Funktionelle Dyspepsie

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Die funktionelle Dyspepsie ist eine Störung des oberen Magendarmtrakts ohne morphologisches Korrelat. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt und führt vielfach zu unnötigen, aufwändigen und invasiven Untersuchungen. 1 2

Entstehung


Ursache und Pathogenese sind unklar. Ob Helicobacter pylori eine Rolle spielt, ist umstritten. Neuere Erkenntnisse besagen, dass wohl verschiedene Typen bestehen. In einer Studie fanden sich in der Gruppe mit vorherrschenden Schmerzen mehr Patienten mit Helicobacter-pylori-Infektionen, in der mit vorherrschendem Völlegefühl mehr Patienten mit Magenentleerungsverzögerungen und begleitendem Reizdarmsyndrom. Es gibt daher möglicherweise zwei Dyspepsietypen:

  • den Schmerztyp
  • den Völletyp
  • ein gemischter Typ

Eine neuere Nomenklatur bezeichnet die Typen folgendermaßen 1:

  • postprandiales Distress-Syndrom (PDS),
  • epigastrisches Schmerzsyndrom (EPS) und
  • ein Subtyp mit überlappenden PDS- und EPS-Merkmalen.

Symptomatik

Es finden sich unspezifische Beschwerden, wie Übelkeit (Nausea), Völlegefühl und epigastrische Schmerzen. Sie sind häufig verbunden mit den Symptomen des Reizdarmsyndroms wie vermehrter schmerzhafter Meteorismus und durchfällige Stühle oder Verstopfung (Obstipation).

Diagnostik

Die Diagnostik ist im Prinzip eine Ausschlussdiagnostik. Grundlage ist eine ausführliche Anamnese!

  • Gastroskopie: Sie dient der Ulkus-, Gastritis- und Tumordiagnostik und der Beurteilung eines galligen Refluxes oder einer Entleerungsstörung des Magens. Gastroskopisch findet sich bei einer funktionellen Dyspepsie gelegentlich eine erkennbare Hypermotilität, eine funktionelle Pylorusenge (Pylorospastik) oder ein galliger Reflux mit gastritischen Veränderungen (Typ C-Gastritis) und intestinalen Metaplasien, manchmal auch eine auffallende Hypomotilität. Sie deuten auf dyskinetische Veränderungen, die wesentlich an der Symptomatik beteiligt sein können.
  • Weiterführende Untersuchungen: Dazu gehören u. U. eine MRCP oder ERCP oder eine hepatobiliäre Sequenzszintigraphie; sie dienen zum Ausschluss seltener Differenzialdiagnosen, wie einer Sphincter-Oddi-Dysfunktion oder Papillensklerose, und sind nur in schwierigen Fällen erforderlich. Gelegentlich kann auch eine Refluxkrankheit differenzialdiagnostisch infrage kommen, die über eine 24h-pH-Metrie weiter abgeklärt werden kann, sofern die Magenspiegelung (ÖGD) nicht bereits eine erosive Refluxkrankheit (ERD) erkennen lässt.
  • Vor aufwendigen, eingreifenden und belastenden diagnostischen Maßnahmen sind bei entsprechender Diagnosehypothese ex-juvantibus-Therapieversuche („zum Ausprobieren“) gerechtfertigt.

Therapie

Die Behandlung der funktionellen Dyspepsie beruht auf mehreren Ansätzen. 2

  • Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon) können in vielen Fällen bereits zu einer deutlichen Verbesserung führen. Wenn eine Hypersekretion sauren Magensafts vorliegt, nutzen zusätzlich Protonenpumpenblocker.
  • Zur Bindung von Gallebestandteilen, die durch galligen Reflux aus dem Zwölffingerdarm in den Magen gelangen und dort eine chronische Gastritis fördern, kann ein Antazidum zwischen den Mahlzeiten dienen.
  • In Fällen eines ausgeprägten galligen Refluxes sind diese Maßnahmen manchmal unzureichend; dann sollte eine biochemische Umstimmung der Galle durch 3 x 250 mg Ursodesoxycholat für einige Wochen versucht werden.
  • Wenn eine dichte Helicobacter-Besiedlung der Magenschleimhaut festgestellt wird, ist in fast jedem Fall eine Eradikation sinnvoll, alleine schon um Komplikationen und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Sie ist bezüglich der Symptomatik manchmal, jedoch nicht in jedem Fall erfolgreich.

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Verweise

Weiteres

Referenzen

  1. Nat Rev Dis Primers. 2017 Nov 3;3:17081. doi: 10.1038/nrdp.2017.81.[][]
  2. Dtsch Arztebl Int. 2018 Mar 30;115(13):222-232. doi: 10.3238/arztebl.2018.0222.[][]