Eine Herzinfarkt-Therapie hat akute und langfristige Ziele. Zunächst ist die Wiederherstellung des Blutflusses in den Herzkranzgefäßen und somit die Reperfusion des Herzmuskels erforderlich. Dies muss so schnell wie möglich geschehen, um einer irreversiblen Schädigung des Herzmuskels vorzubeugen oder den Infarktbezirk möglichst klein zu halten. Die Therapeutischen Maßnahmen sollten deshalb innerhalb der ersten 2 Stunden nach Auftreten der Symptome eingeleitet werden. Danach gilt es, die Leistungsfähigkeit des Herzens und des Körpers zu stärken und zu stabilisieren und einem neuerlichen Herzinfarkt vorzubeugen.
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Inhaltsverzeichnis
Notfall-Maßnahmen bei Erstkontakt mit Herzinfarkt-Patienten
- Überwachung wegen Komplikationsmöglichkeiten (z. B. Kammerflimmern, Herzwandruptur, Mitralsegelabriss).
- Vorlastsenkung durch Nitrate (bei ausreichendem Blutdruck), keine chronische Gabe von Nitraten wegen des Verdachts auf eine Endothelschädigung,
- Sedierung und Analgesie (Diazepam und ggf. Morphin + Antiemetikum),
- Antikoagulation: Thrombembolieprophylaxe mit Heparin, Thrombotytenaggregationshemmung durch ASS (auch bei Thrombolysetherapie) und/oder Gp3A-Antagonisten, Clopidogrel.
- Defibrillationsmöglichkeiten parat halten!
Cave: keine i.m. Spritze! (verbietet Lyse-Therapie)
Mehr zu den Notfallmaßnahmen beim akuten Herzinfarkt siehe hier.
Herzinfarkt-Therapie durch Herzkatheter-Techniken
Die Reperfusion des verschlossenen Gefäßes gelingt häufig durch Kathetertechniken bei der Koronarangiographie. Der verschlossene Ast der Koronararterien wird durch Kontrastmittelinjektion identifiziert, durch Koronarangioplastie wieder durchgängig gemacht und durch einen Stent stabilisiert.
Falls im Zeitfenster von 2 Stunden kein Katheterlabor in Reichweite ist, sollte die Lysetherapie diskutiert werden. Später wird keine entscheidende Verbesserung des Infarktareals mehr erreicht. Die Reperfusion per Katheterintervention sollte aber dennoch erfolgen, da es die längerfristige Mortalitätsrate senkt.
Interventionsbeginn | 1-Jahres-Mortalität |
< 30 min | ca. 3% |
30-60 min | ca. 6% |
60-90 min | ca. 9% |
Mehr zur Herzinfarkt-Therapie siehe hier.
Sekundärprophylaxe des Herzinfarkts
Die Therapie im weiteren Verlauf sollte folgende Aspekte beinhalten:
- In der Regel wird eine Gerinnungshemmung durch Thrombozytenaggregationshemmer eingeleitet, die lebenslang fortgeführt werden sollte. Anfangs wird meist Clopidogrel und ASS eingesetzt, nach 1/2 Jahr wird die Medikation oft je nach Risiko auf ASS reduziert.
- CSE-Hemmer gehören bei der meist vorliegenden Hyperlipidämie ebenfalls zur Dauertherapie, zumal sie auch eine entzündungshemmende und Plaque-stabilisierende Wirkung entfalten sollen. Lipoprotein(a) sollte kontrolliert werden, um ein Restrisiko für arteriosklerotische und koronare Komplikationen auch in dem Fall erkennen zu können, in dem die Cholesterinwerte im Blut gut gesenkt werden können.
- Beta-Blocker in kleiner Dosierung werden meist angewandt, um das Herz vor Stressreaktionen zu schützen.
- Bei Hypertonie kommen z. B. ACE-Hemmer in Betracht, bei Ödemen auch Diuretika.
- Ein evtl. vorhandener Diabetes mellitus sollte bezüglich Blutzucker, Urinzucker und HbA1c sehr gut eingestellt werden; die diätetischen Maßgaben sind unbedingt zu beachten.
- Es sollte der Lebensstil überprüft und ggf. drastisch geändert werden: Rauchen aufhören, kleine verteilte ballaststoffreiche Mahlzeiten, viel körperliche Bewegung, Stresskontrolle.
In den ersten Wochen nach einem frischen Herzinfarkt sollte die Frage einer Anschlussheilbehandlung geprüft werden; sie hat zum Ziel, sich zu regenerieren, die Notwendigkeit einer Lebensumstellung bewusst zu machen, Koronartraining unter Kontrolle zu beginnen und insgesamt sich körperlich mehr zu bewegen, die Leistungsfähigkeit auszuloten, Stressvermeidung und Stressbewältigung einzuüben und sich diätetisch auf fettarme und ballststoffreiche Kost, ggf Reduktionskost umzustellen.
Neue Entwicklungen:
- Der Entzündungshemmer Canakinumab, ein monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-1ß, senkt das Risiko von Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben und erhöhte Entzündungsparameter aufwiesen (hochsensitives CRP über 2 mg/l), einen neuerlichen Herzinfarkt zu erleiden, signifikant (um 17%). In der Studie wird jedoch auch von einer erhöhten Rate an Infektionsnebenwirkungen berichtet. (1)N Engl J Med. 2017 Sep 21;377(12):1119-1131. doi: 10.1056/NEJMoa1707914
- Effekt von Aldosteronantagonisten: Eine Metaanalyse von Studien, die den Effekt des Aldosteron-Antagonisten Spironolacton geprüft hat, kommt zum Ergebnis, dass es bei Patienten mit STEMI (ST_Hebungsinfarkt) und einer LVEF (linsventrikuläre Ejektionsfraktion) über 40% zu einem kleinen, aber signifikanten Anstieg der Herzleistung von 1,58% und vor allem zu einer Senkung der Mortalität (2,4% vs. 3,0% unter Placebo) führt. (2)JAMA Intern Med. 2018;178(7):913-920. doi:10.1001/jamainternmed.2018.0850
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Verweise
- Herzinfarkt-Hauptblatt
- Koronarangiographie
- Herzrhythmusstörungen
- Antikoagulation
- Lebensstil
- Wie viel körperliche Bewegung nötig ist
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur