkung der Bildung von Verdauungssaft (exokrine Insuffizienz) und der der Bauchspeicheldrüsenhormone Insulin und Glukagon (endokrine Insuffizienz).  1

Da die Bauchspeicheldrüse sowohl bezüglich der exokrinen als auch der endokrinen Funktionen eine hohe Überschusskapazität aufweist, ist bei einer Pankreasinsuffizienz davon auszugehen, dass über 80 – 90 % des normalen Organs funktionell ausgefallen sind.

Einteilung

  • Exokrine Pankreasinsuffizienz: unzureichende Bildung und Ausscheidung von Verdauungssaft (Bikarbonat und Verdauungsenzyme). Die exokrine Funktion kann z. B. durch Bestimmung der Pankreaselastase-1 im Stuhl oder durch den Pankreozymin-Sekretin-Test geprüft werden.
  • Endokrine Pankreasinsuffizienz: unzureichende Produktion der Hormone Insulin und Glukagon. Sie beeinflusst den Zuckerhaushalt tiefgreifend. Erkannt werden kann sie durch einen Mangel an Proinsulin und dadurch letztlich auch von Insulin im Blut bemerkbar. Die Abnahme der endokrinen Funktion erklärt sich durch eine Abnahme der Zahl der α- und der ß-Zellen.

Entstehung und Folgen

Ursache einer exokrinen Pankreasinsuffizienz ist häufig eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis) oder eine operative Pankreasresektion. Wenn der Pankreasschwanz operativ entfernt wird (in der die Inselzellen lokalisiert sind) muss mit einer endokrinen Insuffizienz und dem Entstehen eines Insulinmangeldiabetes gerechnet werden. Auch eine chronische Entzündung des Organs bezieht i. d. R. das Inselzellorgan im Pankreasschwanz mit ein. (Zur Bauchspeicheldrüse siehe hier.)

Bei einer exokrinen Insuffizienz kommt es wegen der unzureichenden Bikarbonat-Sekretion zu einer mangelhaften Neutralisierung des sauren Magensafts. Die Verdauungsenzyme des Dünndarms, die erst bei höherem pH-Wert aktiv werden, beginnen verspätet und unzureichend zu wirken. Auch eine medikamentös zugeführte Verdauungsenzyme, die zur Verbesserung der Verdauungstätigkeit verordnet werden, wirken oft verspätet und suboptimal.

Die Nahrung wird wegen des Mangels an Pankreasenzymen (Trypsin und Pankreaslipase) nicht vollständig aufgeschlossen. Eine zunehmende Menge an unverdautem Speisebrei gelangt in den Dickdarm, wo er von den Darmbakterien unter Bildung von Darmgasen und oft erheblichem Meteorismus zersetzt werden. Die osmotisch wirksamen Bestandteile der Nahrung führen zu breiigem bis durchfälligem Stuhl (Diarrhö), die unzureichende Fettverdauung zu Fettstühlen. Über die Ausscheidung von Fetten geht auch Kalzium verloren, sodass auf längere Frist eine Osteoporose droht.

Durch den Meteorismus und durch die Pankreatitis selbst entstehen nach einer Nahrungsaufnahme z. T. erhebliche Bauchschmerzen, die zu einer Angst vor Mahlzeiten führt. Dies und der unzureichende Aufschluss der Nahrung haben eine zunehmende Gewichtsabnahme und eine Mangelernährung zur Folge. Von der Mangelernährung sind auch lebenswichtige Vitamine und Spurenelemente betroffen, sodass das klinische Bild vielfältig wird.

Ursächlich für die endokrine Pankreasinsuffizienz ist häufig eine chronische Pankreatitis in fortgeschrittenem Stadium, eine Pankreasresektion oder eine (autoimmune) Entzündung, bei der die ß-Zellen zerstört werden, wie sie bei einem Typ-1-Diabetes oder einer Autoimmunpankreatitis vorkommt. Folgen sind eine gestörte Glukosetoleranz und ein Prädiabetes oder ein apparenter insulinpflichtiger Diabetes mellitus.

Therapie

Bei der Behandlung sind die Ursachen der Pankreasinsuffizienz zu beachten. Symptomatisch kommen eine diätetische Anpassung sowie eine dosisoptimierte Substitution von Pankreasenzymen (PERT: pancreatic enzyme replacement therapy) als wichtigste Maßnahmen in Betracht. 2 Eine Behandlung nach Europäischen Leitlinien 3 ist wirksam und hat zu einer Verbesserung der Ergebnisse geführt. 4

Eine diätetische Anpassung an den Enzymmangel im Darm n sollte so erfolgen, dass eine Fettrestriktion vermieden werden kann. Auch sollte eine Kost mit hohem Anteil pflanzlicher Fasern vermieden werden. Die Ernährung sollte in häufigen kleinen, energiereichen Portionen erfolgen. Eine Substitution von Nahrungsstoffen (wie z. B. durch MCT, mittelkettige Triglyceride) wird erst empfohlen, wenn eine die Diät ergänzende optimierte PERT unzureichend ist. Ein Vitaminmangel, vor allem ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen, sollte nach Erfolg (Kontrollen) ausgeglichen werden.

Eine Osteoporosekontrolle und -prophylaxe sowie eine Kontrolle und Behandlung eines möglichen Prädiabetes und Diabetes sollten in den Therapieplan einbezogen werden. 3


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Verweise

Referenzen

  1. Dig Dis. 2020;38(1):53-68. DOI: 10.1159/000501675. Epub 2019 Aug 16. PMID: 31422398; PMCID: PMC6979421.[]
  2. Best Pract Res Clin Gastroenterol. 2010 Jun;24(3):337-47. DOI: 10.1016/j.bpg.2010.03.006. PMID: 20510833.[]
  3. United European Gastroenterol J. 2017 Mar;5(2):153-199. DOI: 10.1177/2050640616684695. Epub 2017 Jan 16. PMID: 28344786; PMCID: PMC5349368.[][]
  4. J Clin Med. 2021 Jun 21;10(12):2737. DOI: 10.3390/jcm10122737. PMID: 34205772; PMCID: PMC8233716.[]