Als Anionenlücke wird die Differenz der Summe der quantitativ bedeutendsten Anionen und Kationen im Blut bezeichnet. Sie wird bestimmt, wenn Stoffwechselentgleisungen vorliegen, z. B. im Rahmen einer Zuckerkrankheit, einer Sepsis oder einer ausgedehnten Mangeldurchblutung eines stoffwechselaktiven Organs.
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Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Alle Anionen und alle Kationen im Blut zusammengenommen sind elektroneutral. Überschlagsweise wird zur Berechnung der Anionenlücke nur die Konzentrationen von Na+, Cl- und HCO3- zugrunde gelegt:
[Na+] – ([Cl-] + [HCO3-]).
Wenn die Differenz der Anionen zu den Kationen größer als 10 (Grenzwerte bis max 16) mval/l ist, muss davon ausgegangen werden, dass ein weiteres Anion im Blut dafür verantwortlich ist. Die übrigen normalerweise im Blut vorhandenen anorganischen Anionen, wie Phosphat und Sulfat, sind alleine dafür in der Regel nicht verantwortlich. Als weiteres Anion kommt vor allem Laktat dafür in Frage. Laktat ist besonders bei einer schweren bakteriellen Infektion bzw. Sepsis oder bei einer Komplikation im Zuckerstoffwechsel erhöht; und bei solch einem Verdacht wird die Anionenlücke untersucht. (Zu den Differenzialdiagnosen siehe unten.)
Normale Anionenlücke
Die normale Anionenlücke beträgt:
Na+ (138 mval/l) minus (Cl- (100 mval/l) plus HCO3- (25 mval/l)) = 138 – 125 = 13 mval/l.
Differenzialdiagnosen
Eine vergrößerte Anionenlücke deutet indirekt auf eine vermehrte Konzentration von organischen Säuren im Blut hin. Differenzialdiagnosen sind:
- Ketoazidose bei Diabetes mellitus (i.d.R. Typ 1), bei Alkoholvergiftung oder bei Mangelernährung (Malnutrition),
- Laktatazidose bei Sepsis,
- Laktatazidose bei Ischämie eines großen Stromgebiets (z. B. Darmischämie durch Mesenterialinfarkt, Ischämie einer Extremität),
- Niereninsuffizienz: hierbei werden häufig nicht nur zu wenig Bikarbonat, Phosphat und Sulfat sondern auch organische Säuren (wie Urate und Hippurate) ausgeschieden und daher im Blut retiniert.
Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).