Metformin gehört zu den oralen Antidiabetika und ist das einzige noch zugelassene Präparat aus der Gruppe der Biguanide. Die anderen Präparate dieser Gruppe sind wegen der Gefahr einer Laktatazidose nicht mehr im Handel. Metformin gehört zu den ersten Präparaten für die therapeutische Grundeinstellung bei der Behandlung der noch nicht insulinpflichtigen Zuckerkrankheit.
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Metformin ist ein Medikament zur Verbesserung des Zuckerstoffwechsels älterer und übergewichtiger Menschen. Es vermag die Entstehung einer Zuckerkrankheit bei Gefährdeten (mit krankhaftem Glukosetoleranztest) hinauszuschieben.
Metformin wird nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch zur Behandlung der Zuckerkrankheit verwendet. Es ist allerdings auf eine noch vorhandene körpereigene Insulinproduktion angewiesen. Es fördert die Insulinwirkung und damit die Verwertbarkeit des Blutzuckers in den Körperzellen. Die Verträglichkeit ist im allgemeinen gut. Ein positiver Aspekt ist die tendenzielle Gewichtsabnahme. Unter der Behandlung kommt es i. d. R. nicht (wie bei einer Insulin-Therapie) zu einer Gewichtszunahme. Nebenwirkungen wie Durchfall oder eine Stoffwechselentgleisung mit Milchsäurebildung (Laktatazidose) sind selten. → Zuckerkrankheit – einfach erklärt |
Wirkungen
Metformin steigert die Insulin-abhängige Glukoseverwertung in den peripheren Zellen und benötigt daher Insulin für seine Wirkung. Es vermag bei Patienten mit eingeschränkter Glukosetoleranz das Diabetesrisiko deutlich zu senken 1. Bei einer Zuckerkrankheit führt es nicht (wie beispielsweise Insulin) zu einer unerwünschten Gewichtszunahme, sondern senkt eher das Gewicht. (Dies geschieht über eine negative Beeinflussung der Atmungskette und eine Verringerung der ATP-Produktion 2).
Metformin reduziert die Degeneration von Bandscheiben. Beim Diabetes kommt es zu einem allmählichen Abbau von Proteoglykanen und Wasserverlust im Nucleus pulposus (NP), was zu Schmerzen im unteren Rückenbereich führt. Metformin beeinflusst die Autophagie und die Alterung der Bandscheiben günstig und unterdrückt die Entzündung der in ihnen befindlichen Zellen, ws die Bandscheibendegeneration verzögert 3.
Metformin verlangsamt bei Affen den Alterungsprozess des Körpers und besonders auch des Gehirns. Es übt eine erhebliche neuroprotektive Wirkung aus und verbessert die kognitiven Fähigkeiten 4. Studien sollen zeigen, ob Metformin einen präventiven Langzeiteffekt bezüglich der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz aufweist 5.
Nebenwirkungen
Laktatazidose: Biguanide können zu einer Laktatazidose führen. Auch Metformin kann dies, allerdings in nur in seltenen Fällen, tun: Es beeinflusst den Ablauf der Atmungskette negativ und kann insbesondere dann, wenn auch andere Hypoxie-fördernde Faktoren vorliegen, einen ATP-Mangel hervorrufen und so kompensatorisch den anaeroben Glukoseabbau fördern, was wiederum einen gesteigerten Anfall von Laktat bewirkt. Metformin sollte daher bei Erkrankungen der Lunge und des Herzens mit Lungenstauung nicht oder nur mit Vorsicht gegeben werden.
ATP-Mangel: Der durch Biguanide hervorgerufene ATP-Mangel führt zu einer ungenügenden resorptiven Darmtätigkeit, wodurch sich die Neigung zur Diarrhö als Nebenwirkung erklärt.
B12-Mangel: Zusammen mit einer therapeutischen Säureblockade des Magens (z. B. durch PPI, Protonenpumpenblocker) kann Metformin laut Beobachtungsstudien zu einem verstärkten Vitamin-B12-Mangel führen 6. Das ist insofern von Interesse, als Diabeteskranke häufig unter einer Neuropathie leiden, die aber differenzialdiagnostisch nun von einem neuropathischen Schaden durch einen B12-Mangel unterschieden werden muss. Das unterstreicht, dass bei geplanter und begonnener Metformintherapie der B12-Spiegel überprüft werden sollte und ggf. eine Vitamin B12-Substitution durchzuführen ist 7.
→ Zu den gruppenspezifischen Nebenwirkungen der Biguanide siehe hier.
Pharmakokinetik
Metformin wird unverändert durch die Nieren ausgeschieden; die Halbwertszeit liegt bei 3 Stunden. Bei Niereninsuffizienz muss die Wirkung auf den Blutzucker bzw. die Indikation zur Medikation gut überprüft werden.
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Verweise
Referenzen
- NEJM 2002; 346: 393-403[↩]
- Endocr Rev. 2021 Jan 28;42(1):77-96. doi: 10.1210/endrev/bnaa023[↩]
- Int J Mol Med. 2024 Aug;54(2):71. doi: 10.3892/ijmm.2024.5395[↩]
- Cell. 2024 Oct 31;187(22):6358-6378.e29. doi: 10.1016/j.cell.2024.08.021[↩]
- J Alzheimers Dis. 2024;101(s1):S345-S356. doi: 10.3233/JAD-240495[↩]
- Diabetes Care. 2012 Dec; 35(12):e84.[↩]
- Clin Diabetes. 2015 Apr;33(2):90-5. doi: 10.2337/diaclin.33.2.90[↩]