Die CT-Kolonographie ist eine Untersuchung des Dickdarms durch die Computertomographie (CT) und kann in besonderen Fällen (z. B. bei inkompletter Koloskopie) eine Alternative oder Ergänzung zur Dickdarmspiegelung darstellen. Um den Darm gut beurteilen u können, erfolgt die Darstellung nach Aufdehnung durch ein Gas (meistens CO2). Eine computertechnische Zusammensetzung der Schnittbilder ermöglicht die Herstellung einer Innenansicht des Darmrohrs, das virtuell durchflogen werden kann (virtuelle Koloskopie). Die CT-Kolonographie ermöglicht zudem eine Beurteilung der Darmwanddicke, von infiltrierenden Prozessen (Tumoren) und von Nachbarschaftsbeziehungen zu anderen Organen.
Inhaltsverzeichnis
Synonyme
Pneumokolon-CT. Die CT-Colonographie kann mit geeigneter Software zur virtuellen Koloskopie verwendet werden.
Methode
Voraussetzung für eine gute Aussagekraft ist eine möglichst gute Entleerung des Darms (siehe hier). Zur Entkrampfung des Darms wird vor der Untersuchung Butylscopolamin (Buscopan) injiziert; über den Darmausgang wird Luft in das Darmlumen eingebracht, bis sich der Darm optimal entfaltet hat. Die CT-Bilder werden computertechnisch zu 3-D-Bildern zusammengefügt, sodass die innere Oberfläche des Kolons rekonstruiert werden kann. Die verbundene Bildreihe kann zu einem virtuellen “Flug durch den Darm” (virtuelle Koloskopie), verwendet werden. Voraussetzungen für eine CT-Kolonographie sind ein normaler TSH-Wert, eine gute Nierenfunktion und eine negative Anamnese bezüglich einer Kontrastmittelallergie.
Diagnostische Aussagefähigkeit
Eine gute Darmreinigung ist Vorbedingung für eine aussagekräftige Untersuchung.
Die CT-Bilder können computertechnisch so zusammengesetzt werden, dass die innere Oberfläche des Kolons erkennbar wird. Sie kann virtuell durchflogen werden. Normale Strukturen wie Haustren (schmale Einziehungen der Wand) aber auch pathologische Strukturen wie Polypen oder Krebsgeschwülste können 3-dimensional erkannt werden.
Ein wichtiger Vorteil der Methode besteht darin, dass die Schnittbilder nicht nur eine Aussage über die innere Oberfläche, sondern auch über die Wandung des Kolons und sonstige pathologische Strukturen im Bauchraum ermöglicht. So können z. B. auch Aussagen zu einer Divertikulose oder einer lokale Divertikulitis treffen. Im Falle eines Kolonkarzinoms können auch Metastasen erkannt werden.
Die Auflösung mit den neueren Computertomographen erlaubt prominente Polypen über 10 mm zu etwa 90% zu erkennen, was im Bereich der Sensitivität der Koloskopie liegt. (1)N Engl J Med. 2008 Sep 18;359(12):1207-17 Bei schlechter Vorbereitung ist die Sensitivität für Polypen > 1 cm oft noch immer über 80% (2)Radiology. 2008 Apr;247(1):122-32. Insbesondere flache Polypen können der Diagnostik entgehen. Die Sensitivität unter einer Größe von 5 mm nimmt deutlich ab. (3)Clin Endosc. 2022 Mar;55(2):183-190. doi: 10.5946/ce.2021.254.
Begrenzung der Aussagefähigkeit
Nachteil der CT-Kolonographie ist die fehlende Möglichkeit,
- Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen, was zur Feststellung der Dignität eines Tumors erforderlich ist,
- Polypen abzutragen und
- Blutungsquellen und Angiodysplasien (Gefäßmissbildungen) zu erkennen.
Indikationen
Die CT-Kolonographie steht als diagnostische Möglichkeit vor allem für folgende Indikationen zur Vefügung, (4)Br J Radiol. 2018 Oct;91(1090):20180307. DOI: 10.1259/bjr.20180307.
- wenn der Patient eine indizierte Darmspiegelung (Koloskopie) ablehnt,
- wenn eine indizierte Koloskopie nicht durchführbar ist. Dies kann der Fall sein bei einem Tumor, bei Verwachsungen oder einem überlangen Darm (Colon elongatum). Wird ein abtragungswürdiger Polyp oder ein Tumor entdeckt, steht eine operative Entfernung an.
- als Ersatz für eine Vorsorgekoloskopie, wenn Menschen mit einer stark erhöhten Blutungsneigung, die z. B. unter Antikoagulanzien stehen oder an einem Blutungsübel leiden, untersucht werden sollen.
Als Indikation gilt häufig auch die Verlaufskontrolle nach Behandlung eines Kolonkarzinoms, (die Übernahme der Leistung durch die Krankenkasse muss geprüft werden).
Vorteil der Methode ist eine gleichzeitige Beurteilbarkeit der Darmwanddicken und lokaler oder entfernt liegender Lymphknoten, was bei einer Tumordiagnostik bedeutsam ist.
Pneumokolon-CT vs. Koloskopie
Für die Entdeckung von Darmkrebs wird die Darmspiegelung (Koloskopie) als Goldstandard angesehen. Die Pneumokolon-CT-Untersuchung war jedoch nach einer chinesischen Studie der Endoskopie nicht unterlegen. (5)BMC Med Imaging. 2020 May 18;20(1):51. DOI: 10.1186/s12880-020-00446-7. PMID: 32423413; PMCID: … Continue reading Sie kann mit hoher Präzision Aussagen zur Lokalisation und Ausbreitung des Tumors treffen. (6)World J Surg Oncol. 2021 Apr 15;19(1):120. DOI: 10.1186/s12957-021-02215-4. PMID: 33858443; … Continue reading Eine “dual-energy”-CT-Kolonographie erhöht die Aussagekraft, besonders bei suboptimaler Darmreinigung. (7)Radiology. 2020 Oct;297(1):99-107. DOI: 10.1148/radiol.2020200032. Epub 2020 Jul 28. PMID: … Continue reading
Verweise
Literatur