Lipoprotein-a

Veröffentlicht von

Allgemeines

Lipoprotein-a (Lipoprotein(a), Lp(a)) ist eine besondere Form des Low-Density-Lipoproteins (LDL), welches zusätzlich Apolipoprotein(a) enthält. Erhöhte Werte sind mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen einer Arteriosklerose verbunden. Es ist ein bedeutender kardiovaskulärer Risikofaktor. Daher wird bei einer frühzeitigen Komplikation einer Arteriosklerose nach dem Vorliegen eines erhöhten Lp(a)-Werts gesucht. 1

Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Lipoprotein-a (Lp(a)) ist ein wichtiger Labormarker für Komplikationen der Arteriosklerose. Es wird bei frühzeitigem Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerwiegender Durchblutungsstörung der Beine bestimmt.

Auch wenn erhöhte Cholesterinwerte im Blut durch Diät und Statine gut gesenkt werden, können Lp(a)-Werte erhöht bleiben und das Risiko für diese Komplikationen erhöht halten.

Die Behandlung beinhaltet die herkömmlichen Cholesterinsenker; eine Reduktion des Cholesterinnachschubs bewirken sie jedoch nicht. Neue Therapieansätze zielen auf die Funktionalität des PCSK9-Gens.

Blutfette – Lipoproteine
LDL
Hypercholesterinämie

Allgemeines

Lipoprotein(a) ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Molekül Apolipoprotein B100 (apoB) über eine Disulfidbindung an ein Apolipoprotein(a) gebunden ist. 1

Die physiologische Rolle von Lipoprotein-a ist nicht geklärt. Eine Hypothese besagt, dass es einen evolutionären Vorteil durch günstige Beeinflussung einer Wundheilung gehabt haben könnte. 2 Ein Nachteil durch sehr niedrige Werte ist nicht bekannt. 3

Ein erhöhter Plasma-Lp(a)-Wert ist genetisch bedingt. Eine Hauptrolle spielt eine „gain of function“-Mutation im PCSK9-Gen. 4

Lp(a) ist ebenso oxidierbar wie LDL und führt in dieser Form zu einer starken Bildung von oxidierten Phospholipiden, die entzündungsfördernd und proatherogen wirken. Es ist damit ein Risikofaktor für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 5

Der Nachweis von Lp(a) ist mit einem erhöhten Thromboserisiko verbunden. Als Ursache wird vermutet, dass sein Apolipoprotein in einer bestimmten Molekülregion ähnlich wie Plasminogen aufgebaut ist, welches Gerinnsel auflöst. Lp(a) könnte dadurch auf diese Weise die Plasminogenwirkung hemmen und so die Bildung von Blutgerinnseln fördern. 5

Oberer Grenzwert

Für Männer und Frauen werden als obere Grenze meist 30 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gewertet.

Erhöhte Werte

Erhöhte Lp(a)-Werte finden sich bei Fettstoffwechselstörungen, insbesondere im Rahmen des Diabetes mellitus, speziell der diabetischen Nephropathie, und der Hypothyreose. Stark erhöhte Werte sind genetisch verursacht.

Erniedrigte Werte

Sehr niedrige Lp-a-Werte sind eher selten. Sie können auf einen genetischen Defekt hindeuten. Eine Östrogentherapie und eine Hyperthyreose ist oft mit niedrigen Werten verbunden.

Bedeutung erhöhter Lipoprotein-a-Werte

Lp(a) ist ein Marker für ein erhöhtes Risiko arteriosklerotischer Komplikationen, da es einerseits die Arteriosklerose und andererseits auch die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) fördert. 6 7. Nach einer Auswertung von 3 Studien an insgesamt 6762 Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit war Lp(a) signifikant mit kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Symptomen einer peripherer arterieller Verschlusskrankheit assoziiert. 8

Indikationen zur Lp(a)-Bestimmung

Es wird empfohlen, Lipoprotein(a) unter folgenden Bedingungen zu bestimmen 9:

  • positive Familiengeschichte bezüglich frühzeitigem Herzinfarkt oder Schlaganfall,
  • familiäre Hypercholesterinämie,
  • wiederholte kardiovaskuläre Ereignisse,
  • unzureichende LDL-senkende Wirkung von Statinen.

Therapie erhöhter Lipoprotein-a-Werte

Die Senkung eines erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegels erfolgt auf dem Boden einer Diät und durch Statine. Allerdings können die Lp(a)-Werte im Blut erhöht bleiben. Erhöhte Lp(a)-Spiegel sind bei Patienten mit bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden, unabhängig vom LDL-Cholesterin. 10

LDL-Cholesterin-Senkung bei erhöhtem Lp(a)

Laut einer in den Mayo Clinic Proceedings 2013 veröffentlichten Empfehlung 9 kann bei erhöhtem Risiko arteriosklerotischer Komplikationen und erhöhtem Lp-a folgendermaßen vorgegangen werden:

Wenn

  • ein Patient eine Indikation zur Lp(a)-Bestimmung aufweist (s. o.),
  • der Rest-LDL-C-Wert unter Statin-Therapie zwischen 70 und 100 mg/dl liegt und
  • der Lp(a)-Wert 30 mg/dl übersteigt,

dann sollte zusätzlich Niacin (bis zu 2 g/Tag) in die therapeutischen Überlegungen einbezogen werden.

Wenn trotz dieser Therapie die koronare Herzkrankheit (KHK) fortschreitet oder LDL-Werte 160 mg/dl überschreiten, so sollte eine LDL-Apherese überlegt werden.

Perspektive

PCSK9-Inhibitoren (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin 9), wie Evolocumab, senken die Lp(a)-Konzentration im Plasma deutlich. Dazu siehe hier.


→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes.
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.


Verweise

Referenzen

  1. Ann Clin Biochem. 2021 Jan;58(1):16-21. doi: 10.1177/0004563220968473[][]
  2. Herz. 2006 Apr;31(2):144-52.[]
  3. QJM. 2000 Feb;93(2):75-84.[]
  4. Circ J. 2016;80(2):512-8. doi: 10.1253/circj.CJ-15-0999.[]
  5. J Lipid Res. 2016 Nov;57(11):1953-1975.[][]
  6. Dis Markers. 2013;35(5):551-559[]
  7. Circulation. 2019 Mar 19;139(12):1483-1492[]
  8. J Am Coll Cardiol. 2013 Oct 10. pii: S0735-1097(13)05590-3. doi: 10.1016/j.jacc.2013.09.042. [Epub ahead of print][]
  9. Mayo Clin Proc. 2013 Nov;88(11):1294-311[][]
  10. Circulation. 2014 Feb 11;129(6):635-42. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.113.004406. []