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Hauptkomplikationen
Die Komplikationen der Leberzirrhose sind wegen der zentralen Funktionen der Leber vielfältig. Betroffen sind die Leistung der Leber selbst inklusive der Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktionen und der Gallebildung, sowie die Leistungsfähigkeit aller innerer Organe und des Immunsystems. Die Komplikationen können lebensbedrohlich verlaufen.
- Portale Hypertension (Pfortaderhochdruck): Erhöhung des Blutdrucks im Pfortaderstromgebiet (Folge der Widerstandserhöhung in der Leber) mit Gefahr einer Ösophagusvarizenblutung (Blutung aus Krampfadern der Speiseröhre, s. o.),
- Pfortaderthrombose: Verschluss der Pfortader bei starker Verlangsamung des Blutflusses,
- Blutstau vor der Leber bis in den Darm hinein, mit der Folge u. a. von vermehrtem Meteorismus und einer verschlechterten und unzuverlässigen Resorption von Medikamenten,
- Aszites: Bauchwassersucht durch Pfortaderhochdruck und Mangel an Albumin im Blut (Hypalbuminämie),
- Hepatorenales Syndrom: Abnahme der Nierenfunktion, zunehmende Niereninsuffizienz bis hin zum völligen Nierenversagen. Die Leber ist vielfältig mit der Nierenfunktion verknüpft (siehe hier).
- Hepatopulmonales Syndrom: Hochdruck im Lungenkreislauf mit Abnahme der Lungenfunktion und Rechtsherzbelastung,
- Hepatozelluläres Karzinom: Leberkrebs; das Risiko ist besonders hoch, wenn eine Virushepatitis oder eine Hämochromatose zur Leberzirrhose geführt hat,
- Hypotonie durch Veränderung des RAAS (Blutdruckregelsystem) bei Leberzirrhose,
- Hepatische Enzephalopathie (Funktionsstörung des Gehirns, s. u.),
- Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen) mit erhöhter Blutungsbereitschaft,
- Mangel an Gerinnungsfaktoren mit erhöhter Blutungsbereitschaft.
→ Zur Leberzirrhose siehe hier.
Stoffwechselstörungen
Durch eine Leberzirrhose können eingreifende Stoffwechselstörungen zustande kommen:
- pH-Störungen, insbesondere metabolische Alkalose,
- Elektrolytstörungen (Hyponatriämie, Hypokaliämie),
- Mangel an Spurenelementen (Mg, Zn),
- Mangel an Vitaminen, wie Vitamin A, Vitamin D, Vitamin K, Vitamin E, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin C, Nikotinsäure und Folsäure,
- Störungen des Proteinstoffwechsels durch Einschränkung der Proteinsynthese (Hypalbuminämie (siehe auch unter Albumin), Gerinnungsfaktoren, Cholinesterase),
- Mangelernährung mit den Folgen von Muskelabbau, Abmagerung und Untergewicht,
- Störung des Kohlenhydratstoffwechsels: hepatogener Diabetes mellitus,
- Störung des Fettstoffwechsels, auch bedingt durch mangelnde Synthese von Apolipoproteinen.
Infektionen
Die Leberzirrhose prädisponiert zu Infektionen. Es treten gehäuft auf:
- Spontane bakterielle Peritonitis (SBP bei Aszites),
- gehäufte pulmonale Infektionen,
- gehäufte Harnwegsinfekte.
Prädisponierend für Infektionen ist ein niedriger Albuminspiegel im Blut. Auch Entzündungsmediatoren, die wie das CRP aus der Leber stammen, können mangeln.
In Fällen gehäufter Infektionen bei niedrigem Albuminspiegel (Hypalbuminämie) im Rahmen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose mit wiederholten spontan bakteriellen Peritonitiden kommt eine Langzeitantibiose, beispielsweise mit Norfloxacin, mit Überdeckung grampositiver Bakterien infrage. (1)Acta Gastroenterol Belg. 2021 Apr-Jun;84(2):333-342. doi: 10.51821/84.2.333
Gastrointestinale Blutung
Bei Leberzirrhose mit portaler Hypertension kommt es gehäuft zu gefährlichen Blutungskomplikationen aus dem Magendarmtrakt (Gastrointestinaltrakt). Mögliche Ursachen von Bluterbrechen sind Ösophagus, Magenfundusvarizenblutung, eine portalhypertensive Gastropathie, eine Blutung aus ektopen Varizen im Gastrointestinaltrakt (Blutung aus Ösophagusvarizen, Fundusvarizen) oder im Rektum, Mallory-Weiss-Blutung.
→ Zur portalen Hypertension und ihren Blutungskomplikationen siehe hier.
Störung der Gehirnfunktion
Jede hochgradige Leberzirrhose bedeutet ein Risiko für eine Hirnleistungsstörung. Ist die Stoffwechselleistung im Protein- und Aminosäureabbau bereits grenzwertig niedrig, kann eine eiweißreiche Kost und vor allem jede große gastrointestinale Blutung birgt die Gefahr der Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie stark erhöhen.
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Verweise
Patienteninformationen
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Literatur