Das Wichtigste verständlich
Die Legionellose ist eine bakterielle Multiorganerkrankung, bei der eine schwere Lungenentzündung (Legionellenpneumonie) häufig im Vordergrund steht. Sie tritt gehäuft in einer eng zusammenlebenden Gemeinschaft auf.
- Die häufigsten klinischen Befunde sind Fieber-, Atem-, Magen-Darm- und neurologische Symptome.
- Die Diagnostik stützt sich auf einen 4-fachen Anstieg der Legionellen-Antikörper im Blut, einen positiven Legionella-Urinantigen-Test oder/und einen Erregernachweis aus Sputum oder einer bronchoalveolaren Lavage.
- Die Behandlung ist mit Antibiotika der Makrolid- oder Chinolongruppe am ehesten erfolgreich und sollte möglichst früh beginnen 1 2.
- Die Mortalität (Sterblichkeit) ist hoch.
Erreger
Der Erreger einer Legionellose ist Legionella pneumophila (gelegentlich auch L. pneumonia). Es sind multiple Serogruppen mit unterschiedlicher Virulenz bekannt 3. Wichtige Charakteristika:
- Der Keim ist ein aerobes, nicht-sporenbildendes, gramnegatives, flagelliertes Bakterium.
- Er wächst als ein intrazellulärer Parasit in Gewebsmakrophagen und kann von diesen nicht eliminiert werden.
- Er vermehrt sich in Wasserreservoirs und -filtrationsanlagen und verteilt sich über Wassertröpfchen (Aerosole) besonders in Duschen, wo er eingeatmet wird.
Übertragung
Die Infektion erfolgt in der Regel durch kontaminiertes Wasser und Aerosole (Duschen, Wasserleitungen, Zerstäuber), Niederschlag, hohe Luftfeuchtigkeit und Arbeit in Gärten mit Kompost. Selten geschieht sie von Mensch zu Mensch. Bei gehäuftem Auftreten in engen Gemeinschaften (community acquired pneumonia, CAP) muss nach einer gemeinschaftlichen Infektionsquelle gesucht werden.
Inkubation
Die Inkubationszeit beträgt 2 – 10 Tage.
Symptomatik
Schüttelfrost und hohes Fieber, trockener Husten, manchmal zentralnervöse Beteiligung mit Somnolenz und Lethargie, komplizierend oft Diarrhö, Exsikkose und Nierenbeteiligung.
Nachweis einer Legionelleninfektion durch Anstieg des Antikörpertiters, durch IFT oder RIA oder durch Erregernachweis aus Sputum oder bronchoalveolärer Lavage.
Diagnostik
Es stehen verschiedene Nachweismethoden zur Verfügung 4.
Bakterielle Kultur: Dauer von 5 Tage. Sie hat eine Sensitivität von 20 – 80 %. Vorteil ist, dass sie alle Legionella-Arten erkennt.
Legionella-Harnantigen: Sensitivität 70 – 100 %. Nachweis meist nur von Legionella pneumophila.
Serologischer Nachweis (Nachweis von IgM-Antikörpern): Sensitivität 80 – 90 %.
Therapie
Am erfolgreichsten sind die Antibiotikagruppen der Makrolide oder der Fluochinolone. In einer retrospektiven Zusammenstellung von Fällen wurden zur Behandlung einer Legionellen-Infektion am häufigsten Levofloxacin oder Azithromycin verwendet. Ein früher Beginn verbessert die Heilungschancen erheblich 2.
Bei älteren Menschen und schwerkranken Patienten mit Abwehrschwäche kann es empfehlenswert sein, wegen einer möglichen gleichzeitigen anderen bakteriellen Infektion eine Doppelantibiose mit einem ß-Laktam-Präparat und mit einem Makrolid oder einem Chinolon durchzuführen. 5 6
Mortalität
Die 30-Tage-Mortalität einer atypischen Legionellen-bedingten Pneumonie ist (nach einer israelischen Studie) mit 18,6 % hoch. Patienten mit einer im Krankenhaus erworbenen Legionellenpneumonie hatten trotz Therapie eine exorbitant hohe Sterblichkeit von 41% 7.
Prophylaxe
Boiler oder andere Warmwasserspeicher sollten eine Mindesttemperatur von 60 Grad Celsius aufweisen, damit die Bakterien abgetötet werden (Empfehlung z. B. von Verbraucherzentralen). Das Umweltbundesamt empfiehlt 70 Grad bei der Warmwasserzubereitung (siehe hier). Eine wissenschaftliche Untersuchung über Legionellenausbrüche in Abhängigkei von der Warmwassertemperatur in Hotels ergab eine Temperatur von 55 Grad als Cutoff mit einer AUC von 0,914 (91,4 % Reduktion eines Legionellennachweises) 8.
Neue Biosensor-Techniken erleichtern und beschleunigen den Nachweis eines L. pneumophilae-Befalls von möglichen Infektionsquellen, sodass sie elimiert werden können 9.
→ Erreger und Therapie einer Pneumonie
Pontiac-Fieber
Dies ist eine hier seltene, milde und selbstlimitierend verlaufende grippeähnliche Erkrankung ohne Lungenbeteiligung, die durch eine spezielle Serogruppe des Erregers L. pneumophilae ausgelöst wird. Die Symptomatik besteht aus leichtem Fieber bis Schüttelfrost, Muskelschmerzen (Myalgie) und Kopfschmerzen über 2 bis 5 Tage. Die Sterblichkeit ist kaum oder nicht wesentlich erhöht 10.
Verweise
Referenzen
- Clin Chest Med. 2017 Mar;38(1):45-58. doi: 10.1016/j.ccm.2016.11.011[↩]
- Microorganisms. 2023 Feb 16;11(2):498. doi: 10.3390/microorganisms11020498[↩][↩]
- Infect Immun. 2002 Nov;70(11):6273-83[↩]
- Clin Chest Med. 2017 Mar;38(1):45-58.[↩]
- Front Pharmacol. 2021 Oct 19;12:680178. DOI: 10.3389/fphar.2021.680178.[↩]
- Biosci Trends. 2016 Feb;10(1):7-13. doi: 10.5582/bst.2016.01021[↩]
- Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2021 Jul;40(7):1419-1426. doi: 10.1007/s10096-021-04172-y[↩]
- Water Res. 2020 Sep 1;182:115943. doi: 10.1016/j.watres.2020.115943.[↩]
- Microorganisms. 2024 Sep 6;12(9):1855. doi: 10.3390/microorganisms12091855[↩]
- Am J Epidemiol. 1981 Sep;114(3):337-47[↩]