Spondylodiszitis (auch Spondylodiscitis) bedeutet Entzündung der Bandscheibe durch eine Infektion mit bakteriellen Erregern oder Pilzen.
Allgemeines
Eine Spondylodiszitis kommt häufig in der Folge von Entzündungen benachbarter Wirbelkörper zustande und kann Ursache von Fieberschüben und septischen Absiedlungen im Körper sein 1. Fälle einer pyogenen Spondylodiszitis (bakterielle, eitrige Bandscheibenentzündung) betreffen nur 2 – 7 % der Fälle einer spinalen Osteomyelitis (Entzündung der Wirbelkörper); die Infektion ist in diesen Fällen von den benachbarten Wirbelkörpern auf die zwischen ihnen liegende Bandscheibe (Discus intervertebralis) übergegangen. Förderlich für eine solche Ausbreitung sind Unterernährung, Immunschwäche, Alkoholismus, Diabetes mellitus und Drogenmissbrauch sowie eine Dauermedikation von Kortikosteroiden. Eine in diesem Rahmen auftretende Spondylodiszitis wird oft um Monate verzögert diagnostiziert. Da die Durchblutung der Bandscheibe gering ist, kommen Antibiotika nur verzögert und in geringer Menge dorthin. Die Behandlung ist daher langwierig. Die Prognose ist wegen der Gefahr einer von ihr ausgehenden Gefahr einer septischen Streuung (Verbreitung von Bakterien über die Blutbahn) eingeschränkt; die Sterberate ist hoch. 2 3
→ Sepsis
Entstehung
Die Bandscheibeninfektion kommt häufig durch Nachbarschaftsverhältnisse zu infizierten Wirbelkörpern zustande. Immungeschwächte Patienten tragen ein erhöhtes Risiko. Auch eine septische Genese, z. B. durch eine bakteriell streuende Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut und Herzklappen), kann Ursache sein.
Erreger
Am häufigsten finden sich bei einer CT-gestützten Biopsie mit bakterioloischer Analyse in einer Auswertungsstudie Staphylococcus aureus 65 % (n: 21), Staphylococcus aureus MRSA 9,3 % (n: 3), Staphylococcus epidermidis 6,25 % (n: 2), E. coli 6,25 % (n: 2), Pseudomonas aeruginosa 6,25 % (n: 2), Haemophilus influenzae 3,12 % (n: 1), Enterococcus 3,12 % (n: 1). 4
Infektionsweg
- Hämatogen (über das Blut): daher Suche nach einer Infektionsquelle, z. B. Ausschluss einer bakteriellen Endokarditis (Herzecho),
- nach einem invasiven Eingriff,
- von einer infektiösen Spondylitis (Wirbelkörperentzündung) weitergeleitet.
Verlauf
Meistens verläuft die Erkrankung akut mit Fieberschüben und Schüttelfrösten und lokalen Rückenschmerzen. Die Wirbelsäule ist an der Entzündungsstelle stark klopfschmerzhaft. Der Verlauf kann chronisch werden, vor allem nach / unter einer insuffizienten antibiotischen Therapie.
Eine von einer Spondylodiszitis ausgehende Bakteriämie kann Ursache einer bakteriellen Herzklappenentzündung (Endokarditis) sein, die rasch zu einer lebensbedrohlichen Insuffizienz von Herzklappen (beispielsweise eine Mitralinsuffizienz oder Aorteninsuffizienz) führen kann. Das Herz ist daher in der akuten Phase täglich abzuhören und regelmäßig in Abständen über Echokardiographie zu kontrollieren.
Diagnostik
- Anamnese: lokalisierte Rückenschmerzen ungeklärter Genese, Schüttelfröste,
- Untersuchung: Klopfschmerz in Höhe des betroffenen Discus intervertebralis, Stauchungsschmerz, Fieber oft mit septischen Spitzen,
- MRT der Wirbelsäule (sicherste Nachweismethode) *Blutkulturen (besonders in septischen Spitzen),
- Labor: Entzündungsparameter erhöht wie BSG (kann stark erhöht sein), CRP und Leukozytose,
- Bakteriologie: Während septischer Spitzen sollten aerobe und anaerobe Blutkulturen abgenommen werden, und zwar gleich zu Beginn eines Schüttelfrosts.
- Jede Spondylodiszitis ohne Fieber und septische Temperaturen und ohne Erregernachweis sollte an eine Tuberkulose denken lassen. Spondylitis der Nachbarwirbel? Ggf. Punktion bzw. Knochenstanze zur Erregerdiagnostik und Histologie.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen folgende in Betracht: Tumor, Fraktur eines Wirbelkörpers, Wirbelkörpertuberkulose.
Therapie
- Ruhigstellung: z. B. Brustgips für 8 Wochen (Bereich 6–10 Wochen)
- Antibiotika (gezielt, daher zuvor Kulturen aus Blut oder ggf. auch aus einer Stanze), Dauer in der Regel 6 Wochen bis 3 Monate bzw. 6 Wochen nach Normalisierung der Entzündungsparameter. Die am häufigsten verwendeten Antibiotikakombinationen sind laut einer Publikation Levofloxacin + Rifampicin, Teicoplanin + Rifampicin sowie Vancomycin + Rifampicin. 4
- ggf. operatives Debridement und Entlastung des Spinalkanals, ggf. Spondylodese. Ziele einer Operation können das Debridement des infizierten Gewebes, die Entnahme von Gewebeproben oder die neurale Dekompression und die Stabilisierung sein 5.
Der Erfolg der Behandlung ist bemerkenswert hoch. Es wird in einer Publikation eine Heilung von 85,7 % durch konservative Behandlung berichtet; 14,3 % mussten sich einer Operation unterziehen (Dekompression, Säuberung, Stabilisation). Kompliationen können eine Kyphose, ein Cauda-equina-Syndrom und weiter bestehende Schmerzen (21 %) sein. 4
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Verweise
Weiteres
- Dtsch Arztebl 2008; 105: 181-187[↩]
- Eur Spine J. 2009 Jun;18 Suppl 1(Suppl 1):143-50. doi: 10.1007/s00586-009-0979-8[↩]
- Br J Hosp Med (Lond). 2022 Oct 2;83(10):1-9. doi: 10.12968/hmed.2021.0448[↩]
- Eur Spine J. 2009 Jun;18 Suppl 1(Suppl 1):143-50. DOI: 10.1007/s00586-009-0979-8.[↩][↩][↩]
- Br J Hosp Med (Lond). 2022 Oct 2;83(10):1-9. doi: 10.12968/hmed.2021.0448[↩]