Diagnostik der Hämochromatose

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Die Diagnostik der Hämochromatose stützt sich auf erhöhte Werte für Eisen, Ferritin und die Transferrinsättigung im Blut. Die Diagnose wird gesichert durch Nachweis einer Eisenakkumulation mit typischer Verteilung von Eisen in der Leberhistologie sowie den Nachweis des HFE-Gens, wobei jedoch ein negativer Befund die Hämochromatose nicht ausschließt. Die Diagnostik umfasst zudem die möglichen Folgen und Komplikationen einer Hämochromatose wie die Untersuchungen auf eine Leberzirrhose, Leberkrebs, einen Diabetes mellitus, Gelenkveränderungen und eine Herzbeteiligung (Kardiomyopathie) mit Herzrhythmusstörungen.

→ Zur Entstehung der Hämochromatose siehe hier.


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Laboruntersuchungen

  • Eisen i.S. erhöht (unzuverlässig, da in Frühstadien noch annähernd normal).
  • Transferrinsättigung: bei Werten über 45% sollte an eine Hämochromatose gedacht werden, >60% starker Verdacht auf Hämochromatose; >70% Diagnose praktisch gesichert.
  • Ferritin i. S. erhöht. Eine schwache Erhöhung ist diagnostisch unzuverlässig, da Ferritin auch bei Entzündungen und einigen Tumoren erhöht ist oder bei einer  Leberinsuffizienz mit Syntheseleistungsschwäche erniedrigt ist. Aber als Verlaufsparameter bei gesicherter Hämochromatose ist der Parameter wertvoll.
  • Leberwerte: Sie können trotz bestehender Zirrhose normal sein. Zur Abklärung einer zufällig entdeckten Leberzirrhose (z. B. durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums) gehört immer auch eine Untersuchung der Parameter des Eisenstoffwechsels.
  • Bei einer Eisenüberladung der Leber sollte immer auch an die Möglichkeit einer Porphyrie (z. B. Porphyria cutanea tarda) gedacht und Porphyrine und D-ALA (Delta-Aminolaevolinsäure) im Urin bestimmt werden.

Bestimmung des Eisengehalts in der Leber

Direkte Eisenbestimmung

Bestimmung aus einer Lebergewebsprobe (früher Goldstandard)

Die Leberbiopsie wird sonographisch gestützt, bei Verdacht auf eine Leberzirrhose häufig auch unter laparoskopischer Sicht (gleichzeitige Tumorsuche) durchgeführt und der hepatische Eisengehalt laborchemisch bestimmt.

  • hepatischer Eisenindex = Eisen-Gehalt der Leber in µmol/kg Trockengewicht/Lebensalter
  • Bewertung: Index >2 spricht für idiopathische Hämochromatose; Index <1,4 spricht für eine erworbene Hämochromatose.

Indirekte Eisenbestimmung

Sie erfolgt durch CT oder MRT:

Computertomographie: Die Höhe der Hounsfield-Einheiten stellt ein Maß für die Eisenkonzentration in der Leber dar (Methode zur Therapiekontrolle).

Magnetresonanztomographie: Vorteil keine Strahlenbelastung, hohe Aussagekraft.  Heute wird eine MRT-Untersuchung (z. B. R2-Ferriscan) favorisiert, die bereits vor der ersten Therapiemaßnahme durchgeführt werden sollte. Das Ergebnis dient zur Verlaufskontrolle des Eisengehalts der Leber und des Herzens. Der Eisengehalt der Leber ist proportional zum Gesamteisengehalt des Körpers. (1)Diagnostics (Basel). 2020 Sep 29;10(10):E768. doi: 10.3390/diagnostics10100768. PMID: 33003498; … Continue reading (2)Radiographics. 2018 Mar-Apr;38(2):392-412. doi: 10.1148/rg.2018170079. PMID: 29528818.

Histologie

Eisenfärbung: Nachweis von Eisenablagerungen in Leberparenchymzellen, Gallengangsepithelien und Kupfferschen Sternzellen.

Molekularbiologische Diagnostik

Die moderne Diagnostik der Hämochromatose benötigt heute nicht mehr ausschließlich die Biopsie, sondern stützt sich wesentlich auf den molekulargenetischen Nachweis der C282Y-Punktmutation bzw. auf einen laborchemischen Befund einer erhöhten Transferrinsättigung plus eines erhöhten Ferritinspiegels im Blut plus einem Eisennachweis in der Leber durch Magnetresonanztomographie.

Das Hämochromatosegen HFE wurde 1996 auf Chromosom 6 (Punktmutation C282Y) lokalisiert. Das Genprodukt ist das HFE-Protein, ein MHC-Klasse I-Protein, dessen Beitrag zum Eisenstoffwechsel noch kaum bekannt ist. Bekannt ist, dass es einen Komplex mit dem Transferrinrezeptor bildet. Meist liegt eine homozygote C282Y-Punktmutation vor, bei 5% eine heterozygote C282Y-Punktmutation und zusätzlich die Mutation H63D.

Sowohl eine Homozygotie von C282Y als auch eine Heterozygotie von C282Y + von H63D (“Compound-Heterozygotie”) können zu einer manifesten Hämochromatose führen. Da etwa 10% aller bioptisch gesicherten Hämochromatosepatienten diese Mutationen nicht aufweisen, werden auch andere Gendefekte vermutet. Wenn also bei klinischem Verdacht auf eine Hämochromatose eine C282Y-Mutation nicht gefunden wird, sollte eine Eisenbestimmung über MRT oder- wie bisher – eine Leberbiopsie erfolgen mit Nachweis des Eisengehalts und Überprüfung der typischen Eisenverteilung in Hepatozyten und biliären Epithelzellen. Eine Beteiligung des RES spricht für eine sekundäre Eisenüberladung.

Indikationen für die Genotypisierung: Eine Genotypisierung sollte bei Verwandten ersten Grades von einem Patienten mit Hämochromatose erfolgen. Ob eine alleinige erhöhte Transferrinsättigung schon als eine Indikation angesehen werden soll, ist umstritten; im Zusammenhang mit einem stark erhöhten Ferritin jedoch sollte eine weitere Diagnostik durchgeführt werden. Denn bei asymptomatischen Genträgern wird heute empfohlen frühzeitig eine Aderlasstherapie zur Normalisierung der Eisenlast des Körpers zu beginnen, speziell bei der jugendlichen Hämochromatose. (3)Juvenile Hemochromatosis. 2005 Feb 17 [updated 2020 Jan 9]. In: Adam MP, Ardinger HH, Pagon RA, … Continue reading


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


Literatur[+]