Ranolazin (Ranexa®) ist ein Medikament zur Behandlung der ischämischen Herzkrankheit und Angina pectoris und schützt zudem vor schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen. Aufgrund von Studienergebnissen wurde es auf dem Europäischen Markt zur Behandlung der chronisch stabilen Angina pectoris als Zusatztherapie zugelassen, wenn Erstlinienmedikamente wie Betablocker oder Kalziumantagonisten nicht ausreichend wirksam sind oder nicht vertragen werden.
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Ranolazin ist ein Medikament, welches die Behandlungsmöglichkeiten einer Angina pectoris für den Fall erweitert, dass die herkömmliche Therapie nicht vertragen wird oder nicht wirkt. Haupteigenschaften:
Eine Zusammenfassung der Studien besagt, dass die Effekte nur gering ausfallen. Ranolazin wird bis auf gelegentliche Nebenwirkungen vor allem des Magendarmtrakts gut vertragen. Selten trat in den Studien unter Ranolazin eine plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkopen) auf. Wichtig ist es, Arzneimittelwechselwirkungen zu berücksichtigen. Eine neue Indikation scheint sich bei der begleitenden Behandlung von invasiven bösartigen Tumoren ergeben zu können. |
Wirkmechanismus
Ranolazin ist ein Piperazinderivat, das den späten Natriumeinstrom in die Herzmuskelzellen während des Aktionspotentials hemmt. Damit wird auch der vom Natriumaustausch abhängige Kalziumeinstrom gehemmt, was wiederum zu einer verlängerten Diastole (Füllungsphase der Herzkammern) und einem verbesserten Blutfluss in den Herzkranzgefäßen, einer erhöhten elektrischen Stabilität und einem niedrigeren Sauerstoffbedarf führen soll. Über den verbesserten Koronarfluss wirkt Ranolazin antianginös. Über die erhöhte elektrische Stabilität senkt es zudem das Risiko von Vorhofflimmern und Kammerflimmern 1. Ein wesentlicher Einfluss auf Blutdruck und Herzfrequenz besteht offenbar nicht.
Einnahme
Empfohlen wird eine aufsteigende Dosierung nach Anleitung (siehe Angaben auf dem Beipackzettel) bis max. Dosis 2 x 750 mg/Tag (keine Gewähr für Dosisangaben).
Stoffwechsel
Ranolazin wird zu etwa 2/3 über die Nieren ausgeschieden. Zudem wird es über das Cytochrom-P450-System (überwiegend CYP3A4 und CYP2D6) abgebaut. Damit erklären sich eine Reihe von Interaktionen mit anderen Medikamenten, die ebenfalls über dieses Cytochrom verstoffwechselt werden.
Arzneimittelwechselwirkungen
Eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden, so beispielsweise folgende:
- Itraconazol sowie Clarithromycin hemmen CYP3A4 stark und erhöhen so den Wirkspiegel von Ranolazin; solche Medikamente sollten nicht zusammen verordnet werden.
- Erythromycin und Verapamil hemmen CYP3A4 mäßig und können ebenfalls zu einer Erhöhung des Wirkspiegels von Ranolazin führen.
- Carbamazepin induziert CYP3A4 und vermindert die Plasmakonzentration und damit die Wirkung von Ranolazin deutlich.
- Ranolazin kann die Wirkung von Digitalispräparaten, Statine und trizyklischen Antidepressiva und Neuroleptika (antipsychotische Medikamente) erhöhen.
Nebenwirkungen
Es wird in den Studien eine gute Verträglichkeit angegeben. Es können in Einzelfällen Verstopfung, Übelkeit, Schwindel und selten auch Synkopen auftreten.
Studien
In der CARISA-Studie (Combination Assessment of Ranolazine In Stable Angina) 2 an 823 Patienten wurde unter Ranolazin (2 x 750 oder 1000 mg pro Tag) eine erhöhte Toleranz gegenüber körperlicher Belastung und eine Reduktion der Angina-pectoris-Anfälle gegenüber Placebo (2,1 vs. 3,3 pro Woche) festgestellt. Beide Dosen waren ähnlich effektiv.
In der ERICA-Studie (Efficacy of Ranolazine In Chronic Angina) 3 an 565 Patienten führte Ranolazin zu einer signifikanten Reduktion der Angina-pectoris-Attacken auf im Mittel 3,3 gegenüber Placebo mit 4,3 pro Woche; es wurde gut toleriert.
Eine Cochrane-Auswertung 2017 der bis dato verlässlichen Studien über 17 RCTs (randomisierte, doppelt verblindete Studien an 9975 Teilnehmer, Durchschnittsalter 63,3 Jahre) besagt, dass der Effekt bei stabiler Angina pectoris bezüglich Sterblichkeit und Häufigkeit der Angina-pectoris-Anfälle im Vergleich zu Placebo gering bzw. unsicher ist 4.
In der MERLIN-TIMI 36-Studie (Metabolic Efficiency with Ranolazine for Less Ischemia in Non-ST-Elevation Acute Coronary Syndrome–Thrombolysis in Myocardial Infarction 36) wurde an 6560 Patienten festgestellt, dass Ranolazin die Zahl der supraventrikulären Arrhythmien reduzierte 5 Zusammen mit Dronedaron scheint der Effekt besonders ausgeprägt zu sein 6.
Anti-Krebs-Wirkung
Ranolazin hemmt laut einem Überblick 7 die Invasivität von Krebszellen in vitro, insbesondere unter Sauerstoffmangel. Es unterdrückt in vivo die metastatische Ausbreitung von Brust- und Prostatakrebs und des Melanoms. Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist unter Ranolazin laut den referierten Studien um ca. 60 % reduziert. Auch vermindert es die nachteiligen Auswirkungen einer Chemotherapie auf Herz und Gehirn. Ein Grund dafür, dass dieses Antiarrhythmikum gegen Krebszellen wirksam ist, liegt vermutlich in ihrer Eigenschaft elektrisch erregbare Membranen zu haben, und dass eine elektrische Erregung, die Krebszellen aggressiv, hyperaktiv und invasiv macht 8.
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Verweise
Patienteninfos
Cave: Dosierungen nicht ungeprüft übernehmen.
Referenzen
- Europace. 2013 Mar;15(3):317-24[↩]
- JAMA. 2004 Jan 21;291(3):309-16[↩]
- J Am Coll Cardiol. 2006 Aug 1;48(3):566-75[↩]
- Cochrane Database Syst Rev. 2017 Feb 8;2(2):CD011747. doi: 10.1002/14651858.CD011747.pub2[↩]
- Circulation. 2011;124:A13789[↩]
- J Am Coll Cardiol. 2010 Oct 5; 56(15):1216-24[↩]
- Br J Cancer. 2024 May;130(9):1415-1419. doi: 10.1038/s41416-024-02622-w[↩]
- J Clin Exper Oncol. 2014;S1:005. 10.4172/2324-9110.S1-005.[↩]