Allgemeines
Virtuelle Koloskopie bedeutet rechnergestützte Nachahmung einer Dickdarmspiegelung. Dabei werden die Grenzfläche der Schleimhaut des Dickdarms zum Darmlumen mithilfe der Computertomographie dargestellt. Das Darmlumen muss dabei durch Gasinsufflation stark aufgebläht werden (CT-Kolonographie, Pneumokolon-CT). Die Schnittbilder werden aneinandergesetzt und die benachbarten Grenzen miteinander zu einer Fläche verbunden. Es entsteht das Bild einer Röhre als Abbild der inneren Oberfläche des Kolons. Dieses virtuelle Gebilde kann man – ebenfalls virtuell – „durchfliegen“ und von innen besichtigen.
Aussagefähigkeit

Mit der virtuellen Koloskopie können Unregelmäßigkeiten der Darmwand erkannt werden. Bei typischer Ausbildung lassen sich Polypen oder sonstige Tumorbildungen differenzieren. Die örtliche Auflösung entspricht der Auflösekraft des CT-Geräts. Eine farbliche Klärung der Veränderungen sind nicht möglich.
Voraussetzung für eine gute Beurteilbarkeit des Kolons ist eine gute Säuberung durch Abführmaßnahmen. Sie erfolgt in gleicher Weise wie für die Dickdarmspiegelung (siehe hier). Damit ist die Möglichkeit gegeben, direkt im Anschluss an eine virtuelle Koloskopie eine herkömmliche Koloskopie anzuschließen, um gleich eventuell erforderliche Gewebeproben entnehmen oder Polypen entfernen zu können.
Die virtuelle Koloskopie erlaubt es damit, unnötige und Patienten belastende Darmspiegelungen zu vermeiden und nur die indizierten herauszufiltern.
Empfindlichkeit
Die Sensitivität für Adenome über 6 mm Größe liegt bei 89 %, die Spezifität bei 75 %. Je kleiner die Adenome sind, desto schlechter ist die Aussagekraft 1. Die Sensitivität ist erst ab einer Polypen- oder Tumorgröße über 5 mm akzeptabel hoch 2.
Nachteile
Die Untersuchungsmethode hat rein diagnostische Möglichkeiten. Nachteile sind folgende:
- Fehlende Möglichkeit zur Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) oder zur Abtragung von Polypen (Polypektomie).
- Mangelnde Differenzierung von Verunreinigungen und kleinen, sessilen Polypen.
- Fehlende Erkennbarkeit von flachen Tumoren, entzündlichen Schleimhautveränderungen oder von Gefäßmissbildungen (Angiodysplasien).
Indikationen
- Untersuchung des Kolons, wenn eine Spiegelung (Koloskopie) kontraindiziert ist, vom Patienten abgelehnt wird oder unvollständig war.
- Beurteilung des Kolons inklusive seiner Wandung (z. B. zur Erkennung von invasivem Wachstum eines Tumors (Kolonkarzinom)) und benachbarter Strukturen.
Kontraindikationen
Kontraindikationen sind Bedingungen mit erhöhter Perforationsgefahr (z. B. nach Polypektomie, bei Divertikulitis, ggf. bei dringender Indikation in Operationsbereitschaft)
Alternative
Die Kolon-Kapselendoskopie ist eine ebenfalls nicht invasive Methode. Sie kommt ohne Sedierung und ohne Gasinsufflation zur Dehnung des Darms aus. Diese Methode ermöglicht auch eine farbliche Darstellung der Oberfläche, nicht aber eine Beurteilung der Wandbeschaffenheit bezüglich Wanddicke, invasivem Wachstum eines Tumors und von Nachbarschaftsbeziehungen (siehe hier).
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Verweise
Weiteres