Hepatitis C – einfach erklärt

Die Hepatitis C ist eine Leberentzündung durch das Hepatitis-C-Virus (abgekürzt HCV). Sie verlauft, anders als die Hepatitis B, häufig von vorneherein langwierig (chronisch) und heilt auch sehr viel seltener aus. Der chronische Verlauf mündet in einem beträchtlichen Prozentsatz in einer Narbenleber (Leberzirrhose) mit dem Risiko von Komplikationen, wie Bauchwassersucht (Aszites), Blutungen aus der Speiseröhre (Ösophagusvarizenblutung), Leberversagen (akute Leberdystrophie) oder Leberkrebs.

Leberentzündung
Leberzirrhose

Wie die Hepatitis C übertragen wird

Die Hepatitis C wird über folgende Wege erworben:

Am Häufigsten

  • i.v. Drogenkonsum (40 % der Hepatitis-C-Patienten),
  • Nadelstichverletzungen: Risiko bei viruspositivem Blut: 2 – 3 %,
  • Dialyse (Blutwäsche durch eine künstliche Niere),
  • Homosexualität bei Männern (mit analen verletzungsträchtigen Sexualpraktiken)

Seltener

  • Tätowierungen, Piercing etc.
  • sexuelle Übertragung: Risiko gering, Kondome als Schutz in stabiler Partnerschaft nicht unbedingt erforderlich, aber sicherheitshalber dennoch zu empfehlen

Sehr selten

  • über Blut oder Blutprodukte.
  • über einen HCV-infizierten Operateur. Eine Berufseinschränkung für Operateure und Zahnärzte ist nicht zwingend erforderlich. Dennoch werden sich Operateure Gedanken darüber machen, ob sie in ihrem Tätigkeitsfeld (z. B. große offene Bauchoperationen) für Patienten ein erhöhtes Risiko darstellen. Dies hängt u. a. von ihrer Infektiosität („Viruslast“) ab. Bei Spiegelungsoperationen (laparoskopische Operationen, z. B. Bauchspiegelungsoperationen) ist das Übertragungsrisiko praktisch auf „nicht erfassbar“ gesenkt. Zudem gibt es inzwischen sehr wirkungsvolle Therapiemöglichkeiten, sodass Operateure, die sich früher einmal infiziert hatten, heute in der Praxis kaum noch infektiös sind.

Unbekannt

  • Tränen, Speichel, Schweiß: die Übertragungswahrscheinlichkeit über diese Wege scheint sehr gering zu sein.

Wie hoch das Infektionsrisiko für das Kind ist

Das Infektionsrisiko während der Schwangerschaft, intrauterin oder während der Geburt (perinatal) ist gering. Es liegt bei etwa 5 %, bei niedriger mütterlichen Viruslast (Virusload) deutlich geringer. Bei einem Kaiserschnitt ist es sehr gering. Eine Infektion über die Muttermilch gilt als unwahrscheinlich.

Auf eine Schwangerschaft und auf das Stillen brauchen HCV-infizierte Frauen in der Regel nicht zu verzichten. Jedoch sollte keine Therapie durchgeführt werden!

Wie die Hepatitis C verläuft

Der Verlauf einer neu erworbenen Hepatitis C ist in 80 % chronisch. Etwa 20 % davon gehen innerhalb von 20 Jahren in eine Narbenleber (Leberzirrhose) über. Davon entwickeln 2 – 5 % pro Jahr Leberkrebs!

Wonach richtet sich die Prognose?

Wenn folgende Laborwerte gefunden werden, ist mit einem schlechteren Verlauf zu rechnen:

  • Eine über 3-fache Erhöhung der Transaminasen bedeutet eine erhöhte Entzündungsaktivität im Lebergewebe.
  • Wenn Eisen (auch von Ferritin) im Blut erhöht ist, bedeutet dies ebenfalls eine schlechtere Prognose mit rascherem Fortschreiten in Richtung Narbenbildung der Leber (Leberfibrose, Leberzirrhose) und einer erhöhtem Risiko für einen Leberkrebs.
  • Wenn Alpha-Fetoprotein (AFP) einen erhöhten Basalspiegel zeigt, muss ebenfalls it einem beschleunigten Verlauf gerechnet werden.

Welche Komplikationen können vorkommen?

Im Verlauf einer Hepatitis C findet man gehäuft Begleiterkrankungen, die den Verlauf komplizieren und eine Erschwerung der Therapie darstellen. Dazu gehören
autoimmune und rheumatische Krankheiten, Entzündungen kleiner Blutgefäße (Vaskulitis), Gelenkerkrankungen (Arthritis), Veränderungen des Blutbilds, eine Überfunktion der Schilddrüse und eine Verschlechterung der Fließeigenschaft des Bluts bei Kälte (Kryoglobulinämie). Auch eine Depression und minimale Veränderung der Gehirnfunktion (minimale zerebrale Dysfunktion) können auftreten.

Wissenswertes zur Therapie

Bisher galt: Nicht jede Hepatitis C muss behandelt werden. Wenn jedoch abgeschätzt werden kann, dass der Verlauf fortschreitend sein wird (s. o.), und wenn vom Alter her noch genügend Lebenszeit zu erwarten ist, was individuell sehr unterschiedlich zu bewerten sein kann, dann kommt eine Therapie in Betracht.

Mit den neuen direkt antiviral wirkenden und gut verträglichen Medikamenten (DAA) weiten sich die Indikationen aus: nun werden praktisch alle Hepatitis-C-Infektionen bezüglich einer Therapie zu prüfen sein! Selbst eine HCV-bedingte Leberzirrhose, sofern sie nicht dekompensiert ist, kommt für eine Therapie infrage (siehe hier).

Welche Therapieziele verfolgt werden

  • Mit den neuen, direkt antiviral wirkenden Medikamenten besteht eine hohe Chance, eine dauerhafte Elimination des Hepatitis-C-Virus zu erzielen. Das Ziel einer Ausheilung der chronischen Hepatitis ist erreichbar (siehe hier).
  • Durch eine Therapie kann auch bei nicht völliger Ausheilung das Risiko einer Leberzirrhose und von Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC) verringert werden.
  • Allerdings ist es fraglich, ob bei schwachem Ansprechen ohne HCV-Eradikation eine Verlangsamung der Krankheitsprogression und die Verhinderung einer HCC-Entwicklung möglich ist. Daher wird das Ansprechen der Therapie auch über Bestimmung der Viruslast kontrolliert.

Die Prinzipien einer Behandlung

Die Bekämpfung der HCV-Infektion beruhte bisher auf zwei Pfeilern:

  • Stimulierung der körpereigenen Abwehr: Dazu dient Interferon, z. B. PEG-Interferon (Immunmodulator) INF-alpha2a (Pegasys®): 180 µg INF-alpha2b oder (PegIntron®): 0,5 – 1 mcg/kg KG/Wo oder 1,5 µg/kg zusammen mit Ribavirin je für 12 Wo plus Unterdrückung der Virusreplikation (z. B. durch Ribavirin).
  • Hemmung der Virusreplikation  durch DAA’s: Die neuen Substanzen wirken direkt antiviral (direct acting antivirals, DAA’s). Sie sind mit PEG-Interferon und untereinander kombinierbar. Neue Therapieregime können auf das nebenwirkungsreiche PEG-Interferon verzichten.

Eine Behandlung von Hepatitis-C-assoziierten Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Unlust, Übelkeit und Symptomen einer Leberzirrhose gehört zur Behandlung der Hepatitis C hinzu, ebenso wie eine gute psychologische Führung.

HCV plus HBV- oder HIV-Infektion: Eine besondere, sehr komplexe Therapie-Situation kann durch gleichzeitige Infektion mit Hepatitis B oder mit HIV entstehen sowie eine gleichzeitig bestehende Autoimmunkrankheit. Bei einer HIV-Infektion / AIDS ist eine PEG-Interferon-basierte Therapie erst bei über 400 CD4-Zellen/ml erfolgversprechend. Bei schwierigen Behandlungssituationen sollte ein Leberspezialist hinzugezogen werden.

Chancen einer PEG-Interferon-basierten Therapie

  • Das Hepatitis-C-Virus tritt in verschiedenen genetischen Typen auf (Genotyp 1-6, jeweils mit Untertypen). Die Genotypen 1 und 4 sind für den Therapieerfolg eher ungünstig, die anderen Genotypen haben eine günstigere Prognose.
  • Ein Alter über 40 Jahre verschlechtert die Chance eines guten Ansprechens,
  • männliches Geschlecht bedeutet eine etwas geringere Erfolgsrate für eine Therapie als weibliches Geschlecht,
  • Wenn bei Therapiebeginn bereits eine Vernarbung (fortgeschrittene Fibrose) der Leber besteht, ist das Ansprechen ebenfalls eingeschränkt. Bei einer Leberzirrhose kann die Erfolgschance aber immerhin noch bis zu 30 % betragen, weshalb man auch dann noch eine Therapie anbieten kann.
  • Wenn ein Patient sich nicht genau nach den Anweisungen verhält (schlechte Compliance), hat dies einen großen Einfluss auf den Therapieerfolg. Patienten mit Hepatitis C sollten keinen Alkohol trinken; Übergewichtige mit Leberverfettung sollten abnehmen. Alkohol und Fettleber verringern die Chance eines Therapieerfolgs.
  • Bei Nebenwirkungen der Therapie wird gelegentlich die Dosis der Medikamente reduziert. Heute weiß man, das dies mit einer Verschlechterung des Ansprechens erkauft wird. Daher – wenn vertretbar – keine Dosisreduktion, sondern Nebenwirkungen besser durch eine zusätzliche symptomatische Therapie behandeln!

Nebenwirkungen einer PEG-Interferon-basierten Therapie

Hier werden einige wichtige Punkte angesprochen, auf die der behandelnde Arzt bei seinen Therapiekontrollen immer Wert legt:

  • Interferon – Fragen nach folgenden Nebenwirkungen: Erniedrigung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Infektionen, Depression, Entwicklung von Autoimmunerkrankungen,
  • Ribavirin – Fragen nach folgenden Nebenwirkungen: ob es zu folgenden Nebenwirkungen gekommen ist: hämolytische Anämie (dadurch Demaskierung einer koronaren Herzkrankheit);
  • Schwangerschaft: Ribavirin ist mutagen und fetotoxisch und führt zu Fehlbildungen beim Kind, daher strenge Antikonzeption (zwei Prinzipien: Kondom + Pille).

Welche Kontrollen durchgeführt werden

Zu den Kontrollen während einer Therapie gehören: Blutbild, Schilddrüsenwerte (TSH), Leberwerte, Nierenwerte, psychisches Befinden, bei Frauen Frage nach Schwangerschaft.

Chancen der DAA-basierten Therapie?

DAAs (direct acting antivirals) hemmen die Vermehrung der Hepatitis-C-Viren sehr effektiv. Bereits sehr geringe Dosen führen zu einer Herabsenkung der Viruskonzentration im Blut unter die Nachweisgrenze. Kombinationen der verschiedenen DAA’s ergaben eine Viruseliminierung von über 90 %, die noch nach 1 – 2 Jahren nachweisbar war. Entsprechend normalisierten sich die Leberwerte. Es besteht die Hoffnung, dass mit diesen Medikamenten die Hepatitis C heilbar ist. Selbst eine durch eine chronische Hepatitis C bedingte Leberzirrhose, die bisher eine Kontraindikation für eine PEG-Interferon+Ribavirin-basierte Therapie darstellte, kann mit hoher Erfolgsrate behandelt werden (siehe hier).


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Verweise

Patienteninfos

Fachinfos